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Buddh-Circuit in Indien wird zur Quarantäne-Station!

Von Mathias Brunner
​Die frühere Formel-1-Rennstrecke «Buddh International Circuit» wird in der Corona-Katastrophe zu einer Quarantäne-Station umfunktioniert. Indien hat enorme Probleme mit Wander-Arbeitern.

Der indische Premierminister Narendra Modi hat eine Ausgangssperre für 1,37 Milliarden Mitbürger verhängt. Um die weitere Verbreitung des Virus SARS-CoV-2 zu verlangsamen, sollen die Menschen zuhause bleiben. In Indien werden derzeit 1251 Menschen offiziell als Covid-19-erkrankt geführt, 32 Menschen sind an der Lungenkrankheit verstorben. Das Gesundheitsministerium bestätigt lediglich 645 Fälle. Aber an diese Zahlen glaubt niemand, denn es wird kaum getestet, und die Dunkelziffer dürfte gewaltig sein.

Das Zuhausebleiben ist in der Praxis nicht einfach. Wir sehen in den Nachrichten aus Indien Bilder einer wahren Völkerwanderung. Hunderttausende stehen dicht gedrängt beisammen, Plätze in Bussen und Zügen wurden immer rarer, dann wurde der öffentliche Verkehr ganz eingestellt. Solche Menschenmassen sind ein idealer Ort für den Virus, um sich zu verbreiten.

Das Problem im Indien sind die vielen Taglöhner. Sie stehen von heute auf morgen ohne Einkommen da. Sie versuchen, sich zu Fuss in ihre Dörfer zurück zu schlagen. Auf den leeren Autobahnen wandern Menschen. Viele von ihnen haben seit Tagen nichts gegessen, manche haben noch nicht mal Schuhe an den Füssen.

In Indien gelten 60 Prozent der Bevölkerung als arm. Die Regierung hat ein Finanzpaket in Höhe von rund 20 Milliarden Euro abgesegnet, um die Ärmsten vor dem Verhungern zu bewahren. Wie diese Hilfe die Menschen erreichen soll, kann keiner sagen.

Auch die Bezirksregierung von Gautam Buddh Nagar bei Neu-Delhi versucht, mit dem Problem der Wander-Arbeiter klarzukommen. Die Regierung hat angefangen, Bezirksgrenzen zu schliessen. Daher müssen Mittel und Wege gefunden werden, wie die Arbeiter untergebracht und ernährt werden können.

Der Amtsrichter von Gautam Buddh Nagar hat nun beschlossen: Die frühere Formel-1-Rennstrecke «Buddh International Circuit» wird zu einer Quarantäne-Station umfunktioniert. Hier sollen Wander-Arbeiter wohnen, hier werden Tests durchgeführt und Menschen in Isolation gesteckt. Noch ist unklar, wie viele Menschen hier Unterschlupf finden werden. Lokale Medien sprechen von 5000.

Auch das Jawaharlal Nehru Stadion (Austragungsort der Commonwealth Games 2010) und zahlreiche Zugwagen sind zu Unterkünften umfunktioniert worden.

Die Ausgangssperre in Indien begann am 25. März und gilt vorderhand für drei Wochen. Von einer Verlängerung ist auszugehen.

Buddh International Circuit: Beim Debüt abbruchreif

Als die Formel 1 2011 erstmals auf den «Buddh International Circuit» bei Greater Noida (ausserhalb von Neu-Delhi) ausrückte, hatte der Kurs bereits stattliche Patina, und das ist nicht als Kompliment gemeint. Die Piste war schlampig gebaut, einige Bereiche kurz nach Fertigstellung abbruchreif. Treppen führten ins Nichts, Mauern standen schräg, Türen schlossen nicht. Drei langweilige Rennen folgten in einem Land, das andere Probleme hat als die Formel 1. Die Piste war zu weit von New Delhi entfernt, um Fans anzulocken. Oder wie es ein Kollege auszudrücken pflegte: «Die meisten Zuschauer sind heute als Sitze verkleidet gekommen.»

Jahrelang zankten sich die indischen Behörden mit dem langjährigen Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone um die Entrichtung von Steuern. Die Inder waren der Meinung, dass die Rennställe für ihren Auftritt auf dem «Buddh International Circuit» eine Quellensteuer bezahlen sollten (was die Rennfahrer beispielsweise in jedem Land für ihre Arbeit entrichten). Der Knackpunkt: Das Finanzamt in Indien will die Steuer nicht auf den Gewinn der Teams erheben, sondern auf die kompletten Einkünfte. Natürlich waren die Rennställe damit nicht einverstanden. Die Summen wären horrend gewesen.

Indien war nie der beliebteste WM-Lauf im GP-Terminkalender: Die Rennställe stöhnten über Zollformalitäten, welche komplexer und undurchsichtiger waren als bei jedem anderen Formel-1-Rennen. Der ständige Smog im Grossraum Neu-Delhi und die jämmerlichen hygienischen Zustände kamen hinzu. Vom Verkehrschaos, unwürdiger Bauqualität der Rennstrecke und sinkenden Zuschauerzahlen ganz zu schweigen. Die Inder hatten kein Geld für einen Luxus wie den GP-Sport. Die Rennpiste sollte Zentrum einer ganzen Sportstadt werden, was sich als grossspuriges Gewäsch erwies.

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