Abu Dhabi-GP: Schrott, Rauch, Regen und Hamilton-Sieg
Lewis Hamilton
Das letzte Formel-1-Kräftemessen in der Wüste von Abu Dhabi begann mit einem spektakulären Crash. Nico Hülkenberg und Romain Grosjean gerieten aneinander, worauf sich der Renault des Deutschen gleich zwei Mal überschlug und kopfüber in der Streckenbegrenzung hängen blieb und auch noch Feuer fing. Der Emmericher konnte sein Cockpit erst verlassen, als das Feuer gelöscht und sein Dienstwagen wieder umgedreht worden war.
Der obligate Besuch im Medical Centre bestätigte, was angesichts der TV-Bilder bereits zu vermuten war: Nico hatte Glück im Unglück und blieb beim spektakulären Abflug unverletzt. Wegen des Schrotts, der nach dem Crash auf der Strecke liegen geblieben war, kam Bernd Mayländer im Safety-Car zum Einsatz. In der vierten Runde bog er wieder in die Boxengasse ab – doch die Piloten konnten sich nicht lange ihren Zweikämpfen widmen, denn bereits im siebten Umlauf blieb Kimi Räikkönen auf der Start-Ziel-Geraden stehen. Diesmal nutzte die Rennleitung das virtuelle Safety-Car, um das Feld einzubrechen.
Max Verstappen, der beim Start gleich mehrere Positionen eingebüsst hatte, und Esteban Ocon, der den Red Bull Racing-Piloten in Brasilien noch mit einem Zusammenstoss um den Sieg gebracht hatte, lieferten sich vor Räikkönens Ausfall ein beachtliches Duell, wobei der Niederländer letztlich die Oberhand behielt. An der Spitze nutzte Polesetter und Leader Lewis Hamilton die virtuelle Safety-Car-Phase, um seinen Boxenstopp zu absolvieren, weshalb sein Teamkollege Valtteri Bottas vor Sebastian Vettel die Führung übernahm. Auch Charles Leclerc, der durch Kimis Ausfall die vierte Position geerbt hatte, liess sich frische Reifen geben.
Hamiltons Reifenwechsel dauerte zweieinhalb Sekunden, weshalb der Champion auf Position 5 gleich hinter Verstappen wieder auf die Strecke kam. Der Brite machte kurzen Prozess mit dem Niederländer und arbeitete sich auf Position 4 nach vorne. Vettel holte erst im 16. Umlauf frische Walzen – und musste sich ganze 3,7 sec gedulden, bis er weiterfahren durfte. Vettels Versuch, durch einen frühen Boxenstopp an Bottas vorbeizukommen, war damit gescheitert. Weil auch der Finne im Silberpfeil eine Runde später die Box ansteuerte, fand sich Hamilton hinter Ricciardo auf der zweiten Position wieder.
Eine bittere Pille gab es für Marcus Ericsson bei seinem letzten GP-Einsatz für das Alfa Romeo-Sauber-Team. Der Schwede, der 2019 in der IndyCar-Serie mitkämpfen und die Rolle des dritten Fahrers beim Schweizer Formel-1-Team übernehmen wird, rollte in der 26. Runde aus. «Ich habe überhaupt keine Power mehr», klagte er, bevor er seinen Renner abstellen musste. Auch Brendon Hartley erlebte keinen einfachen GP. Nach einem frühen Besuch an der Box und einem Wechsel der Fahrzeugnase schlug der Neuseeländer in der Kurve nach der Hotel-Unterführung mit seinem Heck an, konnte jedoch weiterfahren.
Kurz vor Ericssons Ausfall sorgte auch das Wetter für Aufregung, denn ein Regenschauer bewegte sich in Richtung Wüstenkurs. Die ersten Tropfen liessen nicht lange auf sich warten und bald darauf regnete es richtig. Allerdings wurde die Strecke dank der heissen Temperaturen nicht nass genug, um einen Wechsel von den Slicks auf die Intermediates zu rechtfertigen.
In der Folge sorgten Vandoorne und Ocon mit einem harten Duell für Unterhaltung. Weil der Franzose im Force India neben die Strecke geriet und dabei einen Vorteil herauffuhr, wurde er mit einer 5-sec-Zeitstrafe bedacht. In Runde 33 bog Ricciardo schliesslich auch an die Box ab und übergab die Führung damit wieder an Hamilton. Er selbst reihte sich hinter seinem Teamkollegen Max Verstappen auf der fünften Position ein.
Vettel lieferte sich in den folgenden Runden ein Duell mit Bottas um den zweiten Platz – mit Erfolg, in Umlauf 35 drückte er sich am Finnen vorbei. Auch Verstappen schnappte sich drei Runden später den Silberpfeil, wobei es zu einer Berührung zwischen dem Red Bull Racing-Renner und dem Silberpfeil kam. «Er hat mich nicht gesehen», wunderte sich der Niederländer. Bottas, der sich in der Folge auch Ricciardo beugen musste, bog in Runde 41 noch einmal für einen Reifenwechsel an die Box ab.
Kurz darauf musste Ocon seinen Renner in der Boxengassen-Einfahrt abstellen, weil er keine Power mehr hatte, nachdem er zuvor Öl verloren hatte. Einen Umlauf später war auch Pierre Gasly mit rauchendem Heck unterwegs und wurde angewiesen, seinen Toro Rosso am Streckenrand abzustellen, was der Franzose auch gleich tat.
Am Ende durfte sich Hamilton über den elften Saisonsieg freuen, hinter ihm kamen Vettel, Verstappen, ricciardo, Bottas, Sainz, Leclerc, Pérez, Grosjean und Magnussen auf den weiteren Top-10-Rängen ins Ziel. F1-Abschiedskandidat Fernando Alonso verpasste die Punkte in seinem vorerst letzten GP-Einsatz als Elfter. Der Spanier wurde wegen des Verlassens der Piste ganz zum Schluss noch mit einer 5-Sekunden-Zeitstrafe bedacht. Hartley, Stroll, Vandoorne und Sirotkin belegten die weiteren Ränge.