Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Barcelona, Tag 5: Vettel-Bestzeit im Ferrari sinnlos?

Von Mathias Brunner
​Viele Tifosi werden auf die Zeitenliste des fünften Testtags gucken und sich freuen: Sebastian Vettel im Ferrari vorne. Aber die bisherige Testarbeit zeigt – Bestzeiten in Spanien sind wenig aussagekräftig.

Punkt 15.38 Uhr zeigte am Circuit de Barcelona-Catalunya ein Blick auf die Bildschirme, welcher Zerrspiegel die Formel 1 sein kann: Bestzeit von Sebastian Vettel im Ferrari, der Silberpfeil von Lewis Hamilton als Zweitletzter, der Weltmeister ein wenig verloren neben seinem gestrandeten Wagen stehend. Hamilton hatte eben eine Rennsimulation begonnen, auf mittelharten Pirelli-Reifen. Mercedes spricht von einer Anomalie beim Öldruck, aus Sicherheitsgründen wurde Lewis angewiesen, das Auto ausrollen zu lassen.

Hamiltons Stallgefährte Valtteri Bottas hatte uns zuvor zu bedenken gegeben: «Aus den Tests würde ich nur sehr vorsichtig Rückschlüsse ziehen. Wir waren vor einem Jahr beim Test hier ordentlich, dann aber in Australien ganz stark. Zudem wissen wir nicht, welche Evo-Teile die Rennställe nach Melbourne mitbringen. Nur die Teams selber wissen genau, was sie alles noch im Köcher haben. Die Formel 1 kann ein seltsames Spiel sein, daher sollte man auch nicht alle Aussagen der Leute bei den Testfahrten nicht für bare Münze nehmen.»

Kugelsicher ist kein Auto, auch nicht der Mercedes, der bislang so mustergültig gelaufen war. Und nur die treuherzigsten Tifosi erwarten, dass Ferrari beim WM-Auftakt das Mass der Dinge sein wird. Nicht mal die Dauerläufe der Weltmeister Vettel und Hamilton gönnten uns einen Vergleich (Spritmenge mal beiseite): Der Heppenheimer war mit C2-Reifen unterwegs, der Engländer mit weicheren C3 von Pirelli.

Wo stehen wir also einen Tag vor Schluss der Wintertests? Einfach gesagt: Wer jetzt noch keine Rennsimulation absolviert, ist im Hintertreffen. Es hat an diesem Donnerstag in Katalonien nicht geholfen, dass die Strecke erst zum Mittag hin in brauchbarem Zustand war. In der Nacht hatte es geregnet, bei klammen Temperaturen trocknete die Bahn nur zögerlich ab, trotz des Windes.

Nochmals Valtteri Bottas: «Der Wind verfälscht die Erkenntnisse. Er macht Vergleiche zur Testarbeit von vergangener Woche schwierig. Das ist ein weiterer Faktor, welcher das wahre Bild verschleiert, auch wenn er für alle gleich ist.»

Max Verstappen dazu: «Das Handling ist nicht einfach einzuschätzen. Gestern war es sehr windig, so ging es heute weiter. Das macht die Arbeit schwierig. Aber auch das ist für alle Fahrer gleich. Was wirklich Sache ist, sehen wir ohnehin erst in Australien. Was die eigene Arbeit angeht, so bin ich bislang zufrieden.»

Renault-Pilot Esteban Ocon will von Wind nichts hören: «An einem Rennwochenende kann es windig sein, du musst auch dann dein Programm durchziehen können.»

Sebastian Vettel hatte sich am Morgen gedreht, so wie auch Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo-Sauber). Der Ferrari blieb heil, der Wagen von Giovinazzi nicht – Heckflügel kaputt. Für die Techniker von Alfa Romeo-Sauber war das überaus ärgerlich: Es handelte sich um eine verbesserte Version, von der gab es nur ein Exemplar. Das Getriebe blieb offenbar heil, die hintere Crash-Struktur nicht.

Zuvor hatte Verstappen seinen Red Bull Racing-Honda in ein Kiesbett versenkt. «Wir konnten die ganzen neuen Teile dennoch ausprobieren, das war kein Problem.» Gut für den Niederländer: Bei seinem Besuch im Kiesbett wurde nur der Stolz ramponiert.

Einige zaghafte Eindrücke: Mercedes behält die Silberpfeilspitze vorn, der Wagen von Red Bull Racing-Honda liegt in den Kurven besser als der Ferrari.

Im Mittelfeld dürfte die Reihenfolge lauten: Racing Point vorne, McLaren und Renault dahinter ungefähr auf Augenhöhe, AlphaTauri einen Hauch dahinter. Die Pink Panther treten ziemlich selbstsicher auf: In der Testform von Barcelona muss Ferrari sogar um Platz 3 in der Hackordnung fürchten. Aber nochmals: Selbst die hellsten Köpfe tappen im Dunkeln, wenn es um Spritmengen und freigegebene Leistung der Gegner geht.

