Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Mika Häkkinen: «Das war wichtig für Max Verstappen»

Von Mathias Brunner
​Formel-1-Champion Mika Häkkinen blickt auf den Grossen Preis von Kanada zurück, auf den Sieg von Vettel und Ferrari, die Niederlage von Hamilton und Mercedes und das gute Rennen von Max Verstappen.

«Kanada war ein wenig ungewöhnlich dieses Jahr», stellt Mika Häkkinen fest. Der 49jährige Finne hat wie üblich das Geschehen aufmerksam verfolgt, für den Wettanbieter Unibet bringt er jeweils ein paar Gedanken zu Laptop. Dabei fällt dem Weltmeister von 1998 und 1999 auf: «Montreal verwöhnt uns in der Regel mit spannenden Rennen. Dieses Mal haben wir wesentlich weniger Action erlebt. Für mich ist das ein weiterer Beweis dafür, wie aerodynamisch sensibel diese Autos sind. Es ist unheimlich schwierig, nahe genug am Gegner zu sein, um einen vielversprechenden Angriff zu starten. Kein Wunder, wird für 2019 das Reglement geändert.»

«Ein neuer Sieg für Sebastian Vettel und Ferrari war überfällig», meint der 20fache GP-Sieger weiter. «Ferrari zeigt eine starke Saison, und einige Male sind ihnen mögliche Siege durch die Finger geglitten. Ich erwarte bei dem gedrängten Programm der kommenden Wochen in Europa einen tollen Kampf zwischen Vettel, Lewis Hamilton und Valtteri Bottas. Wieso ich hier Bottas auch nenne? Weil er WM-Dritter ist und konstant auf hohem Niveau fährt. Keiner sollte vergessen: Ohne den Platten kurz vor Schluss des Baku-GP würde Bottas nun im Duell zwischen Hamilton und Vettel voll mitmischen.»

«Lewis Hamilton stand ein wenig neben seinen Rennstiefeln. Wir haben das von ihm einige Male erlebt. Nur er kennt die Gründe. Wenn das wieder passiert und gleichzeitig Bottas konstant stark fährt, dann wird das sehr interessant zwischen den beiden. Inzwischen muss Mercedes Hausaufgaben lösen. Sie hätten in Kanada stärker sein müssen. Das weiss auch Teamchef Toto Wolff, der nach dem Rennen sichtlich unglücklich war.»

«Die Abstände sind gering. Es ist gewiss keine Schande, drei Zehntel hinter einem Vettel zu liegen, aber das bedeutete in Montreal den Unterschied zwischen der Pole von Seb und Startplatz 5 von Kimi Räikkönen. Ich weiss, dass in den Medien längst thematisiert wird, ob Ferrari weiter auf die Karte Kimi setzen sollte. Letztlich hängt alles davon ab, was Ferrari will.»

«Stabilität ist wichtig für einen Rennstall. Ferrari schätzt das mit Vettel und Räikkönen. Leider stehen den 121 Punkten von Vettel nur 68 von Räikkönen entgegen. Das ist ein stattlicher Unterschied. Wenn Ferrari den Markentitel erobern will, müssen mehr Punkte her. Immerhin geht es auch um den Anteil am Preisgeldkuchen.»

«Der dritte Platz war für Max Verstappen ganz wichtig. Er hat in diesem Jahr viel Kritik einstecken müssen, mit Unfällen oder Zwischenfällen fast in jedem Rennen. Montreal gibt ihm die Gelegenheit zum Durchatmen. Jeder Fahrer kann mal eine Serie weniger guter Rennen haben. Zu viel Druck, ein wenig Pech, und schon steckst du in einer Negativspirale.»

«Ich fand es interessant zu hören, dass er alleine nach Kanada gereist ist. Konzentration ist elementar, und wenn du ständig Leute hast, die dir ins Ohr flüstern, dann hilft das nichts. Mein verstorbener Freund Aki Hintsa sprach viel mit mir darüber, wie wichtig es ist, den Kopf klar zu bekommen, um sich komplett konzentrieren zu können. Ich bin sicher, Max wird derzeit gründlich überlegen, welche Vorzüge es hat, sich ganz auf seine Arbeit fokussieren zu können.»

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