USA-GP in Texas: Wie geht ein WM-Lauf ohne Training?
So kann das auch an den kommenden Tagen aussehen
In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Carla Tessi aus Bellinzona wissen: «Vor kurzem ist in Amerika der Wirbelsturm Florence über die Ostküste gezogen. Die Bewohner der USA werden ja immer wieder von schlimmen Wirbelstürmen heimgesucht. Mir ist dabei in den Sinn gekommen, dass es doch vor ein paar Jahren in Austin übel geregnet hat. Ich möchte gerne wissen, wie in der Formel 1 in einem solchen Fall vorgangen wird. Was sagt etwa das Reglement, wenn am Freitag und Samstag gar nicht gefahren werden kann? Wie geht ein Grand Prix ohne Qualifikation?»
Natürlich hatten wir in der Formel 1 schon Tage, an welchen sich auf der Rennstrecke kein Rad drehen konnte: Einmal gab es Taifun-Warnung in Suzuka, Fans und Fachleute wurden angewiesen, am Samstag in ihren Hotels zu bleiben. Der Taifun drehte dann leicht ab, Schäden an Leib und Leben gab es im Grossraum Tokio, nicht jedoch in Suzuka. Quali und Rennen fanden in der Folge am Sonntag statt – bei schönstem Wetter übrigens.
2015 erlebten wir in Austin chaotische Zustände. Die Organisatoren liessen über Radio und die sozialen Netzwerke verbreiten: Die Tore zur Strecke werden frühestens um zwölf Uhr früh mittags geöffnet, bis dann sollten sich die Fans gar nicht erst auf den Weg machen. Tausende haben das dann entweder nicht gehört oder sie richten sich nicht danach, die Situation auf vielen Zufahrtstrassen war hoffnungslos, weil es an zahllosen Stellen stehendes Wasser gab. Die Pistenverhältnisse im Training wären höchstens für Motorboote angemessen. Das zweite freie Training musste ganz gestrichen werden, ebenso wie einen Tag später das Qualifying. Das dritte Quali-Segment am Sonntagmorgen fiel ebenfalls ins Wasser.
Aber was sagt das Reglement zur Frage: Geht ein Grand Prix ohne Qualifikation? Wie wird dann überhaupt die Startaufstellung gebildet?
Sollte kein Abschlusstraininig möglich sein, obliegt es den Rennkommissaren, wie sie die Startaufstellung definieren wollen – sie können dazu die Reihenfolge aus einem freien Training verwenden oder den WM-Stand. Da die Rennfahrer ihre Startnummern heutzutage frei wählen können, werden die Kommissare auf die letzte Möglichkeit – Start gemäss Startnummern – nicht zurückgreifen. Denn eine hohe oder tiefe Nummer hat heute nichts mehr mit den Leistungen vom Vorjahr zu tun (wie früher).
Ohne Quali und bei misslichen Verhältnissen würde Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting so lange warten, wie es geht, um einen Einsatz der Rennwagen zu vertreten. Ein Start hinter dem Safety-Car im Regen ist denkbar, möglicherweise wird der Grand Prix dann nach kurzer Zeit abgebrochen und gilt als gefahren. Selbst wenn das eine Farce wäre. Mangels Dreiviertel-Distanz würden halbe Punkte vergeben.
Die Verschiebung eines Rennens auf Montag ist nicht vorgesehen (das Indy 500 beispielsweise ist schon mehrfach um einen oder mehrere Tage verschoben und dann gefahren worden). Die ganze Logistik der Formel 1 ist darauf ausgelegt, in der Sonntagnacht und am Montag zusammenzupacken und Richtung Mexiko zu jetten.
Das letzte Mal, als ein Grand Prix nicht stattfinden konnte: Juni 1985 in Spa-Francorchamps, als damals der neue Belag aufbrach. Das Rennen wurde dann im September nachgeholt.
Für das Rennwochenende 2018 stellt sich derzeit ein ganz anderes Problem: Es ist derzeit viel zu kalt für die Jahreszeit.