Renault-Fahrer Ocon berichtete nach seinem Einsatz am Morgen: «Wir haben uns bei der Abstimmung ein wenig verlaufen. Für den Nachmittagseinsatz von Daniel Ricciardo wurde wieder zurückgebaut.»

Haas-Teamchef Günther Steiner glaubt fest daran, dass der neue Renner konkurrenzfähiger sein wird. Dennoch erhärtet sich der Eindruck: Das wird kaum reichen, um von Rang 9 wegzukommen. Williams hat den Anschluss ans Mittelfeld geschafft und könnte die rote Laterne fallweise abgeben.

Eine Merkwürdigkeit dieser Wintertests: Bislang ist von vier Formel-1-Motoren (Renault, Honda, Mercedes und Ferrari) nur der französische 1,6-Liter-V6-Motor ohne Mucken gelaufen.

Barcelona-Test, Tag 5 (27. Februar)

1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF1000, 1:16,841 (145 Runden) C5
2. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT01-Honda, 1:17,066 (139) C5
3. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP20-Mercedes, 1:17,118 (130) C3
4. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43-Mercedes, 1:17,313 (160) C5
5. Lando Norris (GB), McLaren MCL35-Renault, 1:17,573 (113) C3
6. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16-Honda, 1:17,738 (31) C2
7. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W11, 1:17,985 (47) C3
8. Esteban Ocon (F), Renault RS20, 1:18,013 (37) C4
9. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-20-Ferrari, 1:18,225 (111) C3
10. Alex Albon (T), Red Bull Racing RB16-Honda, 1:18,393 (61) C2
11. Daniel Ricciardo (AUS), Renault RS20, 1:18,395 (59) C3
12. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:19,670 (92) C3
13. Lewis Hamilton (AUS, Mercedes W11, 1:22,425 (14) C3

Barcelona-Test, Tag 4 (26. Februar)

1. Robert Kubica (PL), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:16,942 (53 Runden) C5
2. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16-Honda, 1:17,347 (84) C3
3. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP20-Mercedes, 1:17,428 (48) C3
4. Daniil Kvyat (RUS), AlphaTauri AT01-Honda, 1:17,456 (61) C3
5. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT01-Honda, 1:17,540 (25) C4
6. Alex Albon (T), Red Bull Racing RB16-Honda, 1:17,550 (29) C2
7. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W11, 1:17,562 (89) C2
8. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP20-Mercedes, 1:17,787 (43) C3
9. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W11, 1:18,100 (90) C3
10. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF1000, 1:18,113 (84) C3
11. Daniel Ricciardo (AUS), Renault RS20, 1:18,214 (53) C2
12. Carlos Sainz (E), McLaren MCL35-Renault, 1:18,221 (46) C3
13. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF1000, 1:18,244 (80) C3
14. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43-Mercedes, 1:18,300 (48) C4
15. George Russell (GB), Williams FW43-Mercedes, 1:18,535 (59) C3
16. Romain Grosjean (F), Haas VF-20-Ferrari, 1:18,670 (107) C3
17. Lando Norris (GB), McLaren MCL35-Renault, 1:18,826 (57) C2
18. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:19,515 (51) C3
19. Esteban Ocon (F), Renault RS20, 1:21,542 (74) C2

Pirelli-Reifen von C1 (hart) bis C5 (extraweich)

Wintertest 1 in Barcelona (19.–21. Februar 2020)

1. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W11, 1:15,732 FR C5
2. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W11, 1:16,516 FR C5
3. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:17,091 DO C5
4. Esteban Ocon (F), Renault RS20, 1:17,102 FR C4
5. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP20-Mercedes, 1:17,338 FR C4
6. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP20-Mercedes, 1:17,347 DO C3
7. Daniil Kvyat (RU), AlphaTauri AT01-Honda, 1:17,427 FR C4
8. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:17,469 FR C5
9. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16-Honda, 1:17,516 MI C3
10. Daniel Ricciardo (AUS), Renault RS20, 1:17,574 FR C4
11. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT01-Honda, 1:17,783 FR C4
12. Carlos Sainz (E), McLaren MCL35-Renault, 1:17,842 MI C3
13. Alexander Albon (T), Red Bull Racing RB16-Honda, 1:17,912 DO C2
14. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF1000, 1:18,154 DO C4
15. George Russell (GB), Williams FW43-Mercedes, 1:18,168 DO C3
16. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF1000, 1:18,289 MI C3
17. Romain Grosjean (F), Haas VF-20-Ferrari, 1:18,380 FR C3
18. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43-Mercedes, 1:18,382 MI C3
19. Robert Kubica (PL), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:18,386 MI C3
20. Lando Norris (GB), McLaren MCL35-Renault, 1:18,454 FR C3
21. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-20-Ferrari, 1:18,466 MI C3

MI = Mittwoch 19.2., DO = Donnerstag 20.2., FR = Freitag 21.2.
Pirelli-Reifen von C1 (hart) bis C5 (extraweich)

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