MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Dr. Helmut Marko: «Sainz fährt weiter Toro Rosso»

Von Mathias Brunner
Dr. Helmut Marko und Carlos Sainz

Dr. Helmut Marko und Carlos Sainz

​Im Fahrerlager der Silverstone-Strecke kursiert: Carlos Sainz stehe kurz vor einer Trennung von Red Bull und sitze in Ungarn nicht mehr im Toro Rosso. Wir haben bei Dr. Helmut Marko und Franz Tost nachgefragt.

Vor kurzem hat Carlos Sainz von Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko und Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost die Ohren langgezogen bekommen. Denn der Madrilene hatte erklärt: «Wie jeder weiss, steht Red Bull Racing für mich an erster Stelle. Sollte das nicht passieren, dann ist ein viertes Jahr mit Toro Rosso wohl eher unwahrscheinlich, deshalb halte ich mir alle Optionen offen.»

Es wäre das erste Mal, dass ein Red-Bull-Zögling vier Jahre lang für Toro Rosso Grands Prix fährt. Aber ein Aufstieg für Carlos ist nicht möglich: Daniel Ricciardo und Max Verstappen sind bei Red Bull Racing gesetzt.

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost vor knapp zehn Tagen am Red

Bull Ring: «Es liegt nicht an Carlos zu entscheiden, wo er fahren wird. Er hat einen Vertrag mit Red Bull, und Red Bull entscheidet, was er in Zukunft machen wird. Die ganze Diskussion finde ich ein wenig verwirrend. Red Bull hat die komplette Karriere von Carlos finanziert – in der Formel BMW, in der Formel Renault, in der Formel 3, in der GP3, in der Formel Renault 3.5, dann drei Jahre lang in der Formel 1. Wieso sollte Red Bull ihn einem anderen Team hergeben? Manchmal ist Loyalität wichtig.»

Dr. Helmut Marko meinte in der Steiermark: «Vielleicht ist Sainz derzeit ein wenig verwirrt, ich sehe das an seiner Fahrweise. Er hat in dieser Saison ein paar dumme Fehler gemacht. Der Vertrag ist glasklar. Und in Österreich sagen wir – du beisst nicht die Hand, die dich füttert. Es waren Didi Mateschitz und ich, welche Sainz in einen Toro Rosso gehievt haben. Niemand sonst hätte ihm eine solche Chance gegeben.»

«Wir haben ihm einen Brief geschrieben und ihm mitgeteilt, dass wir unsere Option auf ihn einlösen. Und so lange ich bei Red Bull bin, hat noch nie der Fahrer entschieden, was mit seinem Vertrag passiert. Das ist Chefsache. Carlos sollte sich aufs Fahren konzentrieren.»

Marko weiter: «Ich habe Sainz schon im vergangenen Jahr gesagt – wenn ein Rennstall wie Ferrari kommt, dann wären wir dazu bereit, ihn ziehen zu lassen. Aber ich habe Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene getroffen, und er hat Sainz nicht erwähnt. Vielleicht träumt Carlos’ Vater. Er redet mit jedem, der zuhören will. Das ist immer eine seltsame Situation.»

Doch die Lage scheint sich nicht entspannt zu haben. In Silverstone kursiert: Sainz werde an Renault verkauft, um den schwachen Jolyon Palmer zu ersetzen. Schon in Ungarn werde Sainz in einem Renault sitzen, und Red Bull Racing-Reservist Pierre Gasly rücke dafür zu Toro Rosso.

Das wäre aus Sicht von Renault ein prima Schachzug: Sainz gilt als potenzieller GP-Sieger. Wieso Toro Rosso den direkten WM-Gegner Renault stärken soll, wird dabei ignoriert. Renault-Sport-Geschäftsleiter Cyril Abiteboul hat bestätigt, dass die Franzosen die Karriere von Sainz genau beobachten.

Trennen sich die Wege von Red Bull und Carlos Sainz? Wir haben im Fahrerlager von Silverstone bei Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko und Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost nachgefragt.

Le-Mans-Sieger Marko sagt: «In den Medien wird viel geschrieben. Carlos Sainz sitzt in Ungarn im Toro Rosso. Und ich gehe derzeit davon aus, dass er auch die restliche Saison für Toro Rosso fahren wird.»

Franz Tost sagt: «Nach meinem heutigen Wissensstand fährt Carlos Sainz für uns in Ungarn.»

Dr. Marko hat verschiedene Male betont: «Wir bilden keine Fahrer für andere Rennställe aus.» Doch Marko und Tost haben ihrer Enttäuschung über das Verhalten von Sainz deutlich Ausdruck gegeben. Und Worte wie «derzeit» und «nach heutigem Wissensstand» lassen Raum für Interpretation.

 

 

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