McLaren-Teamchef Andreas Seidl: Enorme Solidarität
McLaren-Teamchef Andreas Seidl
Eine nachgewiesene Coronavirus-Erkrankung bei McLaren brachte den Autosport-Weltverband FIA und «Formula One Management» FOM endlich zum Nachdenken: Als sich McLaren vom Australien-GP zurückzog, schlossen sich mehr und mehr Rennstallchefs der Ansicht an – es ist einfach nicht zu verantworten, das erste GP-Wochenende zu beginnen, als gäbe es die Bedrohung Coronavirus nicht.
McLaren reagierte auch in Sachen Quarantäne schnell. Vierzehn Fachkräfte, die mit dem erkrankten Mitarbeiter am engsten zu tun hatten, wurden in Melbourne in Isolation gesteckt. Gemäss Angaben von McLaren geht es ihnen den Umständen entsprechend gut. Sie werden ständig beobachtet. Sollte bei ihnen nach zwei Wochen kein Coronavirus nachgewiesen werden, werden sie nach Grossbritannien zurückkehren dürfen.
Seit Montag, 16. März ist bei McLaren ein Schichtbetrieb eingeführt worden, wie es ihn beim englischen Traditionsrennstall noch nie gab: Jede Abteilung wird geteilt – eine Gruppe arbeitet eine Woche lang, ihre Kollegen bleiben zuhause, dann wird gewechselt. Wer Krankheitssymptome feststellt, bleibt mindestens zwei Wochen zuhause.
McLaren-Teamchef Andreas Seidl sagt zur Situation: «Ich fand es fabelhaft zu sehen, wie das ganze Team in diesen schwierigen Stunden zusammengerückt ist. Jeder hilft und unterstützt den anderen. Ich bin stolz auf meine Leute, die unter viel Druck kühlen Kopf bewahrt und Rückgrat bewiesen haben. Alle blieben ruhig und haben sich auf ihren Job konzentriert, das hat es der Führungsetage erleichtert, mit dieser ungewöhnlichen Situation umzugehen.»
«Es war nicht einfach für einige Mitarbeiter, sich mit einer Quarantäne abzufinden. Ich schulde Rennchef Andrea Stella besonderen Dank, der aus freien Stücken in Australien geblieben ist, um unsere Jungs zu unterstützen.»
«Unsere Fahrer Carlos Sainz und Lando Norris sind in grosser Sorge um ihre Mitarbeiter. Wir haben sie aus naheliegenden Gründen vom Rest der Mannschaft abgekapselt, beiden geht es gut, und sie halten sich ständig über den neuesten Stand auf dem Laufenden.»
Der 44jährige Passauer weiter: «Ich fand es auch grossartig zu sehen, wie Kollegen von anderen Rennställen enorme Solidarität gezeigt und sofort mit angepackt haben. Wenn dir vierzehn Mitarbeiter nicht zur Verfügung stehen, ist das Verpacken der ganzen Frachtkisten ziemlich schwierig. Wir erhielten jede Menge helfender Hände, und das zeigt, welcher Geist in der Formel 1 herrscht, wenn wirklich Not am Mann ist.»
«Ich selber bin ebenfalls noch ein paar Tage in Australien geblieben, inzwischen aber wieder in England, um mit McLaren-CEO Zak Brown zu entscheiden, wie es nun weitergeht. Was schon feststeht: Die ganze Rennmannschaft aus Australien, auch jene, die noch am GP-Wochenende nach Europa zurückgeflogen sind, wird für mindestens zwei Wochen keinen Fuss ins Rennwagenwerk setzen. Dies, um die Gefahr einer Ansteckung ihrer Arbeitskollegen zu minimieren.»