Timo Glock: «Mick Schumacher würde was ankurbeln»
Timo Glock
Die Formel 1 befindet sich in einer Erholungsphase. Nach Jahren rückläufigen Interesses legen die Einschaltquoten weltweit wieder zu. Das ist gut, denn die Formel 1 litt in den vergangenen Jahren an einem ausgeprägten Nachwuchsproblem. Autos sind für viele junge Menschen nicht mehr so wichtig, die sozialen Netzwerke haben die Interessen zersplittert. Timo Glock meint im Rahmen eines Interviews in der Rheinischen Post: «Man sieht doch in allen Sportarten, dass die Jugend nicht mehr so wirklich total interessiert und fokussiert ist. Es ist alles sehr schnelllebig geworden, auch durch Social Media und so weiter. Es ist die Frage, wie sich der gesamte Sport in Zukunft ändern wird.»
«Das Finanzielle ist die grösste Hürde. Es kann nicht sein, dass Nachwuchsklassen ab 500.000 Euro aufwärts im Jahr kosten. Und bei der Formel 2 reden wir schon von 1,5 bis 2 Millionen Euro. Da ist der Sport auf dem falschen Weg. Deswegen kommt der Nachwuchs – das wahre Talent – immer weniger durch, und Leute, die einen grossen finanziellen Background haben, haben es einfacher. Familie Stoll etwa kauft gleich ein ganzes Team. Diese Entwicklung ist dramatisch und zeigt, dass der Sport in die falsche Richtung geht und einfach zu teuer wird.»
«Die besten Teams haben natürlich schon noch die besten Rennfahrer, die es weltweit gibt. Aber bei allem, was danach kommt, kann man mehr und mehr ein Fragezeichen dahinter setzen. In der Formel 1 gibt es momentan zwei Teams, die vorne wegfahren – Ferrari und Mercedes. Dann kommt lange nichts, dann Red Bull Racing. Dann kommt wieder lange nichts, dann der Rest. Ich glaube, dass das fahrerische Niveau im Schnitt momentan in der DTM höher ist.»
Deutschland ist in der Formel 1 derzeit lediglich durch Sebastian Vettel und Nico Hülkenberg vertreten. Als Timo Glock fuhr, war er unter anderen gegen Michael und Ralf Schumacher und auch Nick Heidfeld unterwegs. «Wir waren teilweise fünf deutsche Fahrer. Das war schon verrückt, so viele Deutsche in der Formel 1 zu haben. Bei der Fahrerparade wurde hauptsächlich Deutsch gesprochen, was ganz angenehm war. Aber generell hat es für uns nichts geändert. Jetzt sehe ich das anders: Wir sind von fünf auf zwei gefallen. Wenn Sebastian Vettel jetzt von heute auf morgen aufhören würde, würde nur noch Nico Hülkenberg übrigbleiben.»
Was die Frage aufzwingt: Ist Deutschland demnach überhaupt noch Formel-1-Land?
Der 36jährige Glock weiter: «Die Einschaltquoten sind immer noch gut mit über viereinhalb Millionen Zuschauern im Schnitt. Aber zu den Hauptzeiten, als Schumacher die ersten Male Weltmeister geworden ist, da waren wir bei über zehn Millionen. Doch das ist normal. Die Einschaltquoten beim Tennis sind seit Boris Becker und Steffi Graf auch eingebrochen. Wenn jemand in eine neue Sportart kommt, in der vorher noch kein Deutscher Erfolg hatte, dann gibt es immer erstmal einen riesigen Boom. Alles was danach kommt, flacht ab.»
Einer, der das ändern könnte, ist Mick Schumacher. Timo Glock erzählt: «Ich war das ein oder andere Mal mit ihm unterwegs. Ich gucke bei seinen Rennen öfter zu und schaue, was er macht. Der bessere Weg für ihn ist durch die GP3 und Formel 2 zu gehen, weil es näher an der Formel 1 dran ist. Wenn wir in der Formel 1 wieder einen Schumacher hätten, dann brauchen wir nicht lange drum herumreden: Der Name würde natürlich richtig was ankurbeln. Ich würde mich freuen, wenn er es schafft. Das wäre auch schön für mich persönlich, weil ich bei RTL immer mal wieder bei einem Rennwochenende vor Ort bin. Das zu kommentieren, wäre ein Traum für mich.»