Toto Wolff: «Als wäre der Bürgerkrieg ausgebrochen»
Toto Wolffs Freude über die Pole von Valtteri Bottas war nach dem bitteren Ausfall von Lewis Hamilton besonders gross
Toto Wolff musste in seiner Presserunde nach dem Qualifying zum Brasilien-GP natürlich auch über den Überfall sprechen, der im Fahrerlager von Interlagos für Gesprächsstoff sorgte. Denn am Abend des Trainingsfreitags war ein Kleinbus des Mercedes-Teams von Dieben angehalten und die sechs Teammitglieder mit vorgehaltener Waffe zur Herausgabe ihrer Wertsachen gezwungen worden.
Der Mercedes-Motorsportdirektor sagte dazu: «Wir sollten keine schusssicheren Autos und Polizei-Eskorten brauchen, um die Sicherheit unserer Mitarbeiter gewährleisten zu können, doch leider sind das nun einmal die Umstände, die wir hier antreffen. Vielleicht waren wir in dieser Hinsicht in der Vergangenheit etwas zu locker. Es muss ein fürchterliches Erlebnis für alle Beteiligten gewesen sein.»
Und Wolff erzählte: «Wir alle verliessen am Abend die Strecke gleichzeitig gegen zehn Uhr. Wenn man dann angehalten und mit einer Waffe bedroht wird, muss das schrecklich sein. Die Security wurde verstärkt, und als wir heute Morgen zur Strecke fuhren, sah es aus, als wäre der Bürgerkrieg ausgebrochen – so viele Polizisten waren rund um die Strecke im Einsatz.»
Auf den Schock folgte die Enttäuschung über Lewis Hamiltons folgenschweren Fehler im Qualifying. Der Weltmeister setzte seinen Silberpfeil bei seinem ersten schnellen Versuch des Abschlusstrainings in die Reifenstapel. Doch letztlich durften die Silbernen doch die Pole bejubeln, denn Valtteri Bottas nutzte die Chance und sicherte sich mit einem hauchdünnen Vorsprung vor Ferrari-Star Sebastian Vettel die Pole.
«Lewis’ Ausfall im Q1 war schmerzhaft, deshalb war die Freude über die Pole umso grösser», gesteht Wolff. «Natürlich könnte man sagen, dass es nach dem Titelgewinn nicht mehr so sehr darauf ankommt, aber wir wollen den Schwung halten und ich denke, es ist wichtig, dass wir wie immer weitermachen.»
Der Wiener macht sich aber nichts vor: «Wir müssen realistisch bleiben, Lewis wird morgen Spass haben, aber er wird das Rennen wohl nicht gewinnen.» Trotzdem möchte er einen Triumph des vierfachen Champions nicht ausschliessen. «Andererseits ist das Motorsport, da haben wir schon alles erlebt», mahnt er.
Wolff ist überzeugt: «Diese Dinge passieren alle aus einem gewissen Grund. Es ist eine gute Erinnerung daran, dass man nichts für selbstverständlich erachten kann. Manchmal hat so ein Schock auch seine guten Auswirkungen. Und wir versuchen, das Positive daran zu sehen.»