Australien-GP: Hohe Hürden für Leclerc und Sirotkin
Davon träumt jeder Formel-1-Rennfahrer: Sieg gleich beim ersten Grand Prix. Gelungen ist das in der Formel-1-Historie nur einem, allerdings mit Vorbehalten. Der Silverstone-GP 1950 als erster Formel-1-WM-Lauf war zwar für alle Fahrer eine Premiere, also müssten wir streng genommen Giuseppe «Nino» Farina hinzurechnen. Doch der Italiener war damals schon ein erfahrener Starpilot für Alfa Romeo und mehrfacher GP-Sieger. Als Neuling würden wir ihn nicht bezeichnen.
Das Indy 500 zählte 1950 ebenfalls zur Formel-1-WM, doch kaum ein Europäer verirrte sich in den Bundesstaat Indiana, also übergehen wir hier Johnnie Parsons.
Für die meisten Statistiker gibt es daher nur einen Piloten, der beim WM-Debüt auf Anhieb gewinnen konnte – Giancarlo Baghetti, der mit seinem Ferrari in Reims 1961 triumphierte. Es war sogar sein dritter Formel-1-Sieg in Serie, denn er hatte in den Wochen vor dem Frankreich-GP bereits die nicht zur WM zählenden Rennen von Syrakus und Neapel gewonnen.
Sieg im ersten Grand Prix – das hätte der Kanadier Jacques Villeneuve beinahe geschafft: Im allerersten Formel-1-WM-Lauf im Albert-Park 1996 führte er vor seinem Williams-Stallgefährten Damon Hill, bis ihn ein Ölleck einbremste. Hill sagte «thank you» und gewann, Jacques wurde Zweiter.
Nicht einmal die wettverrücktesten Formel-1-Fans würden Geld setzen, dass Charles Leclerc (Sauber) oder Sergey Sirotkin (Williams) am 25. März 2018 auf dem Albert Park Circuit von Melbourne zum Sieg fahren. Dafür könnten der Monegasse und der Russe einem recht exklusiven Kreis beitreten. Denn lassen wir Silverstone 1950 aussen vor, dann sind in der Formel-1-WM-Historie nur 57 Piloten gleich im ersten Rennen in die Punkte gefahren.
Zur Erinnerung: Von 1950 bis 1959 erhielten nur die ersten Fünf eines WM-Laufs Punkte, von 1961 bis Ende 2002 waren es die ersten Sechs. Danach wurde aufgestockt: Die ersten Acht wurden von 2003 bis 2009 belohnt, gar die ersten Zehn erhalten seit 2010 WM-Zähler.
Es ist im Laufe der Zeit also erheblich einfacher geworden, in die Punkte zu fahren. Was die Leistung untenstehender Herren nicht schmälern soll. Einfach ist in der Formel 1 nichts.
In den letzten 25 Jahren haben das trotzdem nur 18 Fahrer geschafft:
1993: Eddie Irvine (GB), Suzuka, 6.
1996: Jacques Villeneuve (CDN), Melbourne, 2.
1999: Pedro de la Rosa (E), Melbourne, 6.
2001: Kimi Räikkönen (FIN), Melbourne, 6.
2002: Mark Webber (AUS), Melbourne, 5.
2004: Timo Glock (D), Montreal, 7.
2005: Tonio Liuzzi (I), Imola, 8.
2006: Nico Rosberg (D), Bahrain, 7.
2007: Lewis Hamilton (GB), Melbourne, 3.
2007: Sebastian Vettel (D), Indianapolis, 8.
2008: Sébastien Bourdais (F), Melbourne, 7.
2009: Sébastian Buemi (CH), Melbourne, 7.
2011: Paul Di Resta (GB), Melbourne, 10.
2014: Kevin Magnussen (DK), Melbourne, 2.
2014: Daniil Kvyat (RU), Melbourne, 9.
2015: Felipe Nasr (BR), Melbourne, 5.
2015: Carlos Sainz (E), Melbourne, 9.
2016: Stoffel Vandoorne (B), Bahrain, 10.
Nur drei Fahrer schafften es in den letzten 25 Jahren also gleich aufs Siegerpodest – Williams-Pilot Villeneuve in Australien 1996, der damalige McLaren-Neuling Hamilton in Australien 2007 sowie McLaren-Fahrer Magnussen, der 2014 von der Disqualifikation Daniel Ricciardos profitierte und als Zweiter klassiert wurde.
Ebenfalls interessant: Einen Grand Prix in ihrer ersten Formel-1-Saison haben in 68 Jahren lediglich neun Fahrer gewinnen können.
1950: Giuseppe Farina (3 Siege)
1950: Juan Manuel Fangio (3)
1961: Giancarlo Baghetti (1)
1965: Jackie Stewart (1)
1970: Clay Regazzoni (1)
1970: Emerson Fittipaldi (1)
1996: Jacques Villeneuve (4)
2001: Juan Pablo Montoya (1)
2007: Lewis Hamilton (4)
Davon sind Charles Leclerc und Sergey Sirotkin ungefähr so weit entfernt wie Melbourne vom Mond: Der Williams und der Sauber gelten gemessen an den Wintertests auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya als Ende des breiten Mittelfelds.