Jean Todt: «Formel 1 ohne Halo vielleicht verboten»
FIA-Präsident Jean Todt
Seit dem spektakulärem Startcrash von Belgien ist die Kritik am unschönen Halo deutlich leiser geworden. Die Spuren, die Fernando Alonsos McLaren am weiss lackierten Schutzbügel von Charles Leclercs Sauber hinterlassen haben, überzeugten so manche Skeptiker vom Nutzen der augenfälligsten Sicherheitsmassnahme der Vertreter des Automobilweltverbands FIA.
Das freut vor allem Jean Todt, der sich schon immer für den Einsatz des Halo stark gemacht hat. Im Gespräch mit «Autosport» erklärt er: «Wenn man sich Fernando Alonsos Crash von 2016 anschaut, oder Marcus Ericssons harten Abflug vom Trainingsfreitag in Monza, dann sollte man kurz innehalten und sich vor Augen führen, wie gross die Fortschritte bei der Sicherheit sind, die gemacht werden konnten. Das ist nicht selbstverständlich.»
Der Franzose geht sogar noch einen Schritt weiter: «Vor einigen Jahrzehnten würde ein Fahrer nach einem dieser Abflüge nicht mehr unter uns weilen. Das wäre ein grosser Verlust, denn was vor 40 Jahren noch akzeptabel war, ist es heute nicht mehr. Und es hätte vielleicht bedeutet, dass der Motorsport verboten werden würde. Die Dinge haben sich verändert, das dürfen wir nicht ausser Acht lassen.»
Die umfangreiche Kritik an der Halo-Optik kann Todt nicht nachvollziehen: «Das frustrierende ist: Als wir den Halo eingeführt haben, waren die Fahrer nicht gerade überzeugt davon. Aber auf gewisse Art und Weise respektieren wir sie und ihre Arbeit und sie sollten uns und unseren Bemühungen auch mit Respekt begegnen. Wir haben es aus Überzeugung eingeführt, wir waren uns sicher, dass es eine gute Sache ist.»
«Und vielleicht hat es das Design des Autos etwas verändert. Aber ehrlich gesagt liebe ich die Rennfahrerei und die Formel 1. Und ich bin nicht schockiert, wenn ich ein Auto mit Halo sehe. Meine Sorge galt nur der Sicht der Fahrer und der Frage, ob sie dadurch eingeschränkt werden könne. Denn wir wollten nichts einführen, mit dem wir die Sicherheit in einem Bereich zwar erhöhen, in einem anderen aber aufs Spiel setzen», stellt der 72-Jährige klar.