Wegen Stroll: Villeneuve fordert Privattest-Verbot
Es mag eigenartig erscheinen, dass ausgerechnet Landsmann Jacques Villeneuve einer der härtesten Kritiker des jungen Kanadiers Lance Stroll ist. Doch der Weltmeister von 1997 hat kein persönliches Problem mit dem Teenager, der beim letzten Grand Prix in Baku mit dem dritten Platz für eine kleine Sensation und grossen Jubel in der Williams-Box gesorgt hatte. Wer den heute 46-Jährigen kennt, der weiss, dass er mit allen GP-Neuligen sehr hart ins Gericht geht.
«Villeneuve ist immer so negativ, es interessiert mich nicht mehr, was er über mich sagt. Er findet immer irgend etwas zum Kritisieren», betonte Stroll dennoch unlängst im Gespräch mit «La Presse». Und der Altmeister selbst hält auch an seiner grundsätzlichen Kritik am 18-jährigen Milliardärssohn aus Montreal fest, auch wenn er dessen Leistung in Baku anerkennt.
Auf Nachfrage der Kollegen von «Motorsport.com» analysierte der frühere GP-Star, der Stroll zuvor als den schlechtesten Rookie in der Geschichte der Formel 1 bezeichnet hatte: «Die Punkte in Montreal haben Lance geholfen. Er war da nicht schnell, doch alle anderen fielen aus, er hielt sich fein raus aus allen Scharmützeln, holte die Punkte und schaffte damit viel Last von seinen Schultern.»
Die Auswirkungen der ersten Punkte seien auch im darauffolgenden Rennen in Baku zu erkennen gewesen, betonte Villeneuve weiter. Und er lobte: «Als sich alle anderen in die Kiste gefahren sind, blieb er ruhig – während sein Teamkollege Felipe Massa einen Schaden hatte. Er hatte natürlich Glück, aber er war auch schnell unterwegs, hat nicht zu viele Dummheiten gemacht und das Podest geholt. Daran gibt es nichts auszusetzen.»
«Ich verstehe aber nicht, warum die Leute sauer werden, wenn man ihn für die Rennen davor kritisiert. Man kann nicht sagen, dass er überragend ist, wenn ihm eine Sekunde auf Massa fehlt», beeilt sich Villeneuve anzufügen. Und der elffache GP-Sieger kann sich auch einen Verweis auf den kürzlich absolvierten Privattest des vermögenden WM-Neulings nicht verkneifen.
Denn vor dem Rennwochenende in Baku durfte Stroll in einem 2014er-Williams auf dem Circuit of the Americas an seinen Fahrkünsten feilen. «Er hat sich gut geschlagen, aber er ist auch der einzige Fahrer, der zwischen den Rennen Tests absolviert», ätz Villeneuve. «Das ist nur schwer zu akzeptieren, man sollte die Kosten limitieren», stellt er klar.
«Aber abgesehen davon war Baku das erste Formel-1-Rennen, in dem er ganz entspannt am Steuer war und nicht wie um sein Leben fuhr. Er war ganz normal unterwegs, wieso sollte ich das also schlechtreden? Aber das bedeutet natürlich nicht, dass der Saisonbeginn gut verlaufen ist», stellt der Sohn des grossen Gilles Villeneuve zum Schluss noch einmal klar.