Valtteri Bottas zu Lewis Hamilton: «Das wäre dumm»
Lewis Hamilton und Valtteri Bottas
Lewis Hamilton und Nico Rosberg waren jahrelang in einen Rosenkrieg verstrickt. Die Team-Rivalität bei Mercedes zermürbte Fahrer und Mannschaft. Und viele Fans fragten sich: Wie muss das Leben an der Seite des vielleicht schnellsten Formel-1-Fahrers wohl sein? Lewis Hamilton ist nicht ganz zufällig fünf Mal Weltmeister geworden. Wenn beim Engländer alles stimmt, ist er so gut wie unschlagbar. Wenn er einen mittelmässigen Tag hat, steht er dennoch auf dem Siegerpodest. An schlechten Tagen ist er besser als die meisten anderen Piloten an ihren guten.
Nico Rosberg hat bei Mercedes vorgemacht, wie Hamilton zu schlagen ist: Mit Hartnäckigkeit, Speed, mentaler Stärke. Gut, der Deutsche hatte 2016 auch ein wenig Glück, um Hamilton zu bezwingen. Aber er hat aus seinen Möglichkeiten alles geholt, und es hat gereicht. Valtteri Bottas hat sich das damals gut angeschaut. Seine Logik: «Wenn Rosberg einen Hamilton schlagen kann, dann muss ich das auch können.»
«Ich habe die Rivalität zwischen Hamilton und Rosberg beobachtet», sagte Bottas im vergangenen Frühling. «Ich kann nicht beurteilen, wie ihre Beziehung im Detail aussah. Ich für meinen Teil kann nur sagen – ich komme mit Lewis gut aus. Klar ist er ein harter Knochen, immerhin ist Hamilton einer der besten Piloten der Formel-1-Historie.»
Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat gelobt, welche vorzügliche Stimmung nun im Team herrsche, die ganzen Krämpfe von früher seien vergessen. Bottas meint dazu: «Ich will mir keine Lorbeeren anmassen. Aber ich glaube, dass ein gesunder Team-Geist wichtig ist. Ich halte mein Vorgehen für normal. Alles ist transparent, die Gespräche mit Lewis sind überaus offen. Wir reden die ganze Zeit darüber, wie wir die Abstimmung des Autos verbessern können. Es gibt keine Geheimnisse. Die ganzen Daten beider Fahrzeuge liegen auf dem Tisch.»
Aber würde Bottas mit Hamilton Abendessen gehen? Der dreifache GP-Sieger meint: «Wenn du den Anderen bezwingen willst, dann kannst du trotzdem miteinander auskommen. Wir waren an keinem Abend zusammen unterwegs, aber es spricht doch nichts dagegen.»
Bottas hat im Testwinter von Barcelona betont: «Psycho-Spielchen sind nicht mein Ding. So werde ich bestimmt nicht vorgehen. Aber dieser Sport macht dich hart, ganz besonders wenn du für ein Sieger-Team fährst. Der Druck ist hoch, kein Vergleich zu meinen fünf Jahren bei Williams. Ich empfinde Hamilton auf der anderen Seite der Box als Antrieb.»
Bottas ist für 2020 ohne Vertrag, viele sehen schon den jungen Esteban Ocon in seinem Auto. Zumal der Finne in der Saison 2018 noch sieglos ist, er hat seit Abu Dhabi 2017 nicht mehr gewinnen können. Das schiebt Bottas zur Seite. «Ich bin es gewohnt, nicht zu wissen, was im kommenden Jahr passiert. Der Druck bleibt der Gleiche. Ich muss Rennen gewinnen, der Rest kommt von alleine.»
Bottas fügt hinzu: «Es ist nicht einfach, sich in der Formel 1 an der Spitze zu halten. Lewis schafft das seit Jahren, obschon die anderen Piloten ebenfalls siegeshungrig sind. Der Kerl wird einfach immer besser, ich finde das überaus eindrucksvoll. Ich habe grossen Respekt vor seinen Leistungen. Es wäre dumm, nicht so viel als möglich von ihm zu lernen – Fahrstil, Abstimmung, Streckenkenntnis, ich schaue da schon sehr genau hin.»