Fernando Alonso: «McLaren ist nicht vergeudete Zeit»
Was Fernando Alonso in Sotschi vielleicht denkt
Der langjährige Ferrari-Technikchef Ross Brawn, heute in Diensten von Formel-1-Grossaktionär Liberty Media, spricht vielen Fans und Fachleuten aus dem Herzen: «Schau dir an, was derzeit mit Fernando Alonso passiert. Ich finde es frustrierend, ein so gewaltiges Talent in durchschnittlichen Autos zu erleben. Er hat letztlich nur zwei WM-Titel erobern können, und für einen Piloten seines Talents ist das ein Hohn.»
Um genau zu sein, müsste Alonso fünffacher Champion sein: 2007 setzte McLaren-Teamchef Ron Dennis so lange auf beide Fahrer, Alonso und Lewis Hamilton, bis Ferrari-Fahrer Kimi Räikkönen als lachender Dritter Dankeschön sagte. Bei Ferrari schrammte Alonso 2010 und 2012 knapp am Titel vorbei, 2010 beim WM-Finale von Abu Dhabi versemmelte Ferrari die Rennstrategie.
Seit 2015 fährt Alonso einen McLaren-Honda. Vor allem aufgrund massiver Probleme der Japaner mit ihrem 1,6-Liter-V6-Turbomotor kann Alonso nicht zeigen, welch überragender Pilot er noch immer ist. Die besten Ergebnisse in dieser Zeit: Drei fünfte Ränge, in Ungarn 2015 sowie in Monaco und Texas 2016. Naheliegender Schluss vieler Insider: Fernando Alonso vergeudet seine Zeit.
Aber der Spanier widerspricht im Fahrerlager von Sotschi: «Ich habe Magazine gesehen mit diesem Titel. Aber ich selber sehe mich in einer privilegierten Position. Es gibt viele Fahrer im Feld, die sind überdurchschnittlich begabt, aber sie standen noch nicht einmal auf einem Siegerpodest. Ich konnte 32 Rennen und zwei WM-Titel gewinnen. Das ist mehr als die meisten Fahrer je schaffen werden.»
Auf die Frage, ob er es nicht bereue, Ferrari verlassen zu haben, wo die Italiener doch heute mit Sebastian Vettel um den Titel fahren, schmunzelt der Asturier: «Diese Frage wird mir wohl noch gestellt, wenn ich 75 Jahre alt sein werde! Ich hatte einen Vertrag mit Ferrari, der Ende 2016 auslief, aber ich fühle mich wohl mit meiner Entscheidung, Ferrari verlassen zu haben. Es gab viel Druck, als wir Jahr für Jahr den Titelgewinn verpasst haben. Im zweiten oder dritten Jahr geht das noch, aber im fünften hatte ich dazu keine Lust mehr. Obschon meine Ergebnisse in den letzten zwei Jahren unter den Erwartungen geblieben sind, ist mein Leben besser geworden. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt, aber ich fühle mich wohl hier.»