Lewis Hamilton (Mercedes): Kanada-GP als Wendepunkt
Dem US-amerikanischen Erfinder Thomas Alva Edison wird das Zitat zugeschrieben: «Erfindung ist ein Prozent Inspiration und 99 Prozent Transpiration.»
Mercedes-Teamchef Toto Wolff formuliert das auf die Formel 1 bezogen so: «Nur ganz selten findest du in der Formel 1 quasi den Stein der Weisen, der den entscheidenden Vorteil bringt. Es geht mehr darum, ganz viele kleine Details zu einem erfolgreichen Ganzen zusammenzusetzen.»
Bei anderer Gelegenheit hatte der Wiener über die von 2014 bis 2016 währende Dominanz der Silberpfeile gesagt: «Es gibt bei uns kein magisches Erfolgsgeheimnis. Es gibt nur harte Arbeit.»
Wolff in Kanada im Anschluss an den ersten Doppelsieg 2017 seines Teams, als starke Reaktion nach der Schlappe von Monaco: «Eine Gruppe von sechs bis acht Ingenieuren hat sich Tag und Nacht mit den Vorgängen von Monaco beschäftigt. Wann auch immer du ins Werk gekommen bist, es waren Lichter an und die Leute arbeiteten im Simulator. Der war für zehn Tage ständig in Betrieb. Niemand aus dieser Gruppe hat auch nur einen Tag frei gemacht.»
Ergebnis: Pole-Position für Lewis Hamilton, vom Start bis ins Ziel geführt, beste Rennrunde gefahren, Rückstand in der WM auf Sebastian Vettel um knapp die Hälfte verringert, von 25 Zählen auf nunmehr 12 Punkte, es steht 141:129 für den Ferrari-Star.
Toto Wolff sieht sich bestätigt: «Auch bei schwierigen Rennen in diesem Jahr war mir immer klar – wenn wir Lewis ein siegfähiges Auto geben, dann wird er gewinnen.»
Hamilton selber spricht vom Moment der Wahrheit. «Jedenfalls ist in Monte Carlo etwas passiert», sagte der dreifache Formel-1-Champion in Kanada. «Uns war klar, dass etwas geschehen muss. Vielleicht ist es zu früh, um von einer Wende zu sprechen. Aber ich habe schon den Eindruck, dass wir uns jetzt auf dem richtigen Weg befinden. Und unser Doppelsieg ist der beste Beweis dafür.»
Ein Kollege will von Hamilton wissen, ob das Thema Reifen möglicherweise unterschätzt worden sei. Lewis: «Nein, das glaube ich nicht. Es hat einfach eine Weile gedauert, bis wir besser verstanden haben, wie wir mit diesen Reifen umgehen müssen, aber diese Arbeit beginnt sich auszuzahlen. Die Reaktion nach dem Monaco-GP zeigt, was für ein tolles Team wir haben. Das war Mercedes in Bestform.»
Vielleicht ist Lewis Hamilton in Sachen Wende auch deshalb eher vorsichtig, weil er weiss: Im vergangenen Jahr kam er mit dem Strassenkurs von Baku überhaupt nicht zurecht – Unfall im freien Training, Unfall im Qualifying, nur Rang 5 im Rennen.
Am Silberpfeil lag es damals nicht: Nico Rosberg gewann den ersten Grand Prix in Aserbaidschan von der Pole-Position aus.