Max Verstappen, Red Bull Racing-Honda: Einfacher Plan
Max Verstappen
Manchmal ist ein Pilot froh, wenn er nicht am Lenkrad sitzt. Vielleicht hatte Max Verstappen an diesem Morgen des vierten Barcelona-Testtags diesen Gedanken. Denn der Wagen unter dem Thai-Briten Alex Albon verschwand nach ersten Aufwärmrunden am Mittwochmorgen im Dunkel der Box von Red Bull Racing-Honda – wegen eines Problems mit der Aufhängung. Kleine Ursache, grosse Wirkung: Erst kurz vor Mittag konnte der Londoner wieder auf die Bahn gehen und fetzte in drittbester Morgenzeit um die katalanische Strecke.
Albon danach: «Es war ein wenig frustrierend, so viel Zeit zu verlieren. Aber wir sind gut unterwegs, wir sind nicht zurückgefallen. Das Fahrgefühl ist noch besser als in der vergangenen Woche. Ich darf nicht zu viel verraten, aber das fühlt sich alles gut an.» Was meint Alex zur Konkurrenz? Albon lächelt: «Ich bin sicher, Mercedes zeigt nicht, was sie wirklich können.»
Weil neben Albon auch der AlphaTauri von Pierre Gasly nicht mehr auf der Bahn zu sehen war, kursiert schnell – ein Motorproblem bei Honda. Stimmte aber nicht. Ganz im Gegenteil läuft der japanische 1,6-Liter-V6-Motor bislang klaglos. Ein Motorwechsel in der ersten Testwoche erwies sich als unnötig, der Fehler lag in der Datenaufzeichnung, nicht an der Technik.
Um genau zu sein, laufen die japanischen Hybridmotoren so gut, dass bisher keine Motorwechsel geplant sind, wie auch Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner bestätigt hat. «Wenn wir ein Rennen weniger haben», sagt der Engländer, «so wäre unser Leben etwas einfacher. Bislang stimmt alles – Leistung, Zuverlässigkeit, Abgleich zwischen Prüfständen und Rennstrecke, die Fahrer sind zufrieden. Wenn es so weitergeht, sollte der Einsatz eines vierten Aggregats nicht notwendig sein.»
Der achtfache GP-Sieger Max Verstappen übernahm den Red Bull Racing RB16-Honda für den Nachmittag. Der letzte Pistensektor ist ein Stolperstein für Max, hier hat er sich nun im Rahmen der Wintertests schon zum dritten Mal gedreht.
Eine halbe Stunde vor Tagesschluss liess Verstappen in zweitschnellster Zeit um den Kurs jagen, dies auf mittelharten Pirelli-Reifen (C3, gelb markiert). Echte Vergleiche zum Silberpfeil bleiben schwierig. Nur RBR weiss, wie viel Sprit an Bord war, nur die Honda-Techniker wissen, wie scharf ihr 1,6-Liter-V6-Motor gestellt war.
Kurz vor Schluss des Tages rollte Verstappens Wagen antriebslos aus: «Keine Ahnung, was da passiert ist. Das müssen wir uns in Ruhe anschauen.»
Der Niederländer sagt zu seinem Halbtag: «Generell müssen wir bei Testfahrten ganz vorsichtig sein. Letztlich weiss niemand genau, was Sache ist. Deshalb haben wir einen ganz einfachen Plan – es ist besser, sich auf den eigenen Wagen zu konzentrieren und nicht links und rechts zu schauen. Wenn du deinen Renner halbwegs verstehst, dann hast du gute Chancen, in Australien bei der Abstimmung das Richtige zu tun. Aber wir werden erst in Melbourne erfahren, wo wir stehen.»
