Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Spektakel Brasilien-GP: Was kann die Formel 1 lernen?

Von Rob La Salle
Re-Start in Interlagos

Re-Start in Interlagos

​Einmal mehr bot der Grosse Preis von Brasilien ein grandioses Spektakel, dieses Mal nicht wegen des Wetters, sondern wegen zwei Safety-Car-Phasen. Was kann die Formel 1 daraus lernen?

«Hier passiert immer etwas Dramatisches», hatte Sebastian Vettel am Donnerstag vor dem WM-Lauf in Interlagos deponiert, und der Deutsche behielt Recht: Besonders gegen Schluss des Rennens, mit den beiden Safety-Car-Phase wegen des Ausfalls von Bottas und der Kollision Vettel–Leclerc, wussten die Zuschauer gar nicht mehr, wo sie zuerst hinschauen sollten. Überall knallharte Zweikämpfe, Berührungen, Dreher, schimpfende Fahrer, am Ende Tränen beim zweitplatzierten Gasly, Tränen beim zurückgefallenen Albon, ein strahlender Verstappen, Sainz, der mit seiner McLaren-Truppe das Siegerpodest entert, zwei grimmige Ferrari-Fahrer – also ehrlich, emotionaler geht das nicht.

Formel-1-Sportchef Ross Brawn hat sich die packenden letzten Runden des Brasilien-GP aufmerksam angeschaut. Und es zeigt sich, dass eine kleine Änderung des Reglements eine grosse Auswirkung hat.

Das frühere Reglement sah bei einem Neustart nach einer Safety-Car-Phase vor: Ab der so genannten Safety-Car-Linie durften die Piloten voll aufs latschen. Die lag je nach Rennstrecke mehrere hundert Meter vor der Start/Ziel-Linie.

Seit 2019 jedoch steht im Reglement, dass beim Neustart nicht vor der Start/Ziel-Linie überholt werden darf. Das bedeutet: Leader Hamilton musste das Feld bei ersten Re-Start bis zu dieser Linie hinter sich halten, alle Rivalen sassen ihm richtig im Nacken. Und weil eben alle aufeinanderklebten, kam es sofort zu Attacken hüben und drüben, allen voraus Max Verstappen, der sich Hamilton sofort zur Brust nahm.

Brawn weiss auch aus den USA, wie Neustarts die Rennen beleben. In seiner Nachbesprechung des WM-Laufs sagt der Brite: «Beim zweiten Neustart hat das Max extrem gemacht, er hat das Feld verlangsamt, um sicherzugehen, dass ihn bei grün niemand aus dem Windschatten heraus überholen kann.» Das ist durchaus erlaubt: In solch einer Situation gibt der Leader das Tempo vor, und wenn er nichts Gefährliches macht, ist das seitens der Rennleitung okay.

Brawn weiter: «Ich fand die Neustarts selber aufregend und faszinierend. Wir sehen uns das nun im Detail an. Aber eines ist jetzt schon klar: Die Tatsache, wie dicht das Feld beisammen lag, das war die Grundlage zu den grandiosen folgenden Runden – die Fahrer kämpften mit Zähnen um Klauen um jeden Zentimeter. Wenn wir ein solches Szenario öfter haben könnten, dann hätte gewiss niemand etwas dagegen einzuwenden.»

Auch die Piloten haben die Rad-an-Rad-Kämpfe geniessen können. Daniel Ricciardo: «Wenn du erst so spät freie Bahn bekommst, dann bleibt das Feld automatisch dichter beisammen. Im Feld herrscht da ein ziemliches Gedrängel, du siehst einige blockierte Räder, die Fahrer versuchen, ihre Reifen auf Temperatur zu bringen und auch die Bremsen, aber gleichzeitig darfst du ja bis zur Start/Ziel-Linie nicht am Vordermann vorbei, das ist durchaus ein Adrenalinkick, und wenn du den Leader etwas weiter vorne erkennen kannst, dann ist das ein zusätzlicher Anreiz, dich beim Neustart voll reinzuhängen. Von mir aus gerne mehr davon.»

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