Cyril Abiteboul (Renault): «Sage Vettel nicht nein»
Renault-Teamchef Cyril Abiteboul und Sebastian Vettel
Was wird aus Sebastian Vettel über die Saison 2020 hinaus? Jeder weiss, wie stark das Herz des Heppenheimers für Ferrari schlägt. Und Teamchef Mattia Binotto hat klargemacht: «Vettel ist unsere erste Wahl, wenn es um den Stallgefährten von Charles Leclerc für 2021 geht.»
Aber das bedeutet noch lange nicht, dass Vettel in Maranello bleibt. So wenig wie es feststeht, dass Daniel Ricciardo ein Renault-Fahrer bleibt. Auch der Vertrag des Australiers läuft Ende 2020 aus. Was wird dann aus dem siebenfachen GP-Sieger?
Renault-Teamchef Cyril Abiteboul sagt in der Sendung «La Grille» von Canal+: «Wir wollen Ricciardo behalten, aber auf der richtigen Grundlage, auf einer Grundlage, die beide Parteien teilen. Es geht um das Projekt. Ich weiss, das ist jetzt eine Antwort und doch keine. Aber Vieles ist davon abhängig, was in der Saison 2020 passiert. Gelingt uns der erhoffte Fortschritt? Dürfen wir uns etwas mehr Selbstvertrauen erlauben als 2019? Passt er sich dem Team noch besser an? Wenn wir beide das Gefühl haben, das ist ein Projekt, dem man sich auf Dauer verschreiben kann, dann wieso nicht.»
Dem 42jährigen Pariser ist klar: Nicht alles bei den Verhandlungen mit Ricciardo liegt in der Hand der Franzosen. «Es ist uns völlig bewusst, dass man ihm den Hof machen wird. Wir würden uns gerne ein wenig Zeit lassen, um alle Faktoren zu durchleuchten. Aber ich habe auch Angst, dass vielleicht alles ganz schnell geht. Also müssen wir auch hellwach bleiben, damit uns keine Gelegenheit durch die Lappen geht. Wir haben natürlich längst angefangen, über die grossen Punkte zu sprechen, auch wenn es noch keine klaren Wünsche gibt.»
Sollte sich Ricciardo neu ausrichten, wäre dann Sebastian Vettel kein Thema für Renault? Immerhin war es der Heppenheimer, der von 2010 bis 2013 vier Mal in Folge Weltmeister wurde, in einem Red Bull Racing-Renner mit Renault-Motor.
Abiteboul antwortet: «Ich sage zu Vettel nicht nein, weil er ein grosser Fahrer, ein grosser Champion ist. Wir haben zusammen geschuftet, wir haben zusammen gewonnen. Aber ich strebe eigentlich an, lieber mit den Fahrern von morgen zu arbeiten als mit den Piloten von gestern. Ich weiss, es klingt vielleicht hart, das so zusammenzufassen, also bitte legt mir das jetzt nicht so aus, dass Vettel ein Fahrer von gestern sei.»
«Ich sage das vielmehr deshalb, weil wir unsere eigene Fahrerakademie haben, mit Piloten, die 2021 oder 2022 GP-reif sein könnten. Dieses Nachwuchs-Förderprogramm ist vor vier Jahren gegründet worden, mit dem klaren Ziel, einen dieser Jungen in die Formel 1 zu bringen. Am weitesten ist davon wohl Christian Lundgaard, aber wir haben noch andere Optionen. Er muss jetzt erst mal seine Formel-2-Saison fahren, und wir unser Jahr mit Daniel Ricciardo.»
«Ich glaube, dass Daniel sich mit viel Elan in dieses Projekt geworfen hat, es war ein Schritt, der besonders von der britischen Presse stark kritisiert worden ist. Sie haben wohl nicht verstanden, worum es hier geht. Unser Plan, hier etwas Besonderes aufzubauen, mit allen Perspektiven, sportlich, technisch, menschlich, das ist etwas, das ihn besonders gereizt hat. Daniel ist ein Fahrer, der nicht davor zurückschreckt, sich von Emotionen leiten zu lassen. Ich spüre, dass er gewillt ist, seiner Wahl treu zu bleiben – und vielleicht auch einigen Leuten zu beweisen, dass seine Wahl die richtige gewesen ist.»