Formel 1: Hamilton und Ferrari werden verhöhnt

Berger: Frauen, Spaß und Partys als Gegenwelle

Von Andreas Reiners
Gerhard Berger gewann zehn Formel-1-Rennen

Gerhard Berger gewann zehn Formel-1-Rennen

Gerhard Berger gehörte in den 80er und 90er Jahren zu den Topfahrern der Formel 1, zum Titel reichte es aber nicht. Hätte es für Partys WM-Punkte gegeben, wäre er ganz vorne dabei gewesen, wie er sagt.

Gerhard Berger weiß, dass mehr drin war. Dass er mehr hätte erreichen können als zehn Siege in 210 Rennen in der Formel 1. Zwei dritte WM-Plätze zwischen 1984 und 1997 stechen in der Vita bei den Platzierungen heraus.

Doch schon damals ging es nicht nur um Talent, schon damals reichte die reine Gabe nicht aus. Schon damals zählte das berühmte Gesamtpaket.

Also: «Fleiß, Disziplin, Egoismus, Speed, Killerinstinkt, Glück», so Berger: «Das kann dich zum Titel führen. Das Paket war aber bei mir nicht so ausgeprägt wie bei Ayrton Senna, Alain Prost oder Lewis Hamilton.»

Was fehlte?

Berger macht keinen Hehl daraus, dass es nicht nur um den knallharten Rennsport ging. «Ich habe immer versucht, beide Seiten der Medaille abzudecken. Die der Disziplin, der Härte des Rennsports. Aber auch den Spaß, das Nachtleben. Man kann damit Rennen gewinnen so wie ich, Weltmeisterschaften aber nicht.»

Gehen heute die Rennfahrer früh oder am Rennwochenende mit Laptop oder Daten ins Bett, war Nachtruhe für Berger ein Fremdwort. «Ich bin gar nicht ins Bett gegangen. Rauchen gehörte zum Glück nie dazu, Alkohol hat schon damals als Sportler nicht gut funktioniert, aber Frauen, Spaß, Partys gehörten dazu.»

Aber nicht nur wegen der Feierei an sich. «Es war eine Art Gegenwelle, den man zu einem harten Sport, der gefährlich war, erzeugt hat. Da konnte man alles vergessen. Ich habe das Leben gerne genossen.»

Heute sei ein absolutes Aufgeben von allen Ablenkungen angesagt, volle Konzentration auf den Rennsport. «Das ist ein eigner Typ Mensch, der das kann. Dazu habe ich aber nie gehört. Aber ganz klar: Wäre es darum gegangen, beide Seiten bestmöglich mitgenommen zu haben, wäre ich wahrscheinlich zehnmaliger Weltmeister. Das wird nur leider so nicht gemessen. Aber die Karriere ist gut so wie sie war. Vor allem: Ich lebe noch. Viele Kollegen haben es nicht geschafft.»

Er kann sich vorstellen, in der heutigen Formel 1 zu fahren, «aber ich würde in die heutige Formel 1 nicht gut reinpassen. Bei uns war es rustikaler, die Schrauben waren andere. Wir hatten nicht so eine Flut an Daten und keine Schar von Ingenieuren, die sie ausgewertet haben. Wir haben es selbst machen müssen, es war ein anderer Sport», so Berger.

«Normalerweise könnten gute Fahrer aus einer Generation auch in einer anderen Generation gut sein. Aber wahrscheinlich müsste ich in dieser Generation aufgewachsen sein. Es ist ein anderes Leben, meine Zeit war für mich maßgeschneidert.»


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