Halo-Kritik nach Crash von Nico Hülkenberg
Gefangen: Nico Hülkenberg konnte das Cockpit nach dem Crash nur mit Hilfe verlassen
Der Startcrash beim diesjährigen Belgien-GP liess viele Halo-Kritiker verstummen, schliesslich zeugten die Reifenspuren, die Fernando Alonsos McLaren-Renner auf dem Schutzbügel an Charles Leclercs Alfa Romeo-Sauber hinterlassen hat, vom Nutzen der unschönen Sicherheitsmassnahme. Der spektakuläre Überschlag-Crash, den Nico Hülkenberg beim Saisonfinale in Abu Dhabi hinnehmen musste, hat die Diskussion um die negativen Effekte des Halo aber wieder aufkommen lassen. Denn der Renault des Deutschen blieb nach dem Zusammenstoss mit Romain Grosjean kopfüber in der Streckenbegrenzung stecken.
Der frühere GP-Pilot und heutige Sky-TV-Experte Martin Brundle erklärte etwa: «Ich bin kein absoluter Halo-Gegner, aber ich habe meine Vorbehalte, auch wenn es mir natürlich keinerlei Genugtuung verschafft, wenn so etwas wie in Abu Dhabi passiert. Es kann auch gut sein, dass der Halo eines Tages Leben rettet, weil er ein loses Rad davon abhält, an den Kopf des Fahrers zu fliegen. Aber was mich nervös macht, ist einerseits die Frage, wie man das Auto in einer solchen Situation verlassen kann. Es ist offensichtlich, dass die Fahrer damit generell mehr Mühe haben, das Auto zu verlassen, das kann man jeweils nach dem Rennen im Parc Fermé beobachten.»
«Meine andere Sorge ist, dass ein loses Teil, das vielleicht nicht dort gelandet wäre, durch den Halo zum Fahrerkopf hin gelenkt werden könnte», betonte der Brite, fügte aber auch gleich versöhnlich an: «Es hat alles seine Vor- und Nachteile und der Halo wurde ausgiebig getestet. Ausserdem kann man auch festhalten, dass die Autos heutzutage nicht mehr so oft Feuer fangen. Und die Streckenposten waren auch schnell da.»
Und der 1996er-Weltmeister Damon Hill stimmte ihm zu: «Ich kenne die Situation und weiss aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn man sich aus einer solchen Situation befreien muss. Früher konnte man sich heraus schlängeln, das geht mit dem Halo nicht mehr. Die Streckenposten waren sehr schnell vor Ort und die Hoffnung ist, dass sie das immer sein werden. Aber ehrlich gesagt will ich das nicht auf die Nagelprobe stellen.»
Auch Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff stellte klar: «Ich denke, da war allen klar, dass nichts passiert ist, vom Unfall per se. Was mich ein bisschen an der Sache zwickt, ist die Tatsache, dass er aus dem Auto nicht rausgekommen ist. Man hat hinten die Flammen gesehen und wenn dann mal wirklich etwas passiert... Wir müssen uns ein System ausdenken, wie man aus dem Auto rauskommt.»
Hülkenberg selbst wollte nicht in die Halo-Kritik einstimmen. Auf RTL-Nachfrage winkte er ab: «Ich weiss nicht, ob ich ohne den Halo rausgekommen wäre. Es war so oder so eine schwierige Situation, weil es ein kleines Feuerchen gab. Die Gase, die dabei entstehen, zieht es natürlich ins Cockpit und das Atmen fällt schwer. Das ist keine angenehme Situation.»
Ein weiterer, oft vergessener Kritikpunkt am Halo ist die Frage, wie ein Fahrer unter Wasser befreit werden kann, sollte er bei einem Abflug etwa im Hafenbecken von Monaco landen. Das ist schon ohne Schutzbügel sehr schwierig. Und der berühmte Strassenkurs ist längst nicht die einzige WM-Strecke, bei der ein Fahrer bei einem unglücklichen Crash im Wasser landen könnte.