Pedro de la Rosa: «Ich erkenne McLaren nicht mehr»
Sieben Formel-1-WM-Läufe 2017 sind gefahren, McLaren-Honda steht ohne Punkte da. Fernando Alonso war auf bestem Weg zu Rang 10, doch einmal mehr liess ihn sein Honda-Motor im Stich.
Einer, der die McLaren-Krise mit grossem Interesse beobachtet: Pedro de la Rosa, von 2003 bis 2009 sieben Jahre lang Test- und Ersatzfahrer von McLaren-Mercedes, Zweiter des Ungarn-GP 2006 (hinter Jenson Button im Honda). «Ich erkenne dieses McLaren nicht mehr», sagt der Barcelonese meinem Kollegen Manuel Franco von der AS. «Klar arbeiten in Woking noch immer phantastische Leute, und ich habe im Team viele Freunde behalten. Es war ein Privileg, für McLaren zu arbeiten. Aber achtzig Prozent der Menschen, mit welchen ich es damals zu tun hatte, sind weg – sie arbeiten heute bei Mercedes, bei Red Bull Racing oder Ferrari. Von McLaren ist fast nur noch der Name übrig.»
Auf die Frage, ob die heutige Situation einer Demontage des einstigen Siegerrennstalls McLaren gleichkomme, meint Pedro: «Nein, wir reden hier von Renovieren, nicht von Demontieren. McLaren scheint sich in einer Phase des Umbruchs zu befinden. Was gegenwärtig schief läuft? Ich kann nicht über ein Team urteilen, dessen Mitarbeiter ich nicht kenne. Ich kann nur sagen: Die meisten Leute, die an meiner Seite standen, sind weg.»
Pedro de la Rosa gibt zu: Wieso Honda das mit dem Formel-1-Motor nicht auf die Reihe bekommt, kann er als Aussenstehender auch nicht sagen. Aber er hätte es gerne gesehen, «wenn Honda als zweites Team einen stärkeren Rennstall gewählt hätte als Sauber, ein Team vom Schlage Force India oder Williams oder gar Red Bull Racing. Das wäre für McLaren besser gewesen, ich bin der Überzeugung, das hätte McLaren weiter gebracht.»
Aber vielleicht hat sich das Thema ohnehin erledigt, sollte es in den kommenden Wochen zur Trennung kommen zwischen McLaren und Honda. Reden wir also vom Fahrer.
Klar fragen sich viele: War es falsch von Fernando Alonso, zu McLaren-Honda zu gehen? Pedro: «Nur Fernando kann das eines Tages beantworten. Wie mir scheint, gab es für ihn und Ferrari im Herbst 2014 keinen Weg mehr, weiter zusammen zu arbeiten, also war es logisch zu gehen.»
Was de la Rosa freut: «Es war schön, Fernando beim Indy 500 zu beobachten. Es braucht schon sehr viel Mumm in den Knochen, um bei diesem Rennen anzutreten, und Fernando hat diesen Schritt ohne Furcht getan. Wenn da drei Autos bei Tempo 350 durch eine Kurve fahren, dann ist das atemraubend. Für ihn war das eine gute Entscheidung, für McLaren wohl eher nicht.»