Paddy Lowe: «Lewis Hamilton wie Ayrton Senna»
Lewis Hamilton in Kanada nach seiner 65. Pole-Position in der Formel 1
Es passiert nicht oft, dass Lewis Hamilton kein Wort mehr herausbringt. Aber in Montreal war es so weit. Die Familie Senna hatte einen Helm von Ayrton organisiert für jenen Moment, wenn der Engländer die Marke von 65 Pole-Positions wie Ayrton Senna erreicht. In Kanada gab es eine Replica für den Mercedes-Star, das Original wird ihm später zugestellt.
Lewis brauchte einige Momente, bis er seine Sprache wiederfand: «Ayrton Senna ist für mich bis heute eine Inspiration, ich kann der Familie Senna nicht genug danken für diese tolle Geste. Die 65 wartete auf mich, und wenn es einen idealen Ort gibt, um die Marke von Ayrton zu erreichen, dann in Kanada, auf einer Strecke, die immer so gut zu mir gewesen ist.»
«Dass mich dann die Senna-Familie so überrascht hat, ich kann es nicht fassen. Ein Original-Stück von Ayrton zu erhalten, das ist unfassbar. Ich habe einige schöne Erinnerungsstücke, aber das wird wirklich die Krönung. Mir kommen so viele Sachen in den Sinn – ich weiss noch, wie ich als Junge nach Hause eilte, um ein weiteres Abschlusstraining von Senna auf Video zu sehen. Einmal sagte ich: Wenn ich in die Formel 1 komme, dann will ich so viele Poles wie Ayrton erreichen, und nun ist das Wirklichkeit geworden!»
Natürlich ist Ayrton Senna einer der grössten Piloten, die je einen Formel-1-Renner bewegt haben. Für zahllose Fans ist er gar der beste Grand-Prix-Fahrer aller Zeiten. Punkt und Ende der Diskussion.
Aber für Einige ist Hamilton an einem guten Tag durchaus auf Senna-Niveau. Der Engländer Paddy Lowe hat bei McLaren und bei Mercedes mit beiden Stars gearbeitet. Er sagt meinem Kollegen Andrew Benson von der BBC: «Wenn wir uns die Rennhistorie anschauen, dann gibt es nur eine Handvoll ganz grosser Fahrer. Und es besteht für mich kein Zweifel, dass Senna und Hamilton in diesen exklusiven Klub gehören.»
«Ohne Zweifel hat Lewis den Speed von Senna. So wie es früher Ayrton konnte, zaubert Hamilton heute ganz aussergewöhnliche Runden aus seinem Ärmel. Wie am vergangenen Samstag in Montreal. Wenn wir uns die ganzen Simulationen von Mercedes anschauen könnten, dann würden wir wohl sehen – eine solche Rundenzeit hätte der Wagen gar nicht hergeben dürfen. Eine ganze Weile sah es so aus, als hätte Ferrari die Oberhand, aber dann fährt Hamilton raus und findet eben diese Extra-Zehntel in sich selber.»
«Das ist nicht jedes Mal möglich. Aber es gibt schon Abschlusstrainings, wo wir uns alle fragen – wo um alles in der Welt hat er nur diese Zeit gefunden? Und diese Frage haben wir uns früher auch bei Senna gestellt.»