Carlos Sainz verschwendet keinen Gedanken an Renault
Wenige Tage vor dem Start der Vorsaison-Testfahrten vor den Toren von Barcelona dominieren die präsentierten GP-Renner für 2017 die Formel-1-Schlagzeilen. Mit Renault, Mercedes, Force India, Ferrari und McLaren haben denn auch schon einige Teams ihre Autos vorgestellt, mit denen sie in die neue Ära der Königsklasse starten wollen. Auch Williams und Sauber haben der Welt schon die ersten Bilder ihres neuen WM-Flitzers gezeigt.
Doch trotz der Fülle an gesicherten Informationen, die in diesen Tagen die Runde machen, bleiben auch die Gerüchteköche des Fahrerlagers weiter aktiv – und sorgen für Diskussionen. So auch in Spanien, wo die GP-Zukunft von Toro Rosso-Talent Carlos Sainz im Mittelpunkt des Interesses steht. Denn der schnelle 22-Jährige aus Madrid weckt bei der Konkurrenz Begehrlichkeiten, wie die Abwerbungsversuche des Renault-Werksteam in den letzten Monaten gezeigt haben.
Die Renault-Führung machte kein Geheimnis daraus, dass sie den jungen Sainz gerne abwerben würden – und das im Wissen, dass der Red Bull-Pilot über einen wasserfesten Vertrag verfügt. Aus der angestrebten Verpflichtung für 2017 wurde denn auch nichts. Stattdessen verloren die Franzosen ihren Fahrer Kevin Magnussen an Haas F1, weil dem Dänen die Hinhaltetaktik der Team-Führung und das öffentliche Buhlen um andere GP-Stars zu viel wurde.
Weil Renault mit dem spanischen Versicherungs- und Finanzdienstleistungskonzern «Mapfre» einen neuen Sponsor gefunden hat, gehen einige Beobachter davon aus, dass das Interesse der Franzosen am spanischen Talent nicht abgeflaut ist. Das ist gut möglich, doch Sainz selbst verschwendet offenbar keinen Gedanken an einen möglichen Wechsel zum Rennstall aus Enstone, wie sein Vater gegenüber der Nachrichtenagentur «EFE» betont.
Die gleichnamige Rallye-Legende winkt auf Nachfrage ab: «Renault? Darüber habe ich noch nicht einmal nachgedacht. Das kommt von den Journalisten.» Und er stellt klar: «Es wäre unangemessen, jetzt darüber zu sprechen. In seinem Kopf dreht sich alles um Toro Rosso und darum, das Beste aus dem neuen Auto zu holen.»
«Ich bin überzeugt, dass er seine Chance bekommen wird, wenn Carlos erneut ein gutes Jahr hat und so viel Leistung wie möglich aus dem Auto kitzelt. Und was den Rest angeht, das sollte er schnell wieder vergessen», fügt der zweifache Rallye-Weltmeister an.
Auch Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko befürchtet den Verlust seines Schützlings nicht. Der 73-jährige Grazer erklärte im Interview mit den Kollegen von «Auto-Motor-und-Sport.de»: «Wir haben bekanntermassen längerfristige Verträge. Und die Situation bei Mercedes hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass man Reserven hat. Unser Sainz ist ganz klar die Edelreserve für den Fall, dass einer der beiden Red Bull Racing-Stammfahrern irgendetwas passiert.»
Der Österreicher betonte auch: «Toro Rosso ist ein gutes Mittelfeldteam. Und was Sainz angeboten bekommen hat, war auf gleichem oder sogar schlechterem Niveau. Es st ja nicht Ferrari gekommen und hat gesagt: Wir wollen dich.» Und was passiert, wenn das älteste GP-Team der Formel-1-Geschichte doch noch kommen sollte? «Dann müssen wir reden», lautet Markos Antwort.