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Cyril Abiteboul (Renault): F1 ohne Bezug zur Realität

Von Mathias Brunner
Cyril Abiteboul

Cyril Abiteboul

​Gemäss Cyril Abiteboul, Geschäftsleiter von Renault Sport, hatte die Formel 1 den Bezug zur Realität im Automobilbau verloren. «Dann aber sind wir vom einen Extrem ins andere verfallen», sagt der Franzose.

Mit welchen Motoren wird in der Formel 1 ab 2021 gefahren? Diese Weichen müssen in diesen Monaten gestellt werden, und daher haben sich Ende März in Paris Vertreter von Autoherstellern mit FIA-Chef Jean Todt sowie Ross Brawn von Liberty Media getroffen. Der Franzose Todt will die Kosten senken, aber die Serienrelevanz nicht aufgeben. Und er hat kategorisch klargemacht: Eine Rückkehr zu hochdrehenden Saugmotoren vom Typ V8 oder V10 wird es nicht geben. Ross Brawn träumt von einem unabhängigen Hersteller (wie Cosworth oder Ilmor), die einen kostengünstigen Motor für Kunden anbieten können – auch als Anreiz für neue Teams, in die Formel 1 zu kommen. Die Autohersteller wollen im Sport weiterhin Fachwissen in die Auslage stellen.

Tatsächlich geht die Tendenz zum Bi-Turbo. Es wird darüber diskutiert, die MGU-H über die Klinge springen zu lassen. Jean Todt hat in den Raum gestellt, Teile der Antriebseinheiten wie die Batterie oder gar den Turbo zu vereinheitlichen. Das würde die Kosten runterbringen. Aber da sträuben sich derzeit die Autohersteller. Bis Ende Mai erwartet Todt von den Motorherstellern konkrete Vorschläge. Eine komplette Abkehr vom Motorprinzip (vom V6 etwa zum Reihenvierzylinder) will die FIA nicht, ebenfalls aus Kostengründen.

Cyril Abiteboul, Geschäftsleiter von Renault Sport, sagt in Shanghai: «Wir können es uns nicht leisten, stur zu sein und weiterhin zu ignorieren, was seit der Einführung dieser Motorgeneration kritisiert wird. Grundsätzlich brachte der Schritt in die neue Turbo-Ära viel Positives. Denn mit den zuvor verwendeten V8-Saugmotoren hatte die Formel 1 den Bezug zur Realität des Automobilbaus verloren. Etwas musste passieren. Aber dann sind wir vielleicht vom einen Extrem ins andere verfallen. Wir gingen von einem Motor, der vielleicht ein wenig altmodisch war, über zu einer Antriebseinheit, die vielleicht zu modern ist, zu kompliziert, zu hochgestochen, zu teuer.»

«Nun müssen wir aufpassen, welchen Lösungsweg wir wählen. Wenn ich davon höre, dass die gegenwärtige Motorgeneration eingefroren werden soll, dann warne ich – da frieren wir aber etwas sehr Teures ein. Dadurch kommen die Kosten bestimmt nicht runter. Denn die Rechnungen für die Kunden bleiben anhaltend hoch, aufgrund des überaus hohen technischen Niveaus dieser Triebwerke.»

Der 39jährige Franzose sagt weiter: «Ich habe beim Treffen der Motorenhersteller verstanden: Wir sind uns alle über die grundsätzlichen Probleme einig, Kosten, Sound, Serienrelevanz. Es wäre allein aus Kostengründen nicht sachdienlich, mit dem kommenden Motor wieder bei null anzufangen. Nun liegt der Teufel im Detail. Es wird nicht einfach sein, einen Kompromiss zu finden, der allen gefällt. Es wird darum gehen, Prioritäten zu setzen.»

«Ich glaube, wir sind uns alle einig darüber, dass wir ein Element der Energierückgewinnung behalten wollen. Aber ich finden auch: Ein Element wie die MGU-H hat wenig Strassenauto-Relevanz, und es trägt auch nichts zur Show bei. Der Entscheidungsfindungsprozess für die Motoren ab 2012 wird noch Monate dauern.»

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