Marko will Gladiatoren: «Restrisiko muss da sein»
Dr. Helmut Marko mit Niki Lauda
In dieser Saison konnte sich RTL bislang in zehn von 16 Rennen über eine Quotensteigerung freuen. Wie es in den letzten vier Rennen aussehen wird, nachdem Lewis Hamilton nun schon 59 Punkte Vorsprung auf Sebastian Vettel hat, ist offen.
Diese Saison hat aber gezeigt: Sie kann die Leute immer noch fesseln, wenn die Konstellationen stimmen. Red-Bull-Motorsportberater forderte für die Zukunft noch mehr Nähe zu den Fans.
«Die Formel 1 muss konsumentenfreundlich und nicht technikfreundlich sein. Die Leute kaufen das iPhone, weil es einfach zu bedienen ist, und nicht, weil sie wissen wollen, welche Technik dahintersteckt», sagte Marko der Bild am Sonntag.
Unter dem Strich geht es um die Gladiatoren-Kämpfe, den Ritt auf der Kanonenkugel, den frühere Piloten und auch Experten immer wieder gefordert haben und fordern. Der Fahrer muss noch mehr im Mittelpunkt stehen.
«Der Fahrer muss wieder viel mehr auf sich gestellt sein», so Marko: «Diese Gleichmacherei mit dem Boxenfunk, dem Fahrer zu sagen, er muss einen halben Meter weiter links fahren, ist doch keine Formel 1. Wir müssen wieder dahinkommen, dass der Fan mit offenem Mund dasteht und sagt: ‚Das kann ich nicht, das traue ich mich nicht. Deshalb schaue ich es mir an.‘ Ein gewisses Restrisiko muss da sein, dass es den Gladiatoren-Status rechtfertigt.»
Auch was den Sound betrifft, schlägt sich der Österreicher auf die Seite der Fans. Die wollen seit Jahren wieder laute Autos, echten Motorsportsound. Und wenn die Formel 1 über ihre Motoren-Zukunft nachdenkt, spricht Marko offen über seine eigenen Wünsche.
«Bei mir persönlich wäre es auf einem weißen Blatt der Zwölfzylinder. Vom Sound und von der Power her wünscht sich das wohl auch der Fan am meisten», sagte er. Marko weiter: «Es ist ja nicht abzusehen, wohin die Richtung geht: Elektro, Hybrid, Wasserstoff. Kein Hersteller kann im Moment sagen, wo wir in zehn, 15 Jahren stehen. Generell darf die Formel 1 nicht das Experimentierfeld für die Auto-Industrie sein.»
Wenn es um die Kostendeckelung in der Königsklasse geht, fordert Marko im neuen Reglement Standardisierungen bei extrem teuren und technisch komplizierten Teilen wie zum Beispiel Turbolader und KERS.
«Ein unabhängiger Motor muss von der finanziellen und technischen Seite eine Chance haben, ein wettbewerbsfähiges Produkt auf die Beine zu stellen – ohne dass er 20 bis 25 Millionen kostet. Die Motorenkosten müssen sich auf unter acht Millionen belaufen, das ist machbar. Die jetzige Abhängigkeit ist für uns nicht akzeptabel, weil wir nicht die Motorleistung bekommen, wie sie Mercedes und Ferrari haben.»