Sebastian Vettel: «Ich vermisse Michael Schumacher»
Sebastian Vettel und Michael Schumacher
Die Startnummer ist Programm. Sebastian Vettel fährt mit der 5, und der fünfte Titel soll endlich her – es wäre vielleicht der wertvollste von allen, denn es wäre der erste des Heppenheimers mit Ferrari. Im Rahmen eines längeren Gesprächs mit meinen Kollegen Luigi Perna und Filippe Grimaldi von der Gazzetta dello Sport meinte Vettel über den erfolgreichsten aller Formel-1-Fahrer und seine Bestmarken: «Michael Schumacher war für mich eine enorme Quelle der Inspiration, aber seine ganzen Rekorde sind für mich ausser Reichweite. Was ich hingegen wie er schaffen will – mit Ferrari Weltmeister werden. Gleichzeitig weiss ich auch: Ich habe schon vier WM-Titel gewinnen dürfen, ich darf mich wirklich glücklich schätzen.»
Auf die Frage, was die schönste Erinnerung an Michael Schumacher sei, sagt Vettel weiter: «Ich habe gewissermassen zwei Michael Schumacher kennengelernt. Den einen, als ich aufgewachsen bin, als ich noch ein Bub war, das war, als würdest du den lieben Gott treffen. Und dann erlebte ich ihn als Erwachsener, als ich selber dann auch gross war.»
«Beim einen Mal traf ich den Champion, beim anderen Mal den Menschen Schumacher. Ich habe erfahren, was Michael verkörpert, dann wer er wirklich ist. Ich habe ihn nie neben den Schuhen erlebt (beginnt zu schmunzeln), ausser vielleicht, wenn er sich mal ein paar Drinks gegönnt hat. Ich habe ihn nie wütend gesehen. Ich habe ihn nie etwas sagen gehört, das keinen Sinn ergeben hätte. Er hatte immer alles unter Kontrolle. Es spielte keine Rolle, ob er in einem Kart sass, in einem Buggy beim Race of Champions oder in einem GP-Renner – bei ihm hattest du immer den Eindruck, dass er Herr der Lage ist.»
Vor einem Jahr hat Vettel mit seinem Sieg im Fürstentum eine 16 Jahre lange Durststrecke von Ferrari in Monte Carlo beendet. Nun sagt Vettel: «Michael fehlt mir wirklich sehr. (Sebastian wird einen Moment traurig.) Nicht nur wegen seiner gewaltigen Erfahrung, auf und neben der Rennstrecke; sondern auch, weil er brillanter und sympathischer war als sich die Leute vorstellen können. Er hatte so viel Talent und Fahrinstinkt, aber er hat sich immer auch gründlich überlegt, was er macht.»
«Jedes Mal, wenn ich mit ihm sprechen konnte, war er von grosser Hilfe. Seine Ratschläge waren mir sehr teuer, vor allem in den letzten dreieinhalb Jahren seiner Karriere.»