Romain Grosjean: «Webber wollte mir eine reinhauen»
Romain Grosjean
Romain Grosjean kämpft seit 2016 in den Farben des Haas-Teams um WM-Punkte und in diesem Jahr erlebte der Gesamtdreizehnte des Vorjahres einen schwierigen Auftakt in die Saison. In den ersten acht WM-Läufen blieb er ohne punkte, erst seit dem Österreich-GP auf dem Red Bull Ring ist der Genfer in Fahrt gekommen. Seither fuhr er vier weitere Male in die Top-10, auch wenn ihm sein jüngster sechster Rang von Monza wegen des illegalen Unterbodens wieder abgesprochen wurde. Das Haas-Team hat im übrigen angekündigt, Einspruch gegen die Disqualifikation des Schweizers zu erheben.
Grosjean selbst hat schon schwierigere Zeiten erlebt. So musste er etwa 2009 nach nur einem halben Jahr beim Renault-Team wieder Platz machen, weil die Franzosen 2010 mit Robert Kubica und Vitaly Petrov antraten. In der jüngsten Ausgabe des Bose-gesponserten Podcasts «Beyond The Grid» auf «Formula1.com» erinnert er sich: «Es war wie ein Traum. Nach der Sommerpause erhielt ich einen Anruf, mit dem mir mitgeteilt wurde, dass ich die verbleibenden sieben WM-Läufe als Vorbereitung auf meine erste volle Saison bestreiten darf. Es zeigte sich aber, das alles ganz anders kam.»
«Ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort», ist sich der 32-Jährige sicher. «Ich fuhr neben Fernando Alonso, was überwältigend war, denn ich konnte viel von ihm lernen, weil er so schnell war. Doch wegen der Crashgate-Story und der Tatsache, dass ich zu Flavio Briatores Management gehörte, war ich Teil jenes Inventars, das ausgetauscht werden musste. Ich schulde Flavio viel für seine Schützenhilfe bei meinem Formel-1-Einstieg, dennoch denke ich auch, dass diese Affäre mir meine erste Formel-1-Karriere gekostet hat.»
Denn Briatore gehörte zu den Dirigenten des strategisch intendierten Crashs von Nelson Piquet jr. im Singapur-GP von 2008, der seinem Teamkollegen Alonso damals den Sieg im Strassen-GP beschert hatte. Und weil Grosjean vom illustren Italiener zum Renault-Team geholt worden war, musste auch er gehen, als der ganze Schwindel in der darauffolgenden Saison aufflog.
Auch die Rückkehr in den GP-Zirkus auf die Saison 2012 hin gestaltet sich nicht einfach. Grosjean konnte in jenem Jahr zwar seine ersten drei Podestplätze feiern. Durch seine Verwicklung in mehreren Startcrashs geriet er aber bei den Fans und Arbeitskollegen gleichermassen in Verruf. Nach dem spektakulären Startunfall von Belgien musste er sogar eine Rennsperre für den darauffolgenden Lauf in Italien hinnehmen.
Doch der Spa-Crash ist in den Augen des ehrgeizigen Rennfahrers nicht der schlimmste Fehler, den er sich in jenem Jahr erlaubt hatte. Grosjean erklärt rückblickend: «Spa ist Spa, ich bin immer noch überzeugt, dass ich für diesen Startcrash nicht alleine verantwortlich bin. Lewis Hamilton hätte nur 50 cm nach rechts ausweichen können – aber wie auch immer, ich habe die Strafe akzeptiert und meine Lehre daraus gezogen. Aber Suzuka war mein grösster Fehler, da bin ich in Mark Webbers Renner reingerasselt, weil ich einfach zu sehr darauf konzentriert war, mich nicht von einem Sauber überholen zu lassen.»
«Das war eindeutig und ganz alleine mein Fehler», übt sich Grosjean, der den auf dritter Position liegenden Australier von der Piste torpedierte, in Selbstkritik. Und er verrät: «Mark kam nach dem Rennen zu mir und wollte mir eine reinhauen. Er war sehr wütend, als er in der Hospitality stand, und er klagte: ‚Wir haben seit Freitagmorgen daran gearbeitet, das Auto möglichst gut auf das Rennen vorzubereiten, und du hast alles in der ersten Kurve ruiniert.‘ Ich konnte seinen Ärger nachvollziehen und sagte ihm: ‚Ja, du hast recht. Wenn du mich schlagen willst, dann tu das.‘»
Der zehnfache GP-Podeststürmer gesteht auch: «Es tat schon sehr weh, als mich Mark Webber und die anderen Fahrer als Erstrunden-Spinner bezeichneten.» Er weiss aber auch, dass Kritik dazugehört: «Man wird die ganze Zeit von den Fans und Medien kritisiert, vor allem in diesen Zeiten der sozialen Medien, bekommt man viel ab. Wenn man die Leute dann persönlich trifft, sagen sie nie etwas und sind immer sehr freundlich.»