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Flavio Briatore zu Ferrari: «Keine Fahrer-WM mehr»

Von Mathias Brunner
​Flavio Briatore hat Michael Schumacher und Fernando Alonso bei Benetton und Renault zu vier WM-Titeln geführt. Nach dem Australien-GP ist der Italiener in Sachen WM-Chancen von Ferrari skeptisch.

Hat Mercedes-Benz einen Testwinter lang geblufft? Scheinbar aus dem Nichts sind die fünffachen Weltmeister beim Formel-1-WM-Beginn in Australien zu einem Doppelsieg geflogen, während Ferrari sang- und klanglos untergegangen ist. «Ferrari ist Test-Weltmeister», hatte Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner während der Wintertestfahrten in Spanien spöttisch erklärt, als die Roten das schnellste Auto zu haben schienen. Nach der Schlappe von Ferrari «down under» muss die Frage lauten: Wie geht es nun weiter?

Der langjährige Formel-1-Teamchef und Spitzenmanager Flavio Briatore ist skeptisch. Der Italiener ist mit Michael Schumacher bei Benetton Weltmeister geworden (1994 und 1995), danach mit seinem Schützling Fernando Alonso bei Renault (2005 und 2006). Bei Radio Capital sagt der 68-Jährige: «Ein WM-Titel von Ferrari wird gegen ein derart starkes Mercedes ganz schwierig. Das einzige Problem, das ich derzeit bei den Silberpfeilen wittere, das ist die Konkurrenz im eigenen Hause, also zwischen Hamilton und Bottas.»

Briatore findet: «Gemessen am vergangenen Jahr hat sich überhaupt nichts geändert. Ferrari hat keinen Boden verloren auf Mercedes, aber auch keinen gutgemacht. Doch aufgepasst – der Grosse Preis von Australien ist jeweils atypisch, aufgrund des Pistenlayouts. Das haben wir in den letzten Jahren immer wieder erlebt. Gleichzeitig gilt aber auch: Wenn du so stark fährst wie Mercedes in Australien, dann bist du überall stark. Jetzt wird wohl bei den Anderen wieder das Buch der Entschuldigungen aufgeschlagen.»

«In der Form von Melbourne muss Ferrari acht oder neun Zehntel gutmachen. Ich behaupte: Mercedes wird weiter dominieren. Sie sind ans Siegen gewöhnt und der Rest ans Hinterherfahren. Was bei Ferrari in Australien nicht funktioniert hat? Es muss eben alles stimmen – Fahrer, Auto, Reifengebrauch. Das ist doch keine Fahrer-WM mehr, das ist eine Reifen-Management-WM. Wenn ich den Fernseher anstelle, dann höre ich von den Kommentatoren nur Reifen, Reifen, Reifen. Aber ich will stattdessen nur Gladiatoren erleben, die sich einen wunderbaren Kampf liefern!»

Über die WM 2018 hatte Briatore gesagt: «Ferrari hatte die Möglichkeit, den WM-Titel zu erobern. Man hätte lediglich mehr Druck auf Hamilton ausüben müssen, vielleicht hätte man ihn so auch mal in einen Fehler treiben können. Aber die Wahrheit ist: Ferrari hat diesen Druck nicht aufbauen können.»

«Das Erfolgsrezept liegt darin, jene Rennen zu gewinnen, die du gewinnen musst und sich bei den anderen Grands Prix auf Podestplätzen zu halten, wenn das Auto nicht ganz siegfähig ist, dank der richtigen Strategie. Mit dem Ferrari von Sebastian Vettel wäre Fernando Alonso Weltmeister geworden. Wir sind damals mit Renault zwei Mal Weltmeister geworden, da war das Auto weniger gut als der 2018er Ferrari.»

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