Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Quali Mexiko-GP: Daniel Ricciardo vor Max Verstappen

Von Mathias Brunner
3. Formel-1-Pole für Daniel Ricciardo

3. Formel-1-Pole für Daniel Ricciardo

​Abschlusstraining zum Grossen Preis von Mexiko im Autódromo Hermanos Rodríguez: Max Verstappen verpasste den Rekord von Vettel, die Pole-Position ging stattdessen an Daniel Ricciardo.

Die zwei grossen Fragen vor dem Qualifying zum drittletzten WM-Lauf des Jahres: Würde sich Max Verstappen nach Bestzeiten in allen freien Trainings zum jüngsten Formel-1-Fahrer auf einer Pole-Position machen? Und wann würde es anfangen zu regnen? Die mexikanischen Meteorologen warnten: Regenwahrscheinlichkeit in der Quali 40 Prozent, Tendenz zum Schluss steigend, mit der Aussicht auf teilweise heftige Gewitter.

Mercedes brachte das Kunststück fertig, Valtteri Bottas rechtzeitig zur Quali einen anderen Motor einzubauen. Das war nach einem Hydraulikdefekt im dritten freien Training nötig geworden. Eine Strafe gab es für den Finnen nicht: Es handelt sich um eine Antriebseinheit, die bereits verwendet worden ist.

Zwei Fahrer gingen strafbelastet in die Quali: Romain Grosjean mit einer Drei-Startränge-zurück-Strafe, aufgrund der Kollision in Texas mit Charles Leclerc; dazu Pierre Gasly, bei dem verschiedene Elemente des Honda-Motors gewechselt wurden. Der französische Toro-Rosso-Fahrer wird daher in aller Wahrscheinlichkeit aus der letzten Startreihe ins Rennen gehen.

Erste Duftmarke von Kimi Räikkönen auf hyperweichen Pirelli: 1:16,543 min, zwei Zehntel schneller als Lewis Hamilton, aber langsamer als Sebastian Vettel – 1:16,089 min für den Ferrari-Star (die schnellste Runden, die je auf der mexikanischen Piste gefahren wurde). Nur die Mercedes kreisten auf ultraweichen Pirelli, alle anderen Fahrer versuchten ihr Glück mit der weichsten Mischung, dem pink markierten Reifen. Ex-GP-Pilot Martin Brundle: «Die Farbe passt, denn die Reifen sind so weich wie Kaugummi.»

Wenn wir davon ausgehen, dass die ultraweichen Pirelli sechs Zehntel pro Runde langsamer sind als die hyperweichen, war Hamilton schneller als Vettel. Der meldete sich am Funk: «Sorry, ich habe in Kurve 1 ein Rad blockiert.» Auch Kimi Räikkönen schoss in der ersten Kurve über die Ideallinie hinaus.

Dann kam Daniel Ricciardo auf hyperweichen Pirelli: 1:15,866 min, neue Bestzeit! Inzwischen kreiste auch Max Verstappen, der die Trainings dominiert hatte. Der Niederländer bestätigte den bärenstarken Eindruck aus den ersten drei Trainings – mit 1:15,756 min war er noch schneller als der Australier.

Christian Horner meldete sich vom Red Bull Racing-Kommandostand: «Wir scheinen gut bei der Musik zu sein. Mir macht nur Sorgen, was passiert, wenn Ferrari und Mercedes die Leistung hochfahren.»

Alonso und Hamilton neben der Bahn

Erster Mann, der wegen Verletzung der Pistengrenzen bestraft wurde (Rundenzeit gestrichen): Fernando Alonso. Aber die Fahrt neben die Ideallinie kam aus der Not heraus – der Spanier musste dem McLaren seines Stallgefährten Stoffel Vandoorne ausweichen. Fernando schäumte am Funk: «Mann, du hattest du eine Aufgabe, mir eine Lücke zu finden.» Kein angenehmer Job, Renningenieur von Fernando Alonso zu sein.

Auch Hamilton war neben der Bahn: Der Weltmeister musste an der gleichen Stelle wie zuvor Alonso einem Renault ausweichen. Hamilton war nun auf dem hyperweichen Pirelli unterwegs – würde die Bestzeit von Verstappen Bestand haben? Nein, denn Valtteri Bottas fuhr 1:15,580 min, dann zeigte Hamilton eine 1:15,673 min, beide Mercedes also schneller als Max Verstappen.

Als sich der Pulverdampf der ersten 17 Minuten legte, mussten die ersten fünf Fahrer den Helm ansetzen: Beide Haas-Fahrer (Romain Grosjean und Kevin Magnussen, beide Williams-Fahrer (Lance Stroll und Sergey Sirotkin), dazu Stoffel Vandoorne, der weiterhin in jeder 2018er Quali langsamer ist als Fernando Alonso. Beide Hass-Renner im ersten Segment out, das war zuvor exakt hier in Mexiko letztmals passiert.

