Villeneuve: «Williams-Team hat seine Seele verkauft»
Jacques Villeneuve: «Williams hatte keinen Gradmesser, wie gut das Auto wirklich ist»
Die Formel-1-Bilanz von Lance Stroll kann sich sehen lassen. Der Teenager holte in seinem Rookie-Jahr im Williams 40 WM-Punkte und sicherte sich damit den zwölften WM-Rang – direkt hinter seinem routinierten Stallgefährten Felipe Massa, der bloss drei Zähler mehr sammelte. Stroll schaffte es in sieben der 20 Rennen in die Punkte und in Baku als Dritter sogar aufs Podesttreppchen.
Doch der 19-Jährige aus Montreal erlebte einen schwierigen Auftakt in sein Debütjahr: Bereits während der Vorsaison-Testfahrten in Barcelona machte er mit Unfällen statt mit guten Rundenzeiten von sich reden. Die ersten drei Grands Prix in Australien, China und Bahrain konnte er nicht beenden und in den folgenden drei WM-Läufen in Russland, Spanien und Monaco schaffte er es nicht in die Punkte.
Die Wende kam mit dem Heimrennen des Kanadiers, der sich in seiner Heimatstadt Montreal den neunten Platz sicherte und im darauffolgenden Chaos-GP von Baku den dritten Platz eroberte. Auch im folgenden Kräftemessen auf dem Red Bull Ring schaffte er es als Zehnter gerade noch in die Punkte. In den restlichen elf GP gehörte er jeweils in Monza, Singapur, Sepang und Mexiko zu den schnellsten Zehn.
Das ist nicht schlecht für einen Neuling, was auch Stroll weiss, der mit seinem ersten Jahr im GP-Zirkus zufrieden ist. Allerdings ist nicht jeder von den Leistungen des jungen Rennfahrers überzeugt. Landsmann Jaques Villeneuve, der zu den schärfsten Kritikern von Stroll gehört, erklärt den Kollegen von Auto Bild Motorsport: «Selbst Felipe Massa, schon vor seinem Rücktritt längst im Herbst seiner Karriere, war klar schneller als Lance Stroll. Williams hatte deshalb keinen Gradmesser, wie gut das Auto wirklich ist.»
Und der Weltmeister von 1997 verweist wieder einmal auf die Tatsache, dass sein Landsmann mit viel Leidenschaft und noch mehr Geld von seinen steinreichen Vater Lawrence Stroll unterstützt wird. Der Unternehmer steckt viele Millionen in das Williams-Team – und hat dort entsprechend ein Wörtchen mitzureden. «Williams hat seine Seele an die Milliarden von Lawrence Stroll verkauft, der nur eins im Sinn hat: seinen Sohn zu stärken.»
«Ich lasse mich da auch nicht von dem dritten Platz meines kanadischen Landsmanns in Baku blenden. Der war pures Glück», stellt Villeneuve klar, der Stroll zu Saisonbeginn als einen der schlechtesten Rookies in der Geschichte der Formel 1 bezeichnet und dafür Hausverbot beim Williams-Team bekommen hatte.
Wir erinnern uns: Mit Williams wurde Jacques Villeneuve 1997 Formel-1-Weltmeister, gemeinsam wurden elf Grands Prix gewonnen. Seitdem holte der Traditionsrennstall aus Grove (GB) keinen WM-Titel mehr.