«Was ich auch sagen kann: Dieses Auto ist besser als das letztjährige. Wo uns das hinbringt, ist kaum zu sagen. Grundsätzlich müssen wir in allen Belangen besser werden. Wenn du ein Wörtchen mitreden willst bei der Vergabe des WM-Titels, dann müssen wir überall zulegen. Heute waren kaum Evo-Teile am Wagen, die kommen noch, so wie bei allen Top-Teams. Das Fahrgefühl stimmt. Aber ob der Wagen schnell genug ist? Schwer zu sagen. Was wir auch nicht vergessen dürfen: Melbourne ist eine ganz andere Hausnummer als Barcelona. Was auf dieser Strecke hier funktioniert, muss nicht gezwungenermassen auch in Australien funktionieren.»
Die vierfachen Weltmeister Red Bull Racing werden mit der Fahrer-Rochade weitermachen: Am Donnerstag (27. Februar) wird Verstappen beginnen, dann steigt wieder Albon ein; am letzten Testtag ist das dann umgekehrt, mit Albon vor Verstappen.
Barcelona-Test, Tag 4
1. Robert Kubica (PL), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:16,942 (53 Runden) C5
2. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16-Honda, 1:17,347 (84) C3
3. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP20-Mercedes, 1:17,428 (48) C3
4. Daniil Kvyat (RUS), AlphaTauri AT01-Honda, 1:17,456 (61) C3
5. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT01-Honda, 1:17,540 (25) C4
6. Alex Albon (T), Red Bull Racing RB16-Honda, 1:17,550 (29) C2
7. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W11, 1:17,562 (89) C2
8. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP20-Mercedes, 1:17,787 (43) C3
9. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W11, 1:18,100 (90) C3
10. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF1000, 1:18,113 (84) C3
11. Daniel Ricciardo (AUS), Renault RS20, 1:18,214 (53) C2
12. Carlos Sainz (E), McLaren MCL35-Renault, 1:18,221 (46) C3
13. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF1000, 1:18,244 (80) C3
14. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43-Mercedes, 1:18,300 (48) C4
15. George Russell (GB), Williams FW43-Mercedes, 1:18,535 (59) C3
16. Romain Grosjean (F), Haas VF-20-Ferrari, 1:18,670 (107) C3
17. Lando Norris (GB), McLaren MCL35-Renault, 1:18,826 (57) C2
18. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:19,515 (51) C3
19. Esteban Ocon (F), Renault RS20, 1:21,542 (74) C2
Pirelli-Reifen von C1 (hart) bis C5 (extraweich)
Wintertest 1 in Barcelona (19.–21. Februar 2020)
1. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W11, 1:15,732 FR C5
2. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W11, 1:16,516 FR C5
3. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:17,091 DO C5
4. Esteban Ocon (F), Renault RS20, 1:17,102 FR C4
5. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP20-Mercedes, 1:17,338 FR C4
6. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP20-Mercedes, 1:17,347 DO C3
7. Daniil Kvyat (RU), AlphaTauri AT01-Honda, 1:17,427 FR C4
8. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:17,469 FR C5
9. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16-Honda, 1:17,516 MI C3
10. Daniel Ricciardo (AUS), Renault RS20, 1:17,574 FR C4
11. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT01-Honda, 1:17,783 FR C4
12. Carlos Sainz (E), McLaren MCL35-Renault, 1:17,842 MI C3
13. Alexander Albon (T), Red Bull Racing RB16-Honda, 1:17,912 DO C2
14. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF1000, 1:18,154 DO C4
15. George Russell (GB), Williams FW43-Mercedes, 1:18,168 DO C3
16. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF1000, 1:18,289 MI C3
17. Romain Grosjean (F), Haas VF-20-Ferrari, 1:18,380 FR C3
18. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43-Mercedes, 1:18,382 MI C3
19. Robert Kubica (PL), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:18,386 MI C3
20. Lando Norris (GB), McLaren MCL35-Renault, 1:18,454 FR C3
21. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-20-Ferrari, 1:18,466 MI C3
MI = Mittwoch 19.2., DO = Donnerstag 20.2., FR = Freitag 21.2.
Pirelli-Reifen von C1 (hart) bis C5 (extraweich)