Force India: FIA-Test für Halo bereits bestanden!
Force-India-Testfahrer Nikita Mazepin in Abu Dhabi mit Halo
Halo bleibt ein Aufreger. Weltmeister Lewis Hamilton in Abu Dhabi: «Das wird das letzte Rennen sein, wo unsere Autos richtig gut aussehen. Die Fans werden am Halo wenig Freude haben. Irgendwie sind wir im kommenden Jahr doch nur noch Busfahrer.»
Die GP-Rennställe haben die ersten Exemplare des unbeliebten Kopfschutzsystems Halo erhalten. Damit sie den Heiligenschein an ihre 2018er Renner anpassen können. Alles, was wir bislang auf der Testbahn gesehen haben (wie auf unserem Foto am Force India von Nikita Mazepin), das waren Attrappen. Die Teams sollten damit die aerodynamischen Auswirkungen prüfen können. McLaren begann auf dem Yas Marina Circuit, die zwei Zentimeter Spielraum zu nutzen – mit einem aerodynamischen Zusatzelement auf dem Halo.
Die Halos werden bei drei verschiedenen Firmen angefertigt und kosten rund 17.000 Euro. Von welchem Unternehmen ein Rennstall den Halo beziehen und wie viele er erwerben möchte, das kann jedes Team selber entscheiden.
Viel kniffliger sind die strukturellen Auswirkungen des Halos aufs Chassis. Williams-Technikchef Paddy Lowe stöhnte: «Es ist eine ziemlich grosse Aufgabe, den Halo am Wagen anzubringen. Das Einpassen ist recht schwierig, denn wir müssen es schaffen, die strengen Belastungstests zu bestehen. Ich glaube, das ist für die Rennställe die aufwändigere Aufgabe als mit den aerodynamischen Konsequenzen zu leben.»
Der Autoverband FIA schreibt vor, welchen Belastungen der Halo aushalten muss. Andernfalls wird ein Auto nicht homologiert. Der Bügel muss einen Druck von 116 KiloNewton von oben aushalten (das entspricht fast 12 Tonnen), 46 kN von vorne (4,7 Tonnen) und 93 kN von der Seite (9,5 Tonnen). Alle Tests gelten für eine Dauer von fünf Sekunden. Der Bügel selber ist dabei nicht das Problem, sondern eine genügend widerstandsfähige Verankerung.
Das Problem für die Techniker: Kein Designer will – wegen des Schwerpunkts – mehr Gewicht als nötig weit oben an den Wagen packen.
Force-India-Technikchef Andy Green bestätigt: «Die Tests sind wirklich eine Knacknuss. Die FIA ist da unerbittlich – wenn du beim Test durchrasselst, kannst du den Wagen in der Box lassen. Beim Test wird mit einer hydraulischen Ramme versucht, den Halo wegzustossen. Der Halo darf sich dabei verformen und letztlich brechen, aber das Chassis muss komplett intakt bleiben. Du musst den Halo brechen, um zu beweisen, dass das Chassis stärker ist. Dieser Test wurde so spät eingeführt, dass alle Teams ein wenig auf dem falschen Fuss erwischt wurden.»
«Du musst eine fast unzerbrechliche Überlebenszelle bauen, die mit einem Teil interagiert, das brechen darf. Das ist nicht ganz einfach zu berechnen und herzustellen. Wir haben eine stattliche Anzahl Fachleute auf das Problem angesetzt.»
Force India hat diesen Test am vergangenen Montag bestanden.
Der Halo bewirkt auch, dass das Mindestgewicht eines Formel-1-Renners erneut steigt. Zur Saison 2017 hin war es schon von 702 auf 728 Kilogramm erhöht worden, um den breiteren Autos und den fetteren Reifen Rechnung zu tragen. Nun hat die FIA wegen des Halos erneut sechs Kilo hinzugefügt, wir liegen nunmehr bei 734 Kilogramm. Leider wiegt der Halo keine sechs Kilo.
Andy Green: «Wir kommen da eher in den Bereich von 14 oder 15 Kilo. Neun gehen auf das Konto des Bügels, weitere sechs auf die Befestigungen am Chassis. Die Struktur zum Anbringen des Halo ist wirklich eindrucksvoll, mit reichlich Kohlefaser und Metall.»
Damit sind auch die Zeiten vorbei, in welchen die Techniker Spielraum hatten. Sie bauten den Wagen zu leicht und arbeiteten dann mit geschickt am Wagenboden platziertem Zusatzgewicht.
«Diese Zeiten sind vorbei, jedenfalls bei uns», meint Andy Green.
McLaren-Teamchef Eric Boullier sagt: «Wir befinden uns in einer Luxus-Situation, denn wir haben noch ein wenig Spielraum für Ballast. Aber ich weiss, dass viele Rivalen damit Mühe haben.»
Gewicht ist wieder ein Thema und damit auch, dass die Fahrer Gewicht verlieren müssen. Andy Green: «Fahrer, die etwas mehr wiegen, werden bestraft. Das kann bei der Fahrerwahl eine Rolle spielen.»
Nico Hülkenberg sagte schon in Abu Dhabi: «Das Team hat mich gefragt, ob ich abspecken könnte. Ich sagte – nein.»
Wie wird der Halo eigentlich lackiert?
McLaren-Direktor Zak Brown weiss: «Es ist nicht gestattet, die Unterseite zu bemalen, denn die Fahrer sollen nicht von einer bestimmten Farbe abgelenkt werden. Die Aussenseite kannst du als Sponsorfläche nutzen. Aber ob das eine attraktive Stelle ist, wird von den Positionen der TV-Kameras und Bordkameras abhängen.»