Top 10 nach dem ersten Quali-Segment: Bottas, Hamilton, Verstappen, Verstappen, Ricciardo, Vettel, Pérez, Ocon, Räikkönen, Hülkenberg und Hartley.

Quali 2: Top-Teams legen Strategie fest

Würde Mercedes den Plan umsetzen, die besten Quali-Zeit im zweiten Segment mit dem ultraweichen Reifen zu fahren, um damit mit dem widerstandsfähigeren Pirelli ins Rennen gehen zu können? Zur Erinnerung: Die Fahrer müssen den Mexiko-GP mit jenem Reifentyp beginnen, mit welchem sie die schnellste Quali-2-Runde gefahren haben. Hintergrund dieses Plans: Der hyperweiche Reifen hält im Dauerlauf knapp ein halbes Dutzend Runden, dann bricht er dramatisch ein. Es wäre zielführender, mit einer härteren Mischung losfahren und somit länger auf der Bahn bleiben zu können.

Bottas rückte tatsächlich auf ultraweichen Walzen aus, Hamilton tat es ihm gleich. Valtteri fuhr 1:15,923 min, Hamilton dann mit 1:15,644 min, Vettel, auch er auf dem ultraweichen (also härteren) Reifen 1:15,715 min, damit Zweitschnellster, aber Max Verstappen konnte das noch besser: 1:15,640, vier Tausenstel vor Hamilton, auch der Niederländer auf ultraweichen Pirelli. Die schnellsten Autos also alle auf dem besseren Rennreifen – Verstappen, Hamilton, Vettel, Ricciardo, Bottas, Räikkönen.

Christian Horner: «Jetzt müssen unserer Fahrer etwas Besonderes aus dem Hut zaubern, Ferrari und Mercedes haben wie erwartet zugelegt. So wie es aussieht, haben sich die drei besten Rennställe für ihren Startreifen im Rennen entschieden.»

Die Top-Piloten gingen nochmals raus, auf hyperweichem Gummi, aber dabei ging es nur darum, ein Gefühl für die Bahn zu bekommen, wenn es dann im dritten Quali-Segment um die Pole gehen würde.

Top-Ten nach dem zweiten Quali-Segment: Verstappen, Hamilton, Vettel, Ricciardo, Bottas, Räikkönen, Hülkenberg, Sainz, Leclerc und Ericsson. Out: Ocon, Alonso, Pérez, Hartley und Gasly.

Kampf um die Pole-Position

Martin Brundle meinte: «Max wird eine perfekte Runde zeigen müssen, um die Fahrer von Mercedes und Ferrari zu schlagen. In den Kurven ist der Rennwagen von Red Bull Racing das Mass der Dinge, aber die Konkurrenz hat mehr Dampf.»

Wo blieb der Regen? Eine Regenzelle hatte sich verlangsamt, war noch dreissig Kilometer von der Rennstrecke entfernt, damit war klar – Quali 3 würde auf trockener Bahn stattfinden. Kurz blinzelte sogar die Sonne hinter den Wolken hervor.

Alle Top-Fahrer nun auf dem kaugummiweichen Hyper-Pirelli. Sebastian Vettel verblüffte mit einer 1:14,970 min, Hamilton verpasste diese Marke um 55 Tausendstel! Daniel Ricciardo erreichte 1:15,030, das war zu wenig, aber dann kam Max Verstappen – 1:14,785 min, neue Bestzeit, wow!

Christian Horner: «Wir haben noch Arbeit. Jetzt müssen wir das mit einem frischen Satz hyper noch schneller fahren. Wir wussten, dass wir eine 1:14er Zeit fahren können, aber die Piste wird immer schneller, das ist noch nicht vorbei. Auf den Geraden verlieren wir auf Ferrari und Mercedes sechs Zehntel, das machen wir alles im kurvigen Teil wieder gut. Wenn Max nochmals eine gute Runde fährt, kann er das packen.»

Sebastian Vettel musste auf der Auslaufrunde mit dem letzten Reifensatz schon mal Valtteri Bottas überholen, um hinter Räikkönen freie Bahn zu haben. Martin Brundle: «Es ist immer ein Vorteil, vorne zu liegen. Wenn ein Pilot vor dir ein Problem hat, ist deine Runde schnell im Eimer.»

Zeit der Entscheidung also: Kimi Räikkönen rannte vergeblich gegen die Bastion Verstappen an. Vettel konnte ebenfalls nicht schneller fahren als Verstappen. Dann fuhr Ricciardo schneller als Verstappen, aus heiterem Himmel! Hamilton war Drittschnellster vor Vettel.

Der Rekord von Sebastian Vettel hat also Bestand. Nicht zur Freude von Max Verstappen: Er fuhr auf der Start/Ziel-Geraden das Schild um, das vor seinem Auto aufgestellt war – P2, das war nicht, was der Niederländer sehen wollte.

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