Ross Brawn: «Hamiltons Leistung wird unterschätzt»
Lewis Hamilton im W11
Bevor Ross Brawn im Januar 2017 die Rolle des Formel-1-Sportdirektors übernahm, der sich auch um die technische Seite des Sports kümmert, hatte er schon eine beachtliche Karriere im GP-Zirkus hinter sich. In dieser arbeitete er mit Talenten wie Rekord-Weltmeister Michael Schumacher und dem aktuellen Champion Lewis Hamilton zusammen.
Entsprechend gut kann der 65-jährige Brite die Frage beantworten, was die Besten von den Guten unterscheide. Im Gespräch mit «The42» erklärte er in Toronto: «Einige haben einfach ein bisschen mehr drauf als die anderen. Und wenn diese Jungs, auf die das zutrifft, auch über das nötige Können, Professionalität und Intelligenz verfügen, dann kommt dabei ein Michael Schumacher oder Lewis Hamilton heraus.»
«Im Gegensatz dazu steht etwa ein Eddie Irvine, der sehr talentiert und professionell war, aber nicht über das letzte Prozent verfügte», verdeutlichte Brawn, und stellte auch gleich klar: «Das Ganze ist auch nicht eine Frage des Einsatzes oder der Übung. Ganz egal, wie sehr du es versuchst und wie hart du trainierst, du kannst dieses eine Prozent nicht schaffen. Das musst du in der DNS haben.»
«Bei Michael war es sehr aussergewöhnlich, wie viel freie Kapazität er hatte, wenn er ein Auto fuhr», erinnerte sich der frühere Ferrari-Technikchef, und schwärmte: «Ich habe keinen anderen Fahrer getroffen, der das so gut konnte. Er konnte ein Formel-1-Auto bewegen und hat dabei trotzdem alles mitbekommen, was sonst abgeht. Normalerweise fokussieren sich die Piloten ganz aufs Fahren.»
Auch für den sechsfachen Champion Lewis Hamilton, mit dem er bei Mercedes zusammenarbeitete, hatte Brawn lobende Worte übrig. «Wird Lewis unterschätzt? Ich denke schon. Denn er ist nicht sehr kontrovers, er macht nicht viele Fehler und er ist sehr gut darin, sein Rennwochenende erfolgreich zu gestalten. Er liefert trostartige Qualifying-Runden, das Team arbeitet auch super, er startet von der ersten Reihe und macht keine Dummheiten, sodass er am Ende gewinnt. Es ist also sehr leicht, seine Leistung zu unterschätzen. Aber er ist etwas ganz Besonderes.»