Romain Grosjean (Haas) gefeuert? Das sagt sein Chef
Romain Grosjean und Günther Steiner
Der WM-Beginn ist Romain Grosjean gründlich misslungen: Er muss mit dem hervorragenden Haas-Renner nach fünf Rennen null Punkte vorweisen, damit er in der WM Zweitletzter, nur Williams-Fahrer Sergey Sirotkin liegt hinter ihm. Mit dem gleichen Auto ist der Däne Kevin Magnussen WM-Neunter, mit 19 Punkten. Besonders viel zu reden gibt die Nullrunde von Barcelona: Dreher in Runde 1, Kollision mit Renault-Fahrer Nico Hülkenberg, auch Pierry Gasly im Toro Rosso wurde aus dem Rennen gerissen. Schnell kursierte ein böses Gerücht: Romain Grosjeans Stuhl wackle.
Einer eingehenden Betrachtung hält diese Unterstellung nicht stand. Team-Besitzer Gene Haas und Teamchef Günther Steiner sind keine Dummköpfe. Wer bitteschön garantiert denn, dass Ferrari-Zögling Antonio Giovinazzi oder Mercedes-Schützling Pascal Wehrlein im Haas einen besseren Job machen würden? Vom Formel-1-Hinterherfahrer Santino Ferrucci ganz zu schweigen.
Wir wollten von Haas-Teamchef Günther Steiner am Hafenbecken von Monaco wissen, was Sache ist. Der Südtiroler sagt: «Der beste Weg, ein solches Gerücht zu entkräften – es gibt keine Grundlage dazu. Wir haben uns im Team keine Sekunde über so etwas unterhalten. Wenn du zwei schlechte Rennen in Folge hast, ist das für mich keine Überlegung wert.»
«Für mich steht im Mittelpunkt, dass Romain wieder jene Leistung bringt, zu welcher er fähig ist. Mir gefällt nicht, dass jemand, der am Boden ist, auch noch getreten wird. Das ist unfair. Er weiss besser als wir alle, dass Baku und Barcelona nicht gut waren. Kann so etwas hier in Monaco passieren? Ja, das kann es.»
Wie intensiv waren die Gespräche mit Grosjean? Steiner weiter: «Ich würde sie nicht intensiv nennen. Noch während des Spanien-GP verliess ich unseren Kommandostand, um mit Romain reden zu gehen. Ich weiss, wie sich ein Racer in solche einem Moment fühlt. Ich habe zu ihm gesagt: “Passiert ist passiert, hak’ das ab und blick nach vorne. Es ist sinnlos, darüber zu brüten. Denk ab jetzt ans kommende Rennen!“»
«Du musst in solch einem schwierigen Moment positiv denken. Wenn du dich auf das Negative konzentrierst, dann erzeugst du nur noch mehr Negativität. Ich weiss, wie gut Romain fahren kann.»
Berechtigter Einwand: Gerade im Leitschiedenkanal von Monte Carlo geht es vor allem um Selbstvertrauen. Ein Fahrer braucht einen soliden ersten Trainingstag, um sich stetig zu steigern. Steiner meint: «Das ist wahr, aber das gilt für alle Fahrer. Ich hoffe, wir erleben am Donnerstag und dann im Qualifying vom Samstag kein Drama, dann können wir ein gutes Rennen zeigen. Das Auto ist wirklich gut. Romain braucht nur ein sauberes Wochenende.»
Grosjean muss wegen Spanien drei Ränge zurück in der Startaufstellung. Teamchef Steiner: «Das ist ärgerlich, aber wir können daran nichts ändern. In Monaco ist eine Strafe schmerzlich. Aber es ist nicht das Ende der Welt. Selbst mit drei Rängen zurück können wir hier eine Wende erzeugen. Die Strafe von Spanien war hart. Er hat die Kollision schliesslich nicht absichtlich provoziert. Ich will bei den Strafen einfach Gleichmässigkeit sehen. Wenn also jemand etwas Ähnliches macht, dann soll er bitteschön auch eine ähnlich strenge Strafe bekommen. In Baku fuhr einer Kevin ins Auto, der Wagen war beschädigt, die Strafe waren zehn Sekunden – für einen Fahrer, der ohnehin Letzter war. Das ist doch nicht die gleiche Strafe wie drei Ränge zurück in Monaco.»
Wie stark wird Haas in Monaco sein? Günther meint: «Monaco hat seine eigenen Gesetze, viele langsame Kurven. Generell haben wir ein Auto, dass potenziell stark genug ist, vierte Kraft zu sein. Vielleicht sind wir nicht ganz so stark wie in Barcelona, aber es sollte schnell genug sein, um zwischen den Rängen 7 und 12 zu liegen.»
«Wir hatten jetzt fünf sehr verschiedene Rennstrecken, und überall war unser Auto gut bei der Musik dabei. Vielleicht ist unsere Stärke, dass der Wagen keine Schwächen hat.»
Zurück zu den Piloten: Wann wollen sich Teambesitzer Gene Haas und Teamchef Günther Steiner über die Fahrer 2019 unterhalten? Der Südtiroler meint: «Vor der Sommerpause im August ist das überhaupt kein Thema. Nichts bewegt sich auf dem Fahrermarkt. Wir haben uns viele Punkte durch Finger gleiten lassen, das wollen wir bei den kommenden Rennen vermeiden. Wir haben andere Prioritäten als die Fahrer für die kommende Saison.»