MotoGP: Stefan Bradl fährt sein letztes Rennen

Brendon Hartley: «Das war der härteste Moment»

Von Vanessa Georgoulas
Brendon Hartley

Brendon Hartley

Brendon Hartley musste sein Toro Rosso-Cockpit nach nur 25 Rennen räumen. Die ersten Gerüchte über seinen Rausschmiss folgten bereits nach dem neunten Renneinsatz. Das tat weh, gesteht der Neuseeländer.

Die Gewissheit kam eine Stunde nach dem letzten Saisonlauf 2018 in Abu Dhabi: Da erfuhr Brendon Hartley, dass er 2019 nicht mehr für Toro Rosso in der Formel-1-Startaufstellung stehen wird und seine noch junge GP-Karriere nach nur 25 Rennen vorerst zu Ende ist. Dies offenbart der Neuseeländer in seiner Kolumne «The Players' Tribune».

«Wie die Fans hatte ich keine Ahnung, was passieren wird», verrät der zweifache Langstrecken-Weltmeister. «Das ist so eine Sache mit der Politik in der Formel 1, sie kann alles etwas unangenehm machen. Jeder bewegt sich irgendwie auf dünnem Eis und man hat nicht immer Klarheit darüber, was geschehen wird.»

Die ersten Gerüchte über seinen Rausschmiss kamen bereits beim zehnten GP-Einsatz, dem Monaco-Wochenende von 2018. Dort wurde hinter vorgehaltener Hand von den Versuchen berichtet, McLaren-Junior Lando Norris für Toro Rosso zu gewinnen, um diesen neben Pierre Gasly für die Red Bull-Nachwuchstruppe antreten zu lassen.

Hartley, der seit dem US-GP 2017 in der Formel 1 unterwegs war, erinnert sich: «Meine Frau Sarah und ich haben von unserer Wohnung einen schönen Blick auf die GP-Strecke von Monaco und das ist eines unserer Lieblingswochenenden des Jahres. Aber für mich war es hart, und wenn ich heute zurückblicke, dann erinnere ich mich vor allem daran, wie ich zum Fahrerlager ging, um die Medien am Mittwoch vor dem Rennen zu treffen, und mich eine Flut von Fragen zu meiner Zukunft erwartete.»

«Ich stand da, hatte gerade einmal eine Hand voll F1-Rennen bestritten, und wurde bereits zu meinem Karriereende befragt», erzählt der 29-Jährige. «Das Schlimmste an diesem Tag war aber, als ich herausfand, dass die Gerüchte einen wahren Kern hatten. Nach wenigen Rennen gab es da wohl einige Leute, die mich nicht mehr haben wollten. Das war schon ein Schock. Es war schwer zu glauben, dass bereits nach so kurzer Zeit über meinen Abgang nachgedacht wurde, nachdem ich mit so viel Erfahrung, zwei Langstrecken-WM-Titeln, einem Le Mans-Sieg und zwei gewonnen Qualifying-Duellen in den ersten drei Saisonläufen dastand.»

Hartley stellte aber auch gleich klar, dass er von «seinen Jungs» in der Box immer unterstütz wurde. «Die Mechaniker, Ingenieure und jeder bei Toro Rosso opfert so viel Leidenschaft und Zeit, um das Team voranzubringen und uns Woche für Woche ein konkurrenzfähiges Auto hinzustellen. Es sind mehr als 500 Mitarbeitende – deshalb ist die Formel 1 vor allem ein Team-Sport.»

Hartley versteht deshalb auch, dass es bei der Frage um den richtigen Fahrer nicht nur um die Leistungen auf der Strecke geht: «In diesem Sport geht es um so viel Geld und es sind so viele Leute involviert, dass die Politik unvermeidbar ist. Als Fan weisst du das, als Fahrer lebst du es.» Und er schildert: «An jenem Tag lief ich zurück zu unserer Wohnung und schaute mir die Wände in Monte Carlo an, wohl wissend, dass meine Karriere in wenigen Tagen vorbei sein könnte, wenn ich mein Auto in die Leitplanken setze. Ich wusste, dass mit jeder Session noch mehr Druck auf meinen Schultern lasten wird und dass jede Rundenzeit und jedes Ergebnis unter die Lupe genommen wird und gegen mich verwendet werden kann.»

«Das ist eine einzigartige Art von Druck, die ich vorher noch nie so erlebt habe», gesteht Hartley. «Aber die Art, wie ich darauf reagiert habe, wie ich einfach weitergemacht habe, macht mich sehr stolz», fügt er trotzig an. «Ich hatte einige schnelle Sessions, doch im Rennen wurde ich rausgeekelt und ging deshalb leer aus. Wenn so etwas passiert, dann musst du wieder bei Null beginnen. Es bleibt dir keine Zeit, um zu schmollen, denn der Druck ist gross. Das ist das faszinierende am Mittelfeld-Kampf. Viele reden vom Titelkampf, aber im Mittelfeld, in dem die Leute buchstäblich um ihre Jobs kämpfen, herrscht eine ganz eigene Intensität, die von den Kameras nicht immer erfasst wird.»

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