Tatiana Calderón: «Als Frau stehst du im Mittelpunkt»
Tatiana Calderón
Tatiana Calderón wird in diesem Jahr endlich ihren Traum erfüllen und in einem Formel-1-Auto Gas geben können. Allerdings nicht im neuen Sauber C37, sondern in einem älteren Modell, wie die 24-Jährige am Rande der Formel-1-Testfahrten auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya betont: «Die Details müssen noch geklärt werden, aber ich werde in diesem Jahr in einem GP-Renner testen dürfen. Wann und wo das passieren wird, steht aber noch nicht fest.»
Natürlich wurde die Kolumbianerin auch auf die umstrittenen Aussagen der ehemaligen Lotus- und Renault-Entwicklungsfahrerin Carmen Jorda angesprochen, die erklärt hatte, als Frau sei man in der Formel E besser aufgehoben als in der Formel 1, weil die rein elektrische Serie physisch nicht so anspruchsvoll wäre.
Diese «Weisheiten» quittiert die Nachwuchspilotin, die in diesem Jahr ihre dritte GP3-Saison in Angriff nehmen wird, mit einem müden Lächeln. «Klar, ich bin selbst noch keinen Formel-1-Renner gefahren, aber ich hatte bisher noch nie Probleme, in den Nachwuchsklassen körperlich mithalten zu können. Und die kleineren Formel-Serien werden gerne unterschätzt. Da wäre etwa der hohe Abtrieb der Formel-3-Renner, oder die GP3-Autos mit ihren Kurvengeschwindigkeiten, die wirklich schwierig zu steuern sind, weil sie über keine Servolenkung verfügen. Ich denke, es ist durchaus möglich, auf höchstem Niveau mitzukämpfen und es ist eine Frage der Vorbereitung. Natürlich haben Jungs mehr Muskelmasse, aber das ist nichts, was sich nicht durch intensiveres Training kompensieren liesse.»
Und Calderón stellt klar: «Ich habe mich viele Jahre auf diese Chance vorbereitet und ich fühle mich nun bereit dazu, den nächsten Schritt zu machen. Ich habe mein Training natürlich intensiviert und habe eine ganze Gruppe von Spezialisten, die mir dabei hilft, mich körperlich und mental auf die Formel 1 vorzubereiten. Beides in Kombination ist eine grosse Herausforderung, und deshalb muss ich viel Zeit und Energie investieren. Natürlich ist es eine grosse Herausforderung, aber das ist doch in jedem Sport so. Wer an der Spitze mitkämpfen will, muss sich überall anstrengen.»
Und wie geht die Sauber-Testfahrerin mit ihrer Vorbildfunktion um? «Natürlich ist es so, dass man als Frau mehr im Mittelpunkt steht, auch wenn man diese zusätzliche Aufmerksamkeit gar nicht sucht oder will. Das gehört wohl einfach dazu. Ich mache das aber aus Liebe zum Sport, und ich will nicht die beste Frau im Sport sein, sondern die Beste überhaupt. Ich will – wie alle anderen auch – alle Gegner schlagen.»