Brendon Hartley (Toro Rosso): Von wegen Ausspannen!
Brendon, du hast im Oktober und November für Porsche und Toro Rosso acht Rennen bestritten, kein Spitzenpilot stand öfter im Einsatz. Nach dem WM-Finale von Abu Dhabi musst du wirklich ferienreif gewesen sein!
Ja, ich bin ständig hin- und hergependelt zwischen Langstrecke und Grand Prix, gar nicht zu reden von den verschiedenen Zeitzonen, in welchen diese Rennen stattgefunden haben. Zu Beginn dieser geschäftigen Zeit ging es auch noch um meine Zukunft, das hat mich belastet. Aber ich will mich nicht beklagen, ich habe jede Sekunde im Rennwagen geliebt. Ich brauchte nur am Ende die Gelegenheit, meine Batterie aufzuladen.
Aber du bist nicht gleich nach Neuseeland zurückgeflogen.
Nein, denn nach dem WM-Finale von Abu Dhabi gab es noch einige Termine. Ich reiste zur Preisverleihung der FIA, dann wurde im Rennwagenwerk von Toro Rosso der Sitz fürs 2018er Auto angepasst. Bei Porsche nahm ich an der Weihnachtsfeier teil, dann an Galas von Autosport und dem BRDC. Im Grunde habe ich eine Woche lang meinen Smoking gar nicht mehr ausgezogen!
Erst danach konnte ich das erste Mal richtig durchatmen und auch ein wenig nachdenken darüber, was alles passiert war. Vor Weihnachten bin ich in meine Heimat geflogen. Ich hatte meine Familie eine ganze Weile lang nicht gesehen. Ich genoss den neuseeländischen Sommer und bin viel Mountain-Bike gefahren. Vielleicht mache ich das am liebsten – mit dem Bike losradeln, in den Bergen ein wenig Zeit für mich selber haben.
Wenn wir auf Instagram gucken, dann war da aber noch ein wenig mehr los.
Das ist wahr. Ich reiste nach Queenstown, wo ein Freund 50 Jahre alt geworden ist. Wir machten einen atemraubenden Heli-Trip zu den Milford Sounds, wir gingen Kartfahren, und beim «Manfeild Circuit Christ Amon» gibt es nun eine Strasse, die nach mir benannt ist – den Brendon Hartley Drive. Es ist ein wenig seltsam, meinen Namen dort oben auf der Tafel zu sehen, und vor allem besteht dort eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h!
Aber das Wichtigste von allem war natürlich, dass Sarah und ich geheiratet haben. Alles verlief entspannt und hat wundervoll geklappt. Die Hochzeit war genau so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Viele Freunde aus Europa sind dafür extra nach Neuseeland geflogen. Und da sie den langen Weg auf sich nahmen, blieben sie natürlich ein wenig. Es war schön, ihnen zu zeigen, was Neuseeland zu bieten hat.
So ganz ohne Racing ging es nicht.
Nein, denn obschon ich ein wenig ausspannen wollte, begann ich natürlich auch wieder mit meinem Training für die kommende Saison. Ich arbeite in diesem Jahr mit einem anderen Trainer. Mein erster Termin in Europa – das Hahnenkammrennen in Kitzbühel. Ich bin erst einmal in meinem Leben auf Skiern gestanden, da ist mir das Snowmobil doch ein wenig lieber. Ein witziger Kontrast: Sommer in Neuseeland und Winter in Österreich. Die kommenden Wochen werden intensiv: Training, weitere Sitzproben bei Toro Rosso, Arbeit im Rennsimulator, unser Filmtag, und Ende Februar können wir endlich mit dem neuen Wagen auf die Bahn.
Und anschliessend fliegst du schon fast wieder nach Hause.
Ich habe viele Menschen getroffen, die mir in Neuseeland fest versprochen haben, dass sie zum WM-Auftakt nach Melbourne kommen werden. Ich erwarte auf den Tribünen also einige Kiwis! Ich bin dreizehn Jahre lang kein Rennen in meiner Heimat gefahren, aber der Grosse Preis von Australien wird sich ein wenig wie ein Heimrennen anfühlen.