Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Ross Brawn über Vettel–Leclerc: Schlechtes Beispiel

Von Mathias Brunner
​Ferrari-Teamchef Mattia Binotto musste in Interlagos mitansehen, wie seine Piloten Sebastian Vettel und Charles Leclerc kollidieren und ausscheiden. Was Ex-Ferrari-Teamchef Ross Brawn dazu sagt.

Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg hat das sehr schön auf den Punkt gebracht. Der Wiesbadener sagt nach der peinlichen Kollision der Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel und Charles Leclerc in Brasilien: «Keine Frage – das ist hart für das Team, es ist eine schreckliche Situation, vor allem dann, wenn man für Ferrari fährt. Das ist das Schlimmste auf der Welt, das dir als Racer passieren kann.»

Der 23fache GP-Sieger weiss sehr gut, wie sich das anfühlt: Unvergessen seine Kollision mit dem Mercedes-Stallrivalen Lewis Hamilton in Spanien 2016, die Max Verstappen bei dessen Debüt mit Red Bull Racing-Renault den Sensationssieg ermöglichte.

Wie viel Druck auf dem Kessel in jedem Rennen bei Ferrari ist, das kennt Ross Brawn aus eigener Erfahrung. Der Wegbegleiter von Michael Schumacher hat jahrelang die Geschicke der Roten geleitet, heute arbeitet der 64jährige Engländer als Sportchef der Formel 1.

In seiner Nachbesprechung des Brasilien-GP sagt Brawn: «Es ist nie schön, wenn sich Stallgefährten gegenseitig aus dem Rennen schubsen, schon gar nicht dann, wenn es um einen verhältnismässig geringen Lohn geht. Das Beste, worauf Ferrari in jener Situation hoffen konnte, war Rang 3.»

«In den Rennen unmittelbar nach der Sommerpause hatten sich die Spannungen zwischen den Piloten bei Ferrari verdichtet, seither jedoch hatte ich eher den Eindruck, dass sich das ein wenig beruhigt hat. Nun aber steht Teamchef Binotto vor der schwierigen Lage, die Dinge wieder auf den richtigen Weg zu bringen.»

«Er wird nicht daran vorbeikommen, seinen Fahrern klarzumachen – sie haben eine gewisse Verantwortung, und in Maranello heisst dies immer das Gleiche: Die Interessen des Rennstalls stehen über den Interessen des Einzelnen. In Brasilien schien es umgekehrt zu sein.»

«Ich will mich nicht auf die Diskussion einlassen, wer an der Berührung mehr Schuld hat. Aber vielleicht könnte sich einer der Ferrari-Fahrer an Lewis Hamilton mal ein Vorbild nehmen, der nach dem Rennen sofort zugegeben hat, dass er im Duell mit Albon gepatzt hat.»

«Wenn Ferrari die Dominanz von Mercedes nachhaltig beenden will, dann müssen die Italiener für 2020 nicht nur ein besseres Auto bauen; dann muss Mattia Binotto auch sicherstellen, dass Vorfälle wie in Brasilien nicht mehr vorkommen. Formel 1 ist Team-Sport, und das gilt ganz besonders für Ferrari.»

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