Charles Leclerc im Ferrari: So gut ist das erste Jahr
Charles Leclerc
Fans und Fachleute waren gleichermassen gespannt: Wie würde sich der 21jährige Charles Leclerc im ersten Jahr bei Ferrari wohl schlagen? Die Ergebnisse vor dem Wechsel in ein Top-Team hatten darauf hingedeutet: Der Monegasse ist ein potentieller Weltmeister. Er gewann 2016 die GP3-Meisterschaft, 2017 den Formel-2-Titel, beides im ersten Anlauf, 2018 bestätigte Ferrari, dass er ab Melbourne 2019 im zweiten Werksauto neben Sebastian Vettel sitzen würde. Die erste Formel-1-Saison hat Leclerc auf Rang 13 abgeschnitten, in Diensten von Alfa Romeo-Sauber.
Der Franzose Esteban Ocon richtete mit der grossen Kelle an: «Leclerc hat alle Möglichkeiten, schon im ersten Jahr mit Ferrari ein Wörtchen um den Titel mitzureden.» Und tatsächlich: Hätte ihn nicht sein Motor im Stich gelassen, so wäre Leclerc beim zweiten Einsatz in Rot als Sieger über die Ziellinie gefahren, in der Nacht von Bahrain. Dabei war er von der Pole-Position losgefahren.
Sein früherer Teamchef Fred Vasseur meint: «Charles hat stets extrem schnell sehr viel gelernt und umgesetzt. Ich war immer davon überzeugt: Charles ist für die Aufgabe in einem Top-Team bereit.»
Leclerc erwartete von sich selber eine Menge, er hat tatsächlich von ein paar Siegen gesprochen, «am liebsten in Monaco und Monza».
Das mit dem Heim-GP-Sieg hat nicht geklappt, dafür doppelte er nach seinem ersten Formel-1-Triumph in Belgien tatsächlich in Monza gleich nach – erster GP-Sieg in Italien für Ferrari nach neun Jahren!
Kein Formel-1-Fahrer hat 2019 mehr Pole-Positions errungen als Charles Leclerc, nur Hamilton kann mehr beste Rennrunden vorweisen, nur Hamilton und Bottas standen öfter auf dem Podest.
Sehen wir uns einmal an, wie sich seine Ferrari-Vorgänger in ihrem ersten Grand Prix in Rot so geschlagen haben – wir blicken dabei auf die vergangenen dreissig Jahre.
Erster Grand Prix im Ferrari
Charles Leclerc in Australien 2019: 5.
Sebastian Vettel in Australien 2015: 3.
Fernando Alonso in Bahrain 2010: 1.
Giancarlo Fisichella in Monza 2009: 9. (Ersatz für Felipe Massa)
Luca Badoer in Valencia 2009: 17. (Ersatz für Felipe Massa)
Kimi Räikkönen in Australien 2007: 1.
Felipe Massa in Bahrain 2009: 9.
Rubens Barrichello in Australien 2000: 2.
Mika Salo in Österreich 1999: 9. (Ersatz für Michael Schumacher)
Michael Schumacher in Australien 1996: Ausfall
Eddie Irvine in Australien 1996: 3.
Nicola Larini in Japan 1992: 12.
Ivan Capelli in Südafrika 1992: Ausfall
Gianni Morbidelli in Australien 1991: 6.
Alain Prost in Phoenix 1990: Ausfall
Nigel Mansell in Brasilien 1989: 1.
Nur drei Fahrer konnten also in diesem Zeitraum auf Anhieb gewinnen: Fernando Alonso, Kimi Räikkönen und Nigel Mansell.
Darüber hinaus wollten wir wissen, wie Leclerc gemessen an seinen Vorgängern in der ersten Saison für Ferrari abgeschnitten hat. Hier das Ergebnis.
Erste Saison für Ferrari (nur volles Jahr)
Charles Leclerc 2019
Pole-Positions: 7
Beste Rennrunden: 4
Siege: 2
WM-Platzierung: 4.
Sebastian Vettel 2015
Pole-Positions: 1
Beste Rennrunden: 1
Siege: 3
WM-Platzierung: 3.
Fernando Alonso 2010
Pole-Positions: 2
Beste Rennrunden: 5
Siege: 5
WM-Platzierung: 2.
Kimi Räikkönen 2007
Pole-Positions: 3
Beste Rennrunden: 6
Siege: 6
WM-Platzierung: Weltmeister
Felipe Massa 2006
Pole-Positions: 3
Beste Rennrunden: 2
Siege: 2
WM-Platzierung: 3.
Rubens Barrichello 2000
Pole-Positions: 1
Beste Rennrunden: 3
Siege: 1
WM-Platzierung: 4.
Michael Schumacher 1996
Pole-Positions: 4
Beste Rennrunden: 2
Siege: 3
WM-Platzierung: 3.
Eddie Irvine 1996
Pole-Positions: 0
Beste Rennrunden: 0
Siege: 0
WM-Platzierung: 10.
Alain Prost 1990
Pole-Positions: 0
Beste Rennrunden: 2
Siege: 5
WM-Platzierung: 2.
Nigel Mansell 1989
Pole-Positions: 0
Beste Rennrunden: 3
Siege: 2
WM-Platzierung: 4.
Ergebnis: Wir haben unter den Ferrari-Debütanten einige Schwergewichtler, aber keiner hat im ersten Jahr so viele Pole-Positions eingeheimst wie Leclerc.
Bei den besten Rennrunden muss sich Leclerc nur von Alonso und Räikkönen schlagen lassen.
Und in Sachen Siege machten das besser: Vettel, Alonso, Räikkönen, Schumacher und Prost.
In dieser Gesellschaft darf sich Charles Leclerc durchaus wohlfühlen.