Barcelona-Tag 5: Mercedes neu, Ferrari steht, Alfa 1.
Die erste Formel-1-Testwoche auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya war eine Kampfansage von Ferrari. Die Rivalen von Mercedes und Red Bull Racing rechneten hoch: Alleine Reifenmischungs-bereinigt betrug der Vorsprung von Ferrari zwischen 0,4 und 0,5 Sekunden. Der frühere Formel-1-Fahrer Karun Chandhok – heute pfiffiger GP-Experte in der Mannschaft der britischen Sky – ist noch einen Schritt weitergegangen. Er hat, basierend auf Gesprächen mit Ingenieuren, die Rundenzeiten auch Spritmengen-bereinigt ausgerechnet.
Gemäss des Inders ist Ferrari auf diese Weise 0,5 schneller als Red Bull Racing, gar acht Zehntelsekunden schneller als Mercedes-Benz. Dann folgen Alfa Romeo-Sauber und Renault sowie Toro Rosso-Honda (alle um eine runde Sekunde hinten), gefolgt von Haas (1,2), McLaren (1,6), Racing Point (2,0) und Williams (3,4). Dies alles Stand erste Woche, aber inzwischen hat sich viel getan.
Mercedes arbeitete in der ersten Woche ruhig und konzentriert, scherte sich nicht um Bestzeiten, doch Teamchef Toto Wolff redete auch nichts schön: «Wir liegen hinten.» Aus Kreisen der Silbernen war zu vernehmen – schon zur zweiten Testwoche würde das Auto von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas ganz anders aussehen. Und die Weltmeister haben Wort gehalten.
Der Silberpfeil hat neu eine ästhetisch fragwürdige Enten-Nase mit komplett neu geformten Luftleit-Elementen unter dem Chassis. Der Knubbel an der Nasenspitze wird auch durch die zwei kleinen Lufteinlässe nicht hübscher. Die Frontflügel-Endplatten sind neuerdings nach aussen gerichtet. Auf dem Chassis sind dem Wagen zwei Hörner gewachsen, auch hier ist die Form der Funktion untergeordnet. Dazu ist die Motorverkleidung noch schlanker und taillierter, der Unterboden weist neue Schlitze auf, um seitlichen Luftfluss zu verringern. Komplett neu auch die seitlichen Luftleit-Elemente im Bereich des Seitenkasten-Eingangs mit zwei grossen, waagrecht angeordneten Finnen, das ist derzeit die grösste Spielwiese der Aerodynamiker. Der Halo hat einen Zusatzflügel erhalten, die Einlässe der Vorderradbremsen sind geändert, der Zusatzflügel am Heck ebenfalls (der T-Wing, von Damon Hill immer so neckisch «Kleiderbügel» genannt).
Generell sind die Anstellwinkel der Autos mit dem neuen Aero-Reglement eher geringer geworden. Nicht so beim Renault. Das von Red Bull Racing hoffähig gemachte Prinzip betont die Wirkungsweise des Frontflügels, hier gilt die Faustregel – je näher der Flügel am Boden, desto mehr Anpressdruck wird aufgebaut. Nachteil: Je mehr Bodenabstand gegen hinten, desto schwieriger ist es, den seitlichen Luft-Abluss zu kontrollieren. Daher sind den Autos im Bereich der Böden vor den Hinterrädern so viele Schlitze gewachsen. Die hier erzeugten Luftwirbel wirken wie eine Luftschleuse.
Einzige rote Flagge am Morgen: McLaren-Fahrer Lando Norris landete kurz vor halb zwölf im Kiesbett. Der Engländer war während eines Dauerlaufs wegen eines Hydraulikdefekts ausgerollt. Der Papaya-Renner verschwand grusslos in der McLaren-Box.
Ferrari hatte in der ersten Woche Kilometer gebolzt, nun schleicht die Defekthexe verstohlen durch die Box der Italiener. Eine lange Pause wird so erklärt: «Wir müssen ein paar Dinge überprüfen.» Durch den Ferrari-Italienisch-Deutsch-Filter heisst das – mit nur sechs gedrehten Runden ist irgendwo der Wurm drin, aber wir reden nicht darüber. Kurz darauf meldete sich Ferrari zurück: Es war die Kühlung.
Arbeitsteilung bei Mercedes, Ferrari und Renault: Am Nachmittag greifen Valtteri Bottas, Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo ins Lenkrad.
