Williams 2018: Sirotkin GP-Pilot, Kubica Reservist
Was seit Dezember als Gerücht herumgeisterte, ist nun bestätigt: Williams fährt 2018 mit Lance Stroll und Sergey Sirotkin. Angeblich hat der 22jährige Moskauer Sirotkin einen Zweijahresvertrag mit Option auf 2020 unterzeichnet.
Robert Kubica ist gleichzeitig vom Team als Reservefahrer bestätigt. Der Pole wird am Wintertest in Spanien teilnehmen, innerhalb der Saison testen und auch in Freitagtrainings fahren. Das Team wollte sich die technische Expertise des Kanada-GP-Siegers von 2008 nicht entgehen lassen.
Technikchef Paddy Lowe: «Wir freuen uns, wie weit Robert bei seiner Rückkehr auf die Rennstrecken gekommen ist. Wir sind sicher, dass er für uns auf der Rennpiste und im Simulator von grösstem Wert ist.»
Kubica sagt: «Ich freue mich, dass ich den Posten des Reserve- und Entwicklungsfahrers erhalten habe. Es ist schön, ins Formel-1-Fahrerlager zurückzukehren. Ich will wieder Rennen fahren, dies ist ein wichtiger weiterer Schritt zu diesem Ziel.»
Schon Anfang Januar hatte der frühere Benetton- und Renault-Teamchef Flavio Briatore ausgeplaudert, was kommen würde. Der 67jährige Italiener erklärte: «Es tut mir sehr leid, dass Kubica es nicht geschafft hat, Williams zu verführen. Ich habe mehrfach mit Nico Rosberg gesprochen (der sich um das Management von Kubica kümmert, M.B.). Ich weiss, dass alles versucht worden ist, aber der Russe bringt ein enormes Budget mit. Wir reden hier von zwanzig Millionen. Kubica konnte zwischen sieben und zehn Millionen aufbringen»
Die Williams-Belegschaft wurde am Dienstagmorgen über das junge Fahrerduo informiert, kurz vor der offiziellen Bestätigung. Der 19jährige Stroll und der 22jährige Sirotkin sind das jüngste Fahrerduo der Formel 1 2018.
Die stellvertretende Teamchefin Claire Williams sagt: «Nach ausführlicher Einschätzung glauben wir – Lance und Sergey können für Williams die besten Ergebnisse einfahren. Williams hat immer schon junge Talente gefördert, da passt Sirotkin hervorragend ins Bild.»
Technikchef Paddy Lowe: «Wir haben es uns mit der Beurteilung der Kandidaten nicht leichtgemacht. Sergey hat mit Speed und Begabung gepunktet, seine Aussagen über den Wagen waren sehr fundiert, seine Arbeitseinstellung ist vorbildlich, auf und neben der Bahn.»
Der Moskauer sagt: «Natürlich bin ich sehr glücklich, dass ich für einen so bekannten Rennstall wie Williams fahren darf. Es war ein langer weg zum Stammplatz in der Formel 1, und ich bin all meinen Wegbegleitern sehr dankbar.»
Sirotkin: Auf Umwegen in die Formel 1
Sirotkin kommt auf Umwegen in die Formel 1. Denn der ursprüngliche Plan bestand darin, dass er mit dem Schweizer Sauber-Rennstall in den GP-Sport aufsteigt. Doch die 2013 angekündigte Kooperation mit einer Reihe von russischen Partnern (Investment Corporation International Fund, State Fund of Development of Nortwest Russian Federation sowie National Istitute of Aviation Technologies) platzte. Mit deren Hilfe sollte die langfristige Zukunft des einzigen Formel-1-Rennstalls mit Sitz in der Schweiz gesichert werden. Als Gegenzug sollte der junge Russe Sergej Sirotkin aufgebaut werden. Über die wahren Hintergründe zum Scheitern dieses Bündnisses wird bei Sauber bis heute nicht gesprochen.
Sirotkin blieb gezwungenermassen in der Formel Renault 3.5, über die Rolle des Testfahrers von Sauber kam er nie hinaus.
Während er in der GP2 (heute Formel 2) antrat, holte ihn Renault für 2016 als Entwicklungsfahrer, für 2017 wurde er zum offiziellen Test- und Ersatzpiloten ernannt. Aber als klar wurde, dass er keine Chance auf ein Renncockpit bei den Franzosen hat, orientierte sich Sirotkin neu – Richtung Williams. Ex-Williams-Fahrer Jacques Villeneuve schnödete, der Rennstall habe seine Seele verkauft.