Aeroscreen: Von FIA verworfen, von Indy-Stars gelobt
Seit Jahren experimentieren die Sicherheitsexperten des Autoverbands FIA mit Schutzvorrichtungen, welche den Kopf des Einsitzerpiloten vor schlimmen Verletzungen bewahren sollen. Ausprobiert wurden zunächst geschlossene Kanzeln wie bei einem Jagdflugzeug, dann der so genannte Halo (Heiligenschein). Es folgte der Aeroscreen von «Red Bull Advanced Technologies», eine Schutzscheibe.
Die Formel-1-Fahrer wollten vom Halo zunächst überhaupt nichts wissen. Der Aeroscreen (von Einigen auch «Shield» genannt), eine Scheibe aus Polyvinylchlorid (PVC), wurde im Rahmen des Russland-GP von Daniel Ricciardo (Red Bull Racing) und beim britischen Grand Prix in Silverstone von Sebastian Vettel ausprobiert. Der Ferrari-Star hatte Mühe mit der Krümmung der Scheibe.
Letztlich entschied sich die FIA für die Einführung des von Fans und Fahrern ungeliebten Halo auf Anfang 2018, inzwischen werden schrittweise alle weiteren Einsitzerserien mit diesem Titanbügel ausgestattet. Die Entwicklung des Aeroscreens stand aber nie still, und auch der Autoverband FIA beteuerte – wenn die Entwicklung weiter fortgeschritten ist, wird das System erneut für einen Einsatz in der Formel 1 begutachtet.
An diesem Punkt sind wir längst, denn IndyCar ist dem Aeroscreen gegenüber ein wenig offener als die FIA. Für IndyCar-Star Scott Dixon steht fest: Der Aeroscreen von «Red Bull Advanced Technologies ist die sinnvollere Lösung als der Halo. Der fünffache IndyCar-Champion aus Neuseeland sagt: «Der Aeroscreen ist hinsichtlich Sicherheit und Design besser. Klar, über das Aussehen lässt sich jeweils streiten, aber in Sachen Sicherheit ist das ein grosser Fortschritt.»
«Ich habe in Sachen Kopfschutz immer gesagt – wenn man as richtigmachen will, dann muss man es von Anfang an gut hinbekommen. Ich glaube, der Halo wurde sehr schnell konstruiert. Es ist cool, dass Red Bull Advanced Technologies diesen Aufwand betreibt.»
Der 39jährige Neuseeländer und Penske-Fahrer Will Power (wie Dixon IndyCar-Champion und Indy-500-Sieger) haben am 2. Oktober den Aeroscreen in Indianapolis getestet und geben grünes Licht – der Aeroscreen wird in der IndyCar-Serie 2020 eingesetzt. Es handelt sich um eine Weiterentwicklung mit Titanrahmen und einem Schirm aus Polycarbonat-Laminat. Kein Teil des damals in Sotschi 2016 ausprobierten Prototypen entspricht dem Aeroscreen von heute. Die anfänglichen Probleme mit Verzerrung sind längst gelöst.
Dixon und Power sind mit der neuen Version in Indianapolis mehr als 100 Runden gefahren. Will Power meint: «Wenn du einen Tag lang damit gefahren bist, und dann wird das Teil vom Wagen genommen, kommst du dir beinahe nackt vor. Ich bin froh, dass wir den Aeroscreen bringen. Ich habe in meiner IndyCar-Karriere so viele Unfälle erlebt mit herumfliegenden Teilen, ich kann von Glück reden, dass nie etwas Schlimmes passiert ist.»
Scott Dixon meint: «Das System ist einsatzfähig, Probleme gab es keine, auch nicht mit der Sicht. Ein netter Nebeneffekt – es ist ruhiger im Auto. Endlich kann ich mal den Funk klar und deutlich hören.»