MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Jean Todt (FIA): Formel 1 rein elektrisch – unmöglich

Von Mathias Brunner
Das Ferrari-Traumteam in Belgien 2004 mit (vorne stehende) Ross Brawn, Michael Schumacher und Jean Todt

Das Ferrari-Traumteam in Belgien 2004 mit (vorne stehende) Ross Brawn, Michael Schumacher und Jean Todt

​Der Engländer Ross Brawn hat in Kanada zur Dikussion gestellt: «Wir müssen uns überlegen, ob sich Automobilbau und Formel 1 in die gleiche Richtung entwickeln sollten.» FIA-Chef Jean Todt gibt Antwort.

Einst bildeten Sie den Kern des Dream-Teams von Ferrari: Jean Todt als Teamchef, später als Direktor des berühmtesten Rennstalls der Welt, Ross Brawn als Technischer Leiter, dazu Michael Schumacher – das ergab von 2000 bis 2004 fünf WM-Titel hintereinander, eine Erfolgsstory, wie es sie vielleicht nie mehr geben wird.

Heute sitzen der Franzose Todt und der Engländer Brawn an den Hebeln der Macht: Jean Todt ist sein 2009 Präsident des Automobil-Weltverbands FIA und hat im Frühling angekündigt, für eine weitere Amtszeit von vier Jahren zu kandidieren. Ross Brawn ist von Formel-1-Grossaktionär Liberty Media verpflichtet worden, um die Formel 1 der Zukunft zu gestalten, was Technik und Rennformat angeht.

In Sachen Technik sagte Brawn im Rahmen des Kanada-GP in Montreal: «Ich spüre einen grossen Willen aller Beteiligten, den Sport in eine bessere Zukunft zu führen. Der Motor ist dabei der Schlüssel, wir sind am Diskutieren, wie dieses Triebwerk nach 2020 aussehen soll. Wir stehen meiner Meinung nach an einer Weggabelung.»

«Elektrik und selbstfahrende Autos, das sind im Automobilbau grosse Themen, aber das ist nicht Formel 1. Wir brauchen eine gesunde Balance zwischen technischer Herausforderung für die Autohersteller und Show. Die Technik darf nicht so hochgestochen sein, dass der Sport darunter leidet. Letztlich müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass wir im Unterhaltungsgeschäft sind. Aber der Sport muss auch technisch attraktiv genug sein, um die Autohersteller zur Teilnahme zu ermuntern.»

Wenn wir jedoch Hybridtechnik und Elektrik konsequent zu Ende denken, dann müsste der Grand-Prix-Sport zu dem werden, was wir bereits haben: zur Formel E. Doch Jean Todt sagt in einer Runde mit kanadischen Autojournalisten: «Es ist schlicht unmöglich, dass die Formel 1 eines Tages vollelektrisch wird. Die Formel 1 ist etwas ganz Anderes als die Formel E, selbst wenn es richtig war, im GP-Sport Hybridtechnik einzuführen. Der Schritt zur Elektrik ist für die Formel 1 nicht das Ziel, das ist eine Rennkategorie, die völlig anders ist und es auch bleiben soll.»

Todt sagt aber auch: «Wir haben ein Dutzend Hersteller, die sich für die Formel E interessieren, einige der grössten Städte der Welt wollen so ein Rennen bei sich austragen. Mit Renault haben wir bereits einen Hersteller, der sich in der Formel 1 und in der Formel E engagiert. Ich bin davon überzeugt, dass Ferrari eines Tages ebenfalls kommen wird.»

Jean Todt über die Sonderstellung der Formel 1: «Selbst wenn eines Tages vielleicht im Strassenverkehr keine Verbrennungsmotoren mehr zu finden sind, könnte diese Form der Motorisierung im Sport weiterleben. Wir bewegen uns auf der Strasse ja auch nicht mehr hoch zu Ross, und doch geniessen wir den Pferdesport.»

Wie sieht die nächste Motorgeneration in der Formel 1 aus? Im Dialog mit den Motorherstellern zeigt sich: Die Basis soll aus Kostengründen erhalten bleiben – also ein 1,6-Liter-V6-Turbomotor. Aber statt Mehrfach-Energierückgewinnung soll nur noch kinetische Energie gesammelt werden. Die heutige zweite Energierückgewinnung am Turbolader (über die so genannte MGU-H, die «motor generator unit – heat») soll ab 2021 wegfallen. Das würde einen besseren Sound begünstigen. Zudem sollen die Motoren mit zwei kleinen Ladern ausgerüstet werden statt mit einem grossen. Auch das würde einen besseren Sound erzeugen.

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