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Haas-Protest gegen Force India: Sieg trotz Niederlage

Von Mathias Brunner
Der junge Westschweizer Louis Delétraz sitzt heute in Abu Dhabi im Haas-Renner

Der junge Westschweizer Louis Delétraz sitzt heute in Abu Dhabi im Haas-Renner

​Haas ist in Abu Dhabi mit einem Protest gegen die Legalität der Force-India-Renner abgeblitzt. Die US-Amerikaner verzichten auf den Gang vors Berufungsgericht. Denn ihre Niederlage ist in Wahrheit in Sieg.

Stundenlang brüteten am GP-Wochenende von Abu Dhabi die Rennkommissare Garry Connelly (Australien), Dennis Dean (USA), Felipe Giaffone (Brasilien) und Mahir Al Badri (Vereinigte Arabische Emirate) über dem Protest von Haas gegen Force India. Seit Wochen wird darum gestritten, wieviel Preisgeld das Force-India-Team nach seinem Besitzerwechsel erhalten soll. Zahlreiche Sitzungen hatten zu keiner Einigung geführt. Vor dem WM-Finale fuhr Haas grobes Geschütz auf: Gemäss des Reglements muss ein Rennstall sein Auto selber bauen. Da der Rennstall aus Silverstone mit geändertem Namen Racing Point Force India de facto als neues Team gilt, fahren die Briten im Grunde mit Autos, die von einem anderen Rennstall gebaut worden sind.

Aber war ist alles nur ein Druckmittel, in Wahrheit geht es ums liebe Geld: Haas als neues Team war 2016 zwei Jahre lang vom Preisgeldtopf ausgeschlossen. Ein Überbleibsel aus der Ecclestone-Ära: Neue Teams sollten sich ihren Status erarbeiten. Racing Point Force India soll aber von Anfang an Geld erhalten. Das stösst Rennstallbesitzer Gene Haas und Teamchef Günther Steiner sauer auf. Das Urteil der FIA-Kommissare am Yas Marina Circuit von Abu Dhabi: Der Protest von Haas wird abgeschmettert, die Teilnahme von Force India an der Formel-1-WM ist auch nach dem Besitzerwechsel rechtens. Haas kündigt an, man behalte sich vor, in Paris vor das Berufungsgericht zu treten.

Aber das passiert nicht: Am Mittwoch haben die Amerikaner bestätigt – es wird keine Berufung geben. «Das Haas F1 Team hat sich dazu entschlossen, die Entscheidung der FIA-Kommissare in Abu Dhabi nicht anzufechten.» So die dürre Stellungnahme.

Haas-Teamchef Günther Steiner sieht sich noch immer im Recht: «Es geht um gleiches Recht für alle. Wir haben von Liberty Media nie eine befriedigende Antwort erhalten, also wurden wir zu diesem Schritt gezwungen. Wir kamen damals unter bestimmten Bedingungen in die Formel 1, und wir haben diese Bedingungen akzeptiert. Wir finden: Bei Force India wurden andere Bedingungen angewandt, das ist nicht in Ordnung. Wir wollen Gleichheit oder wenigstens eine Erklärung, warum heute etwas Anderes gilt als damals. Wir haben lange versucht, zu vermitteln und zu verstehen, was passiert. Aber es passierte nichts, wochenlang. Daher blieb uns kein anderer Weg als dieser Protest.»

Force-India-Teamchef Otmar Szafnauer: «Das ist der Gipfel der Scheinheiligkeit. Jeder weiss, wie viele Teile Haas als Kunde übernimmt. Wir sind ganz sicher eher ein Konstrukteur als sie. Ich sehe auch nicht ein, was Gleichheit damit zu tun haben soll, ob wir ein Konstrukteur sind oder nicht. Wir treten mit geistigem Eigentum eines Teams an, das es nicht mehr in der Formel 1 gibt. Es gibt keine Regel, die so etwas verbietet. Sie kaufen Teile von Dallara. Das ist okay, denn es ist auch erlaubt. Mit dieser Argumentation hatte Haas einen schwachen Standpunkt.»

Dennoch ist Haas beim Streit ums Geld einen Schritt weitergekommen. Denn die FIA-Kommissare haben in Abu Dhabi in der Urteilsbegründung bestätigt: Force India ist gemäss FIA-Gesetzen ein neues Team. Haas könnte nun in einem weiteren Vorstoss argumentieren, dass der Rennstall aus Silverstone damit nicht in Genuss der sogenannten «column 1 payments» kommen darf, wenn ein neues Team in zwei von drei ersten Jahren unter die Top-Ten fahren muss. Haas begann 2016, erfüllte diese Qualifikation 2017, erhielt also erst ab 2018 solche Gelder aus dem Preisgeldtopf.

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