Barcelona, 5. Tag, 13.00 Uhr
1. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:18,589 (56 Runden) C4
2. Pierre Gasly (F), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:18,647 (61) C3
3. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF90, 1:18,651 (29) C3
4. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP19-Mercedes, 1:19,139 (44) Prototyp
5. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-19-Ferrari, 1:19,644 (84) C2
6. George Russell (GB), Williams FW42-Mercedes, 1:19,662 (46) C4
7. Alex Albon (T), Toro Rosso STR14-Honda, 1:19,689 (39) C3
8. Lewis Hamilton (GB), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:20,332 (83) C2
9. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.19, 1:20,348 (80) C3
10. Lando Norris (GB), McLaren MCL34-Renault, 1:22,306 (38) C3
Barcelona-Test: Die Zeiten der ersten Woche
1. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.19, 1:17,393 (Donnerstag), C5*
2. Alex Albon (T), Toro Rosso STR14-Honda, 1:17,637 (Donnerstag), C5
3. Daniil Kvyat (RU), Toro Rosso STR14-Honda, 1:17,704 (Mittwoch), C5
4. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:17,762 (Mittwoch), C5
5. Daniel Ricciardo (AUS), Renault R.S.19, 1:17,785 (Donnerstag), C5
6. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:17,857 (Donnerstag), C5
7. Lewis Hamilton (GB), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:17,977 (Donnerstag), C4
8. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF90, 1:18,046 (Donnerstag), C3
9. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF90, 1:18,161 (Montag), C3
10. Lando Norris (GB), McLaren MCL34-Renault, 1:18,431 (Donnerstag), C4
11. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:18,511 (Donnerstag), C3
12. Carlos Sainz (E), McLaren MCL34-Renault, 1:18,558 (Montag), C4
13. Romain Grosjean (F), Haas VF-19-Ferrari, 1:18,563 (Donnerstag), C3
14. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-19-Ferrari, 1:18,720 (Donnerstag), C3
15. Pierre Gasly (F), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:18,780 (Donnerstag), C3
16. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:18,787 (Mittwoch), C3
17. Pietro Fittipaldi (BR), Haas VF-19-Ferrari, 1:19,249 (Mittwoch), C4
18. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP19-Mercedes, 1:19,664 (Donnerstag), C2
19. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP19-Mercedes, 1:19,944 (Montag), C3
20. George Russell (GB), Williams FW42-Mercedes, 1:20,997 (Donnerstag), C3
21. Robert Kubica (PL), Williams FW42-Mercedes, 1:21,542 (Donnerstag), C2
*Reifenmischungen: C1 die härteste, C5 die weichste
Abstände zwischen den Mischungen gemäss Pirelli: C1 zu C2 0,9 Sekunden, C2 zu C3 0,7 Sekunden, C3 zu C4 0,6 Sekunden, C4 zu C5 0,6 Sekunden
Laufleistung Woche 1: Runden und Kilometer
Fahrer
1. Lewis Hamilton (Mercedes): 307 Runden/1429 Kilometer
2. Valtteri Bottas (Mercedes): 303/1410
Sebastian Vettel (Ferrari): 303/1410
4. Charles Leclerc (Ferrari): 295/1373
5. Alexander Albon (Toro Rosso): 268/1247
6. Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo-Sauber): 255/1187
7. Kimi Räikkönen (Alfa Romeo-Sauber): 252/1173
8. Nico Hülkenberg (Renault): 247/1149
9. Pierre Gasly (Red Bull Racing): 238/1107
10. Max Verstappen (Red Bull Racing): 237/1103
11. Lando Norris (McLaren): 236/1098
12. Daniil Kvyat (Toro Rosso): 214/996
13. Romain Grosjean (Haas): 198/921
14. Daniel Ricciardo (Renault): 186/865
15. Carlos Sainz (McLaren): 186/865
16. Lance Stroll (Racing Point): 151/702
17. Kevin Magnussen (Haas): 124/577
18. Sergio Pérez (Racing Point): 97/451
19. Pietro Fittipaldi (Haas): 61/283
20. Robert Kubica (Williams): 48/223
21. George Russell (Williams): 40/186
Teams
1. Mercedes: 610/2840
2. Ferrari: 598/2784
3. Alfa Romeo-Sauber: 507/2360
4. Toro Rosso: 482/2244
5. Red Bull Racing: 475/2211
6. McLaren: 445/2071
7. Renault: 433/2016
8. Haas: 383/1783
9. Racing Point: 248/1154
10. Williams: 88/410
Motoren
1. Ferrari (Ferrari, Haas, Alfa Romeo-Sauber): 1488/6927
2. Honda (Red Bull Racing, Toro Rosso): 957/4455
3. Mercedes (Mercedes, Racing Point, Williams): 946/4404
4. Renault (Renault, McLaren): 878/4087