F1-Wunschkonzert: Langstrecken-GP und Auto-Tausch
Zu kalt zum Testen: Vor einem Jahr wagte sich beim Wintertest in Barcelona keiner vor verschneiter Kulisse auf die Piste
Über die Zukunft der Formel 1 wird schon seit Jahren leidenschaftlich diskutiert. Das überrascht nicht, denn die Vorstellungen darüber, in welche Richtung sich der Sport entwickeln muss, gehen weit auseinander. Während viele Fans von einer Rückkehr zur guten, alten Zeit samt sattem Sound und Grid-Girls träumen, drängen die Hersteller unisono darauf, den Anschluss an die technische Zukunft nicht zu verlieren.
Gleichzeitig klagen die kleineren Rennställe über die zu hohen Kosten der Königsklasse. Und die GP-Organisatoren schimpfen über die hohen Gebühren und den Führungsstil der GP-Machthaber von Liberty Media, die gleich bei Amtsantritt grosse Versprechen gewagt hatten. Man wolle den längst überfälligen Schritt in die digitale Zukunft machen, hiess es damals. Das ist den Nachfolgern von Bernie Ecclestone auch gelungen.
Doch das Versprechen, die Königsklasse des Motorsports zu modernisieren und die finanziellen Privilegien treuer WM-Teilnehmer weitgehend abzuschaffen, ist man noch schuldig geblieben. Seit Chase Carey und Co. das Zepter vom Baumeister der modernen Formel 1 übernommen haben, hat sich aber auch einiges verändert.
Allerdings wird das nicht von allen Fans und Teilnehmern bejubelt. Ob das neue Logo, die Abkehr von den Grid Girls und der Einsatz der Grid Kids oder die neuen Startzeiten – viele der Neuerungen, die umgesetzt wurden, ernteten laute Kritik von den langjährigen GP-Liebhabern, die statt dieser Massnahmen mehr Spannung auf der Piste und die Umsetzung der gemachten Versprechen forderten.
Doch das ist gar nicht so einfach, denn die komplizierte Aerodynamik der GP-Autos hat zur Folge, dass ein Fahrer seinem Vordermann nicht wirklich auf die Pelle rücken kann. Und zur fehlenden Action in den Rennen kommt auch noch die Überlegenheit der grossen Drei – Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing – hinzu.
Die Ressourcen-Unterschiede der GP-Teams lassen die WM-Teilnehmer nicht mit gleich langen Speeren zum WM-Fight antreten. Verschärft wird dies noch durch die Tatsache, dass die grössten Teams des Sports auch den grössten Teil des Einnahme-Kuchenstücks kassieren, das für die Rennställe vorgesehen ist. Das Ergebnis: Nie war die Überlegenheit der drei Top-Teams so erdrückend wie heute.
Abhilfe leisten sollen nicht nur neue Technik-Regeln – die bereits für dieses Jahr eine Vereinfachung der Aerodynamik vorsehen, damit enge Verfolgungsjagden wieder möglich werden. Auch eine Neustrukturierung der Gewinnausschüttung sowie die Einführung einer Budget-Obergrenze sollen spätestens ab 2021 ein ausgeglicheneres Kräfteverhältnis bringen.
Die Fans haben hingegen ihre ganz eigenen Wünsche für die Zukunft der Formel 1. Auf die Twitter-Frage von «F1 Racing» , welche Aspekte aus anderen Sportarten man gerne für den GP-Zirkus übernehmen würde, kamen viele Vorschläge, darunter auch die Durchführung eines Formel-1-Langstreckenrennens – wobei sich die Teamkollegen ein Auto teilen – und der Vorschlag, die Fahrer in jedem Rennen in einem anderen Auto starten zu lassen, indem man den Autotausch vorschreibt.
Auch die Forderung nach mehr Kiesbetten, damit jeder bestraft wird, der nicht auf der Piste bleibt, durfte natürlich nicht fehlen, genauso wie der Wunsch, alle künstlichen Überholhilfen wie das DRS abzuschaffen. Da sind die Ideen, einen Fahrer durch eine «Wildcard» fünf Startplätze nach vorne rücken zu lassen, oder einen Winter-GP vor verschneiter Kulisse durchzuführen, schon sehr viel kreativer.