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Toto Wolff (Mercedes): Siege gegen Ferrari wertvoller

Von Mathias Brunner
Toto Wolff

Toto Wolff

​Für die Formel-1-Fans verläuft die Saison 2017 bislang prima: Endlich kämpfen wieder zwei Teams um die Vormacht, die Dominanz von Mercedes ist beendet. Teamchef Toto Wolff spricht über die Gründe.

Wo ist die Dominanz von Mercedes-Benz hingekommen? Nach Seriensiegen in der neuen Turbo-Ära und drei WM-Titeln in Folge erhält der in England angesiedelte Formel-1-Rennstall der Deutschen ordentlich Gegenwind – aus Italien, genauer: aus Maranello. Ferrari fährt derzeit auf Augenhöhe mit Mercedes-Benz. Das ist für die meisten GP-Fans ein Festschmaus, für Mercedes ist es weniger angenehm.

Teamchef Toto Wolff im Fahrerlager des Shanghai International Circuit: «Der ganze Winter war für uns nicht ganz unproblematisch, angefangen beim überraschenden Rücktritt von Nico Rosberg.»

Es war nicht der einzige Abgang eines Top-Mannes: Auch Technikchef Paddy Lowe verabschiedete sich, Richtung Williams.
Wolff weiter: «Man muss Veränderungen mit offenen Armen empfangen, aber wenn Veränderungen aus heiterem Himmel kommen, dann ist das nicht immer einfach. Ferrari hatte vom ersten Wintertesttag an ein konkurrenzfähiges Auto. Vor allem schafft es Ferrari offensichtlich sehr gut, die Reifen ins optimale Betriebsfenster zu bringen. Wir hatten einige Hürden zu überwinden, um den Wagen leistungsfähiger zu machen, der Winter war nicht einfach.»

«Der aufregende Teil besteht daraus, dass wir über diese neuen Autos so viel lernen können. Das Ganze ist eine tolle Herausforderung, und wir lieben das.»

Was Wolff besonders freut: «Valtteri Bottas hat am Freitag ja kaum fahren können, dennoch liegt er im Abschlusstraining nur knapp zwei Zehntel hinter Lewis. Das ist eine starke Leistung – vor allem wenn wir daran denken, dass Hamilton eine tolle Runde gelungen ist. Ich freue mich auch sehr darüber, wie gut Lewis und Valtteri zusammenarbeiten.»

«Hier in China war das für die Techniker der Horror. Sie hatten viel zu wenige Daten zur Verfügung, weil wir alle am Freitag kaum gefahren sind. Gleichzeitig musst du abschätzen, was du von der Abstimmung her machen willst, weil es ja möglich ist, dass wir am Sonntag auf nasser Bahn fahren.»

Wie geht es nun weiter? Toto Wolff: «Wir nehmen Ferrari überaus ernst. Sie waren in Australien schnell, sie sind hier in China schnell, in Sachen Speed zeichnet sich da ein klares Bild ab. Also erwarten wir auch weiterhin einen harten Kampf mit Ferrari. Dahinter folgt eine Lücke, aber das kann in ein paar Wochen schon wieder ganz anders aussehen. Mit dem neuen Reglement ist die Lernkurve steiler, die Entwicklugsschritte sind grösser denn je. Also gehe ich davon aus, dass in vier oder fünf Rennen auch andere Rennställe ein Wörtchen um die Spitze mitreden können.»

«Immer nach einem Grand Prix haben wir ein grosses Debriefing, mit gut fünfzig Fachkräften. Beim Rausehen fragte mich der Aerodynamiker John Owen: „Ist das alles nicht fabelhaft?“ Das zeigt genau den Geist bei uns. Alle sind wie elektrisiert, dass wir um Siege und den Titel mitfahren und dass wir gegenwärtig mit Ferrari einen ganz starken Gegner haben. Wir sind eine Racer-Truppe, und ein echter Racer liebt den Zweikampf. Klar ist es super, sich einen Pokal um den anderen in die Auslage zu stellen. Gewiss fürchten wir uns vor Niederlagen. Aber eine solche Schlacht zu haben, mit einer der berühmtesten Marken der Welt, dem erfolgreichsten Rennstall, das macht Siege einfach wertvoller.»

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