Alex Zanardi: «Valtteri Bottas ist kein Nico Rosberg»
Alex Zanardi beim Training
Es ist eine der heissesten Fragen vor der Formel-1-WM-Saison 2017: Wie wird Nico-Rosberg-Nachfolger Valtteri Bottas bei Weltmeister Mercedes mit Lewis Hamilton klarkommen? Rosberg selber hat festgehalten: «Ich werde die Rennen im TV gucken, und ich freue mich darauf zu sehen, wie Valtteri klarkommt. Lewis ist eine tolle Messlatte, er ist nicht nur derzeit einer der Besten, er ist überhaupt einer der besten Formel-1-Fahrer, die es je gegeben hat. Einfach wird das für Bottas bestimmt nicht. Ich werde keine Geheimnisse über Lewis Hamilton verraten oder Valtteri Tipps geben, wie er seinen Stallgefährten bezwingen kann. Klar kenne ich Lewis sehr gut, aber ich bleibe da ganz neutral.»
Die italienische Rennlegende Alex Zanardi war heute Dienstag Ehrengast von Pirelli in Turin, bei der Präsentation des Motorsportprogramms des Mailänder Reifenherstellers. Dabei ist Zanardi auch auf die Chancen von Bottas angesprochen worden.
Der 50jährige Alex meint: «Lewis Hamilton hat schon mehrfach bewiesen, dass er selbst unter den grossen Rennfahrern Extraklasse hat. Nico Rosberg hat ihn bezwungen, das sagt alles über die Qualitäten des Deutschen aus. Aber jetzt ist Nico nicht mehr da. Bottas ist ein sehr guter Fahrer, keine Frage, aber ist kein Nico.»
«Für Lewis Hamilton macht das alles die Aufgabe leichter, in der WM das Kommando zu übernehmen. Dahinter sehe ich für Red Bull Racing bessere Möglichkeiten, Mercedes in die Quere zu kommen, als für Ferrari. Ich traue Daniel Ricciardo und vor allem Max Verstappen eine ganze Menge zu.»
Alex Zanardi – ein Gigant
Alex Zanardi hat bei den Paralympics 2016 in Rio seine insgesamt vierte Goldmedaille geholt, dazu eine Silbermedaille. Die gewann Zanardi ausgerechnet am 15. September, also exakt 15 Jahre nach seinem fürchterlichen Unfall auf dem Lausitzring, der ihn seine Beine gekostet hat. Der 15. September 2001 hat das Leben von Alex Zanardi komplett verändert: Bei einem IndyCar-Unfall auf dem Lausitzring wäre der Italiener fast verblutet, die schell und klug handelnden Ärzte konnten sein Leben, nicht aber seine Beine retten.
Zanardi, von 1991 bis 1999 in der Formel 1 unterwegs, vorher und nachher im IndyCar-Sport, geniesst seit seinem schlimmen Unfall 2001 in der Lausitz weit über Motorsportkreise hinaus Heldenstatus: Wie er mit seinem Schicksal fertig wurde und trotz seiner verlorenen Beine sein Leben meistert, ist nicht nur für behinderte Menschen ein leuchtendes Vorbild.
Nur einen Tag vor dem besonderen Datum triumphierte Zanardi im September 2016 im Handrad-Wettbewerb der Klasse H5 (in den Klassen H1 bis H4 wird liegend gefahren, in der H5 knieend). Zum Abschluss gab er noch einmal alles und sicherte sich im Mannschaftsrennen gemeinsam mit Vittorio Podesta und Luca Mazzone für Italien erneut Gold.
Es war das vierte Gold für Zanardi, nachdem er in London 2012 Zeitfahren und Strassenrennen der Klasse H4 gewonnen hatte, zudem gab es damals mit der italienischen Mannschaft Silber. Seit 2013 tritt Alex in der Klasse H5 an.
Wer mehr über das Leben von Alex Zanardi und seine Einstellung erfahren will, dem lege ich sein hervorragendes Buch «Nicht zu bremsen» ans Herz. Es ist im Fachhandel erhältlich.