Ross Brawn: Viel Liebe für die unbeliebten B-Teams
Günther Steiner hat meistens die richtige Antwort parat. Klar, geradeaus, offen. So auch, nachdem sein Haas-Team von der Konkurrenz kritisiert wurde.
Und zwar für das Modell, ein klassisches «B-Team» zu sein. Haas arbeitet seit dem Einstieg in die Formel 1 im Jahre 2016 sehr eng mit Ferrari zusammen.
«Lasst uns in Ruhe und unseren Job machen», sagte Steiner an Renault und McLaren gerichtet, die sich zuletzt zweifelnd darüber geäußert hatten, ob das Haas-Modell das richtige für die Königsklasse sei. Renault-Teamchef Cyril Abiteboul hatte sogar erklärt: «Wir wollen nicht Teil einer solchen Formel 1 sein.»
Haas-Teamchef Steiner betont: «Wir bewegen uns innerhalb der Regularien. Natürlich gefällt es denen nicht, die von diesem System geschlagen werden. Das kann ich verstehen. Aber das ist doch nicht unser Problem. Das liegt ganz einfach daran, wie sie ihren Job machen. Also zeigt nicht mit dem Finger auf uns.»
Klar: Den etablierten Teams blieb ein wenig quer im Halse stecken, dass Haas 2018 zeitweise vierte Kraft der Formel 1 gewesen ist. Für 2019 profitiert die Scuderia Toro Rosso davon, dass sie den gleichen Motor einsetzen wie Red Bull Racing, den 1,6-Liter-V6-Turbo von Honda.
«Schaut euch Toro Rosso an, die für uns im ersten Teil der Saison wahrscheinlich ein harter Gegner sein werden. Die brauchten für den grössten Teil der vergangenen Saison noch nicht mal einen Technikchef. Es ist doch klar, was da passiert. Sie brauchen keinen technischen Direktor, um ein überaus konkurrenzfähiges Auto zu bauen. Für uns ist das ein Problem.»
Abiteboul spricht von einem Präzedenzfall, der durch Haas geschaffen worden sei. «Da muss man sich schon die Frage stellen: Wie soll das weitergehen für ein Team wie McLaren, wie Williams, wie Renault? Was überlegt sich ein Autohersteller, der heute nicht in der Formel 1 ist, aber vielleicht gerne einsteigen würde? Kommt er zum Schluss, dass es ohne ein B-Team vielleicht nicht möglich ist, zu gewinnen? Das ist für mich eine strategische Frage, die für 2021 geklärt werden muss. Für 2019 und 2020 ist der Zug abgefahren, aber für 2021 müssen wir das unbedingt thematisieren.»
Das «Problem» für Renault und Co.: Formel-1-Sportchef Ross Brawn findet das Modell gut. «Ich denke, dass das Haas-Modell interessant ist. Es war sehr erfolgreich, und es ist etwas, das wir in Zukunft behalten müssen», so Brawn.
Er lobt: «Niemand hat es so genutzt wie sie. Das ist eine tolle Geschichte. Den Fans gefällt es, Haas vorne zu sehen und einige der großen Teams zu ärgern. Wir müssen es noch ein wenig tunen, aber ich sehe keine großen Änderungen. Wir müssen die Zweifel ausräumen, die manche Teams deshalb haben. Wir müssen sicherstellen, dass alles definiert ist, damit jeder weiß, was erlaubt ist und was nicht. Es gibt ein paar Grauzonen, aber Haas ist ein gutes Modell, das wir nicht zerstören wollen.»