Jacques Villeneuve verhöhnt Lance Stroll: Die Antwort
Für einen Fahrer, der von vielen als Bezahlfahrer verhöhnt wird, hat sich Lance Stroll in seinem ersten Formel-1-Jahr gar nicht übel geschlagen: WM-Platz 12, nur drei Punkte weniger gesammelt als sein erfahrener Williams-Stallgefährte Felipe Massa. Highlight von Stroll: Rang 3 im Chaos-GP von Baku.
Dennoch kritisiert ausgerechnet sein kanadischer Landsmann Jacques Villeneuve den jungen Stroll immer wieder. Zuerst fand der Weltmeister von 1997, Stroll sei zu früh und ohnehin nur des Geldes wegen in die Formel 1 gekommen. Dann monierte der elffache GP-Sieger, Stroll habe sich sogar von Massa schlagen lassen, der nur noch mit halber Kraft unterwegs gewesen sei. Villeneuve mäkelte an der Fehlerquote von Stroll herum, bezeichnete ihn als den schlechtesten Formel-1-Neuling seit langem und den Podestplatz in Aserbaidschan als reinen Glückstreffer. Villeneuve findet, im Grunde habe Papa Lawrence Stroll seinem Sohn einen Grand-Prix-Rennstall gekauft. Vielleicht reagiert Villeneuve auch deshalb so bitter, weil er selber mit Williams die grössten Erfolge gefeiert hat.
Lance Stroll äussert sich selten zu den Tiraden von Villeneuve, aber jetzt hat er es getan. Bei den Kollegen von AutoHebdo sagt der 19-Jährige: «Im Grunde beachte ich kaum, was er sagt. Das ist doch immer nur negativ. Von ihm kam noch nie auch nur ein unterstützendes Wort. Nicht einmal unserem Podestplatz in Baku konnte er etwas Positives abgewinnen.»
Das Vermögen von Stroll senior wird vom Forbes Magazine auf 2,5 Milliarden geschätzt. Die Förderung seines Sohnes vom Kart bis in den Formel-1-Williams soll den Unternehmer Schätzungen zufolge rund 30 Millionen Dollar gekostet haben, samt Privattests seines Sohnes in einem 2014er Williams-Renner auf verschiedenen Rennstrecken rund um die Welt.
Klar rümpften viele die Nase: noch ein Bezahlfahrer, klasse. Aber in Wahrheit hat Stroll immer Leistung gebracht – italienischer Formel-4-Titel 2014, Gewinner der Winterserie Toyota Racing Series 2015, F3-Champion 2016. Das alles brachte ihm vor dem Hintergrund des Nachwuchsfahrer-Punktesystems der FIA genügend Zähler ein, um den Formel-1-Führerschein namens Superlizenz zu verdienen.
Stroll selber ist ganz pragmatisch, was seine finanzielle Hilfe angeht: «Aus meiner Sicht funktioniert das so – zunächst brauchst du jemanden, der dich unterstützt. Die Familie oder ein Sponsor. Das hilft für den Schritt vom Kart in den Rennwagen oder von Kanada nach Europa. Aber dann bist du auf dich alleine gestellt. Geld kauft keine Siege. Egal wie viel Unterstützung du hast, am Lenkrad drehst du selber, aufs Gaspedal trittst nur du. Und wenn du das zu wenig gut machst, dann reicht es nicht. Geld eröffnet Gelegenheiten, einen Sitz in der Formel 4, im Go-Kart, in der Formel 3. Aber du brauchst Ergebnisse, um die Superlizenz zu erlangen. Nur dann darfst du in die Formel 1. Und diese Punkte habe ich mir erkämpft.»
«Geld hat Türen geöffnet, keine Frage. Wir reden hier von einem extrem teuren Sport. Es gibt unzählige Piloten, welchen diese Chance verwehrt bleiben, Fahrer, die sehr talentiert sind, aber wegen Geldmangels irgendwann stranden. Ich bin mir dessen sehr wohl bewusst. Ich finde das schade, aber das ist nun mal so. Ich habe für den Schritt in die Formel 1 hart gearbeitet, und ohne meine Siege und Titel wäre ich jetzt nicht bei Williams. Wenn Williams nicht an mich glauben würde, dann hätte ich den Platz nicht bekommen, so einfach ist das.»