Lewis Hamilton (Mercedes) vor Baku: Lektion gelernt?
Lewis Hamilton 2016 in Baku
Ferrari-Star Sebastian Vettel gewinnt in Monaco. Mercedes-Star Lewis Hamilton siegt in Montreal. In diesem Ping-Pong-Stil dürfte es bei der Formel-1-WM 2017 zwischen den beiden Ausnahmekönnern weitergehen, so sind die Sky-GP-Experten Martin Brundle und Marc Surer überzeugt. Auch wenn Lewis Hamilton das nicht Pingpong, sondern Achterbahn nennt – mal hoch, dann wieder runter.
In Kanada hat Lewis Hamilton alles richtig gemacht: Pole-Position, Start/Ziel-Sieg mit bester Rennrunde, keine nennenswerten Reifenprobleme. Aber von einer Kehrtwende wollte der 56fache GP-Sieger am Sonntagabend in Montreal dennoch nichts hören.
Vielleicht ist Lewis Hamilton in Sachen Wende deshalb eher vorsichtig, weil er weiss: Im vergangenen Jahr kam er mit dem Strassenkurs von Baku überhaupt nicht zurecht – Unfall im freien Training, Unfall im Qualifying, nur Rang 5 im Rennen. Am Silberpfeil lag es damals nicht: Nico Rosberg gewann den ersten Grand Prix in Aserbaidschan von der Pole-Position aus.
Lewis Hamilton behält im Kopf: In Sotschi und Monte Carlo hat er es nicht geschafft, die Reifen ins optimale Betriebsfenster zu bringen. In Russland gewann sein Stallgefährte Valtteri Bottas das Rennen – das ist der Beweis, dass es um Nuancen bei der Abstimmung geht, nicht um ein grundsätzliches Problem mit dem Wagen.
Der Silberpfeil ist mindestens so schnell wie der Ferrari, reagiert jedoch sehr sensibel auf Veränderungen der Abstimmung. Ist die Abstimmung – Federn, Dämpfer, Bodenfreiheit, Verschieben der Aerodynamik bei Lastwechseln und so fort – nicht perfekt, wie in Monte Carlo, dann haben die Piloten alle Hände voll zu tun.
Es ist für Techniker und Fahrer schwierig, das Set-Up so in ein Fenster zu bringen, dass der Renner perfekt mit den Pirelli-Reifen harmoniert. An solchen Tagen, wie mit Hamilton in Kanada, ist Mercedes siegfähig. An anderen kommt der Wagen entweder nicht in den perfekten Nutzbereich der Pirelli hinein oder kann zu wenig lange dort gehalten werden. Ergebnis: Die Fahrer eiern herum.
Wir haben an den bisherigen GP-Wochenenden der Saison 2017 wiederholt erlebt, wie sich solider Speed scheinbar aus dem Nichts verflüchtigt hat. Oder wie Mercedes es andersrum schaffte, nach Abstimmungsproblemen im freien Training für die Quali und das Rennen die Kurve zu bekommen.
Lewis Hamilton bleibt in Sachen Baku sehr vorsichtig: «In Kanada ist alles prima gelaufen, aber niemand kann vorhersagen, was in Aserbaidschan passieren wird. Baku hat eine sehr glatte Pistenoberfläche, ein wenig wie Sotschi. Es ist eine grosse Herausforderung, das Auto in jenen Bereich zu bringen, in dem es optimal arbeitet. Doch wir haben in Monaco und auch in Kanada eine Menge gelernt. Wenn wir mit der gleichen Sorgfalt arbeiten wie in den vergangenen zwei Wochen, dann bin ich sicher, wir können diese extremen Auf- und Abwärtsbewegungen der Achterbahn namens Formel-1-WM 2017 ein wenig verringern.»
Hamilton sagt weiter: «Ich kann mich nur an eine Situation erinnern, die mit Monaco 2017 vergleichbar ist, das war Singapur 2015. Damals war das Rätsel noch grösser, wieso wir nicht konkurrenzfähig gewesen waren. Auch Wochen danach war mir noch nicht komplett klar, wieso wir uns beim Nacht-GP so schwergetan hatten.»
«Dieses Mal hingegen haben wir verstanden, wieso die die Reifen nicht zum Funktionieren brachten und gingen dem Übel an die Wurzeln. Wir kamen nicht mit Vermutungen nach Kanada, sondern mit einer klaren Vorstellung davon, wie wir das besser machen können, und der Verlauf des Montreal-Wochenendes hat gezeigt, dass wir damit richtig gelegen haben.»