Sebastian Vettel (Ferrari): Keine Angst vor Strafe
Sebastian Vettel und Lewis Hamilton nach dem Rennen
Selten haben wir erlebt, dass alle Piloten auf einem Siegerpodest glücklich sind: Lewis Hamilton wegen seines Sieges und der starken Reaktion nach der Niederlage von Australien. Der drittplatzierte Max Verstappen, weil er von Startplatz 16 auf Rang 3 nach vorne geprescht ist. Und Sebastian Vettel, «weil Rang 2 heute das Optimum gewesen ist, daher dürfen wir zufrieden sein».
Der vierfache Weltmeister sagt: «Ich hatte mit der Safety-Car-Phase ein wenig Pech, weil ich eben auf Trockenreifen gewechselt hatte und dann die Vorteil der Slicks nicht richtig ausspielen konnte. Aber alles in allem war es danach ein gutes Rennen. Mehr war heute nicht drin.»
Die Fans wunderten sich ein wenig darüber, wie Vettel seinen Ferrari für den Start positionierte – viel zu weit links und nicht in seiner auf den Asphalt gemalten Startbox. Aber Sebastian sagt: «Nichts im Reglement spricht dagegen, dass man das Auto versetzt hinstellt, und ich wollte auf der feuchten Bahn nicht genau auf der Linie losfahren.»
Zum Duell mit Daniel Ricciardo vertieft Vettel: «Es war eng. Ich habe mich erschrocken, als sich die Räder unserer Autos berührt haben. Mir war nicht ganz klar, wo Daniel da hin will. Klar willst du den Gegner auf dem schmutzigen Teil der Strecke halten, aber ich hatte zum Glück genügend Haftung, um auf der inneren Bahn die besseren Karten zu haben. Es war eng, es machte Spass, es ging gut, also alles in Ordnung. Vielleicht haben wir uns alle noch nicht ganz an die breiteren Autos gewöhnt, aber mir war auch klar, dass ich nicht höflich vorbeigewunken werde.»
Wie geht es in Bahrain weiter? «Klar hoffen wir, dass wir auch weiterhin Mercedes herausfordern können. Aber wir reisen ohne grosse Erwartungen nach Bahrain. Unser Auto funktioniert. Wie nahe wir dran sind, wird sich zeigen. Mercedes bleibt das Mass aller Dinge. Auf einer Strecke, die uns theoretisch nicht so entgegenkommt, konnten wir heute dran bleiben. Aber die Theorie ist wacklig, weil wir mit diesen neuen Autos alle noch wenig Erfahrung haben. Wir waren jetzt einmal vor Mercedes, einmal hinten, ich mache mir nicht zu viele Gedanken für die weiteren Rennen, das wäre sinnlos.»
Der Zufriedenheitsfaktor von Vettel war auch deshalb so hoch, «weil wir Fahrer mit diesen neuen Autos übers ganze Rennen attackieren können und mehr am Limit sind. Das macht einfach Laune. Die Autos bauen mehr Haftung auf, die Reifen halten länger. Früher mussten wir mit allem Möglichem haushalten, das ist jetzt weniger so. Letztlich ist das ja wie beim Autofahren auf der Strasse. Es macht mehr Spass, ein wenig flotter fahren zu können als mit dem Tempomaten herumzurollen.»
Das angebliche Überholproblem der Formel 1 scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. In China wurde jedenfalls überholt. Vettel findet: «Es ist doch wie im Fussball, da ist auch nicht jedes Spiel grandios. In Australien haben wir wenige Überholmanöver gesehen, stimmt, aber das war in Melbourne oft so. Hier nun war alles wieder im normalen Rahmen, also erkenne ich da kein Problem.»
Vettel verneint, dass ihn eine falsche Ferrari-Strategie den Sieg gekostet habe. Es ging um die Anfangsphase des Rennens, als Vettel hinter Kimi Räikkönen hing. Aber Seb sagt: «Keiner kann zu diesem Zeitpunkt sagen, wie sich das Rennen entwickeln würde, ich erkenne da kein Problem. Ich wurde über Funk gefragt, ob ich schneller fahren könne, und klar sagte ich ja. Aber wir beide hingen da hinter Ricciardo fest, also hätte auch Kimi schneller fahren können.»
«Ich musste geduldig sein, um Kimi zu schnappen, denn ich wollte nichts Dummes machen. Dann war mir klar, dass ich so schnell als möglich an Daniel vorbeimuss, um Lewis jagen zu können. Letztlich war er zu weit weg und konnte vom Speed her auf meine Angriffe reagieren. Daher sage ich – wir dürfen mit Rang 2 zufrieden sein.»
«Für uns ist die beste Nachricht, dass wir ein weiteres Rennen hatten, in dem wir Mercedes auf den Fersen waren und sie in Atem halten konnten.»
Auf die Frage, ob das jetzt im Pingpongstil zwischen Ferrari und Mercedes hin- und hergehe, meint Vettel: «Darüber mache ich mir keine Gedanken. Wichtig ist vielmehr, dass wir im Herbst den letzten Ball versenken können, aber das ist noch in weiter Ferne.»